Gebäudewartung: "Unsere Arbeit ist durch die 3G-Kontrollen stressiger geworden"

Max Schirlbauer und Marina Tomesek beim Rundgang auf dem Dach der TU.
Foto: David Tiefenthaler

Während der Lockdowns wurde die Arbeit trotz Distanzlehre nicht weniger: Labore und Büros mussten weiterhin zur Verfügung stehen. "Wenn Sie sich die Uni als Organismus vorstellen, schützen wir die Haut", erklärt Marina Tomesek ihre Arbeit als Mitarbeiterin der Gebäudewartung und -sicherheit der Technischen Uni Wien. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Max Schirlbauer steht sie im Foyer und führt 3G-Einlasskontrollen durch. Das Prozedere lassen die meisten Studierenden ohne Murren über sich ergehen. Um Präsenzkurse zu ermöglichen und das Gesundheitsrisiko zu minimieren, wird an jedem Eingang kontrolliert. "Unsere Arbeit ist dadurch jetzt doppelt so stressig", sagt Tomesek.

Sie und Schirlbauer kümmern sich nicht nur um die Wartung der Gebäude und Technik, ersetzen kaputte Türschlösser. Sie sind auch für die Sicherheit von Angestellten und Studierenden zuständig, leisten Erste Hilfe. Und sie erklären auch den Weg zum Hörsaal oder halten Erstsemestrigenpartys im Zaum. "Man braucht schon auch Improvisationstalent", sagt Schirlbauer über seine Tätigkeit.

Zwölf Stunden dauert eine Schicht. Sie können sich aussuchen, ob sie tagsüber oder nachts arbeiten. Passieren könne so einiges, sind sie doch oft die ersten Ansprechpartner. Regelmäßig befreien sie Menschen aus steckengebliebenen Aufzügen oder komplementieren wohnungslose Menschen, die vorübergehend in der Uni einziehen, sanft hinaus. Dabei ist vor allem soziales und kommunikatives Fingerspitzengefühl wichtig: "Man muss sich auf sehr unterschiedliche Klientel einstellen können, vom Professor bis zum Obdachlosen", sagt Tomesek. Manchmal komme es zwar zu schwierigen Situationen, doch man bekomme viel zurück: "Wenn der Beamer in einem Hörsaal nicht geht und man es nach fünf Minuten irgendwie schafft, applaudiert manchmal der ganze Hörsaal", erzählt Schirlbauer lächelnd.


Bibliothekarin "Wir sind mehr als eine Ausgabestelle für Bücher"

Christina Köstner-Pemsel im "Bauch" der Bibliothek der Universität Wien.
Foto: David Tiefenthaler

Wer im Lesesaal der Hauptbibliothek der Uni Wien lernt, ist umgeben von Prunk: Art-déco-Lampen, langen Holztischen und aufwendig gestalteten Regalen. Was den meisten verborgen bleibt, ist der 2,7 Millionen Bücher fassende "Bauch" der Bibliothek, der sich auf drei Etagen unter dem Lesesaal erstreckt. "Das war immer mein Lieblingsort", sagt Christina Köstner-Pemsel über die Zeit, als sie hier im Neonlicht für die NS-Provenienzforschung recherchiert hat. Sie ist Mitarbeiterin der "Uni-Bib", die täglich tausende Bücher bereitstellt. Im Job sei es "von Vorteil, schwindelfrei zu sein", merkt die Bibliothekarin an. Durch ein Lüftungsgitter schaut der Besucher auf die Stockwerke darunter.

Sortiert sind die Bücher chronologisch nach Anschaffungsdatum, "numerus currens"heißt das im Fachjargon. Die ältesten Bestände – gegründet wurde die Bibliothek 1365 – stammen aus dem Mittelalter. Sie dürfen nur in einem speziellen Lesesaal eingesehen werden. Es gibt auch deutsche Begriffe im Jargon: "Denkzettel" zum Beispiel. Damit werden Bücher mit rassistischem, antisemitischem oder kolonialistischem Inhalt versehen. "Wegsperren kann man sie nicht, unkommentiert will man sie aber auch nicht verleihen", erklärt Köstner-Pemsel den Umgang mit problematischer Literatur. Liebe zu Büchern reiche für den Job allein nicht aus. Viel wichtiger sei die Lust, mit Menschen zu sprechen, sie zu beraten. Dass man nichts verkaufen muss, sieht die ehemalige Buchhändlerin als Entlastung.

Um die Mittagszeit ist im Foyer und an den Schaltern wenig los. Anwesenheit ist keine Voraussetzung mehr fürs Schmökern, die Pandemie hat die Digitalisierung des Bestands beschleunigt. Dem lebhaften Treiben sei ein Dämpfer versetzt worden. Köstner-Pemsel hofft, dass sich das rasch wieder ändert: "Wir sind ein sozialer Begegnungsort, nicht nur eine Ausgabestelle für Bücher."

IT-Abteilungsleiter "Am besten kümmern wir uns um Probleme, bevor sie auftreten"

Foto: David Tiefenthaler

Mein Büro ist fast schon Boku-klischeehaft", schmunzelt Andreas Schildberger, umgeben von einer Bananenstaude und einer bis zur Decke wuchernden, luftwurzelnden Zimmerpflanze. Er leitet die IT-Abteilung der Universität für Bodenkultur in Wien (Boku) und hat selbst als Boku-Student in seiner Dissertation Pflanzen- und Computerwelt verbunden. Dann wandte er sich immer mehr der IT zu: "Ich kenne noch die Zeit, wo man als Student in irgendein Kammerl gepilgert ist, um Lochkarten in eine Maschine zu stecken und etwas zu berechnen. IT war etwas für Spezialisten", erinnert er sich an die ersten Rechner an der Uni.

Die essenzielle Rolle der IT im universitären Betrieb ist spätestens mit der Corona-Krise deutlich geworden. Wenn Schildberger von dieser Zeit berichtet, bestimmen Stolz und Stress seine Schilderungen: Stolz, weil es gelungen ist, den Unibetrieb aufrechtzuerhalten bei minimaler Gefährdung der Gesundheit. Und Stress, weil eine neue Normalität wie vor der Krise noch nicht abzusehen ist: "Wir wissen nicht, wie die Situation in vier Wochen sein wird."

Das Tagesgeschäft der Boku-IT – und gleichzeitig für Studierende die erste Anlaufstelle – ist der Helpdesk. Etwa wenn das WLAN nicht funktioniert oder Anmeldesysteme für Prüfungen abstürzen. Da helfe die enge Zusammenarbeit mit der ÖH, die um die Probleme der Studierenden Bescheid wisse. "Am besten ist es aber, man kümmert sich um ein Problem, bevor es auftritt", sagt der studierte Waldökologe. Zu tief will sich Schildberger nicht in die technischen Karten schauen lassen: Die Serverräume bleiben verschlossen. Cyberattacken auf Unis passierten immer wieder, meistens wollten die Hacker Geld erpressen: "Die Szene hat sich enorm professionalisiert und kommerzialisiert." Es überrascht nicht, dass ihm Nachhaltigkeit wichtig ist. Hardware werde – wo es möglich ist – repariert, umgebaut und so die Nutzungsdauer erhöht: "Das ist ökologisch der sinnvollste Weg, auch wenn die Wirtschaft das vielleicht anders sieht." (David Tiefenthaler, 11.10.2021)