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"Für zu viele ist die psychische Gesundheit zur versteckten Krise der Pandemie geworden", erklärt Julian Christian, Vorsitzender der Bundesjugendvertretung (BJV) beim Pressegespräch zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen am Donnerstagvormittag. Kinder und Jugendliche seien massiv von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen.

Junge Menschen leiden pandemiebedingt um 80 Prozent häufiger an Depressionen und Angststörungen als die restliche Bevölkerung. Wie stark Jugendliche aufgrund der Corona-Krise psychisch belastet sind, zeigt auch eine Studie der Donau-Universität Krems in Zusammenarbeit mit der Med-Uni Wien: 56 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler leiden unter einer depressiven Symptomatik, die Hälfte unter Angststörungen. 16 Prozent haben suizidale Gedanken.

Für die BJV sei die Situation "alarmierend". Man dürfe nicht zusehen, wie ein Drittel einer Generation "massiv psychisch belastet ist". Junge Menschen dürften in dieser Situation nicht alleingelassen werden, betont Christian. Laut der COPSY-Studie der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf weist jedes dritte Kind und jede und jeder dritte Jugendliche psychische Auffälligkeiten auf.

Zehn-Punkte-Charta

Auf genau diese Problematik will die BJV aufmerksam machen. Die Bundesjugendvertretung hat deshalb bereits im September eine Zehn-Punkte-Charta präsentiert. Mit diesem Forderungskatalog will die BJV vor allem die psychologische Unterstützung in Schulen forcieren. Auch eine Übernahme der Therapiekosten durch die Krankenkasse wird gefordert. "Es darf nicht sein, dass die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen von ihrem Wohnort oder von der Geldbörse ihrer Eltern abhängt", sagt Fiona Herzog, ebenfalls Vorsitzende der BJV.

Die Charta ist Teil der Kampagne "Die Krise am Kopf". Die BJV will damit das Bewusstsein für psychische Gesundheit in der Bevölkerung stärken und psychische Erkrankungen enttabuisieren. Die psychische Gesundheit von jungen Menschen dürfe "nicht länger auf der Warteliste stehen", sagt Christian. Es brauche "dringend Schritte auf drei Ebenen: Prävention, Erkennen, Helfen". (Verena Mischitz, 7.10.2021)