Edda Neufeld-Heinrich und Mirjam Maschl (re.) in "Die Präsidentinnen".

Foto: Igor Ripak

Das Wiener Vorstadttheater bezeichnet sich selbstbewusst als Randgruppentheater. Es sind allerdings so viele Randgruppen, dass sich diese Bezeichnung zugleich ad absurdum führt: Menschen mit Behinderung, Asylwerberinnen, Alleinerziehende, Menschen unter der Armutsgrenze oder jenseits geschlechtlicher Normen. 1993 von Manfred Michalke gegründet, blickt das laufend wechselnde Ensemble auf inzwischen über dreißig Produktionen zurück, die an wechselnden Spielstätten in Wien zu sehen sind – von der Sargfabrik bis zum Theater Akzent, dem Kabelwerk bis zum Dschungel Wien. Die aktuelle Premiere findet heute, Donnerstag, in der Zwinglikirche im 15. Bezirk statt: Die Präsidentinnen von Werner Schwab.

Richtig begonnen hat alles 2003 mit Warten auf Godot, gespielt von Bewohnern des Wiener Integrationshauses. Es folgte Nachtasyl von Maxim Gorki in einer zweisprachigen Inszenierung und dann Die Irre von Chaillot mit "DarstellerInnen aus allen Krisengebieten der Welt", wie es im Programmheft hieß. Die politische Forderung nach mehr Diversifizierung auf den Bühnen hat die Gruppe also bereits vor zwei Jahrzehnten erfüllt.

Multikulturell

Manfred Michalke ist Gründer, Manager, Regisseur, Schauspieler und Pressestelle der Truppe in einer Person. Er sieht das Vorstadttheater in der Tradition der Wiener Hinterhofbühnen, die im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ein alternatives, undergroundiges, multikulturelles Kulturangebot für sozial schwache Bevölkerungsschichten boten.

In Die Präsidentinnen, dem zum Klassiker gewordenen Fäkaliendrama zwischen Abortfantasien und Papstfernsehen, spielen Margaretha Neufeld, Mirjam Maschl und Ingeborg Schwab. (afze, 7.10.2021)