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Mark Zuckerberg, Gründer von Facebook.

Foto: ERIN SCOTT / REUTERS

Das Ansehen von großen Tech-Konzernen mag generell schon einmal besser gewesen sein, auf kein Unternehmen trifft dies aber so zu wie auf Facebook. Seit Jahren befindet sich der Betreiber des sozialen Netzwerks gleichen Namens praktisch durchgängig in der Kritik. Aktuell sieht man sich etwa mit einer Whistleblowerin konfrontiert, die schwere Vorwürfe gegen die Firma erhebt. Da sollte man eigentlich annehmen, dass das Unternehmen alles daransetzt, seinen öffentlichen Ruf aufzubessern. Doch verblüffenderweise ist genau das Gegenteil der Fall.

Sperre

Gleich auf mehreren Wegen ist Facebook gegen den Entwickler einer beliebten Browsererweiterung vorgegangen. Bereits vor einigen Wochen sah sich Louis Barclay damit konfrontiert, dass sein Facebook-Konto von einem Tag auf den anderen gesperrt wurde – rund 15 Jahre nachdem er es angelegt hatte. Wie er nun auf Twitter ausführt, war das aber nur der Anfang – folgte kurz danach doch ein Schreiben von Facebooks Rechtsabteilung, die ihn dazu aufforderte, die Entwicklung des von ihm entwickelten Tools einzustellen und alle Download-Möglichkeiten zu entfernen.

Stein des Facebook-Anstoßes ist eine Erweiterung namens "Unfollow Everything". Diese erlaubt es Facebook-Nutzern, in einem Aufwischen sämtliche Nutzer, Gruppen oder auch Seiten zu entfolgen. Betont sei, dass es dabei nicht um das Aufkündigen von "Freundschaften" geht, diese bleiben trotzdem erhalten, womit man auch weiter die Seiten aller Kontakte betrachten kann. Allerdings wird der Newsfeed so geleert.

Zielsetzung

Barclay sieht darin die Möglichkeit, quasi neu anzufangen und so auch die Nutzung des sozialen Netzwerks besser in den Griff zu bekommen – nicht zuletzt, um weniger Zeit auf der Plattform zu verbringen. Genau das ist aber nicht im Sinne von Facebook und scheint das Unternehmen nun gegen den Entwickler aufgebracht zu haben.

In einem Artikel bei Slate geht Barclay auf den Vorfall noch weiter ein und bezeichnet das Handeln des Unternehmens als geradezu dystopisch. So sei er nicht einfach nur dauerhaft verbannt worden, es sei ihm auch verboten worden, jemals wieder eine Erweiterung zu schreiben, die irgendwie mit Facebook oder Instagram interagiert. Möglich sei das durch eine Passage in den Nutzungsbedingungen, die auch auf ehemalige Facebook-User anwendbar sei.

Aufgabe

Barclay betont, dass er sich mittlerweile den Forderungen von Facebook gebeugt hat. Als britischer Staatsbürger wäre er bei einer Niederlage für die Anwaltskosten des Unternehmens verantwortlich gewesen. Dieses finanzielle Risiko könne er nicht eingehen, auch wenn von ihm konsultierte Rechtsexperten der Meinung waren, dass die Forderungen des Unternehmen regelrecht empörend seien. Für ihn zeige sich damit jedenfalls, dass das Verhalten nicht nur wettbewerbs-, sondern auch nutzerfeindlich sei, resümiert der Entwickler. Zumindest ein Gutes habe die Episode aber: Seine Facebook-Sucht habe er jetzt endgültig im Griff. (Andreas Proschofsky, 8.10.2021)