Ihre Meinung zur Corona-Ringvorlesung?
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Eine Vorlesungsreihe sorgte in diesen Tagen für Aufregung. "Corona – eine transdisziplinäre Herausforderung" lautet der Name der Ringvorlesung an der Universität Wien, die noch bis 27. Jänner stattfindet. Die Kritik: Es wurden auch Referentinnen und Referenten eingeladen, die den Corona-Maßnahmen ablehnend gegenüberstehen und die Gefahr der Pandemie verharmlosen.

Das sei zwar "eine traurige Premiere", wie Irene Brickner in ihrem STANDARD-Kommentar schreibt. Dennoch: "Das ist richtig so. Das Infragestellen des Umgangs mit der Pandemie, und sei es mit schiefen Argumenten, ist kein Straftatbestand, der dazu führen müsste, eine solche Veranstaltungsreihe zu untersagen. Hier ein Verbot zu fordern wäre Zensur – nicht zuletzt auch, weil es beim Pandemiemanagement wahrlich so manches zu überdenken gibt." Im Forum gingen die Meinungen dazu auseinander:

Pro von "HoneyTree2000"

"Ein Wahnsinn, wie weit wir mittlerweile als Gesellschaft abgedriftet sind, dass mittlerweile sogar die Freiheit der Wissenschaft (und der Meinung) so torpediert wird. Die erfolgreiche Wissenschaft lebt sowieso im Grundprinzip von gegensätzlichen Meinung. Eine Wissenschaft ohne Gegenhypothese ist sowieso keine echte Wissenschaft mehr, das weiß jeder, der mal wissenschaftlich gearbeitet hat! Und bitte, wir reden hier von habilitierten Wissenschaftlern, die hier vortragen! Wir geraten hier mittlerweile in sehr, sehr gefährliches Fahrwasser. Nicht nur was die Wissenschaft anbelangt, sondern auch was die Gesellschaft und die Demokratie anlangt."

Kontra von "schreibmalwieder"

"So einfach ist das nicht. Es gibt gute (= im Sinne von Qualität) und weniger gute Wissenschaft. Jede Uni sollte schon mal danach trachten, bevorzugt Erstere anzubieten. Dann gibt es Pseudowissenschaft, welche sich den Anschein von Wissenschaftlichkeit gibt, aber widerlegte Thesen als Faktum darstellt. Dies ist die schlimmste Form, da es mit echter Wissenschaft nicht nur nichts zu tun hat, sondern diese durch die Verwechslungsgefahr auch in Misskredit bringt. Ein Rektorat, das pseudowissenschaftliche Inhalte in Lehrveranstaltungen duldet oder verteidigt, begeht eine grobe Pflichtverletzung."

Wie sehen Sie das?

Muss für die Freiheit der Wissenschaft allen Positionen Raum gegeben werden? Oder schadet sie sich damit letztendlich selber? Diskutieren Sie im Forum! (aan, 11.10.2021)