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Bei der Stichwahl geht es um die Kür des Spitzenkandidaten der ungarischen Opposition für die Wahl 2022.

Foto: Reuters / Bernardett Szabo

Der grün-liberale Budapester Bürgermeister Gergely Karácsony hat sich am Freitag überraschend aus dem Rennen um die Spitzenkandidatur der ungarischen Oppositionsparteien für die Wahl 2022 genommen. Noch am Mittwoch hatte der gemeinsame Kandidat von "Dialog" (Párbeszéd) und Sozialisten (MSZP) erklärt, nicht zugunsten des Drittplatzierten der ersten Vorwahlrunde, des liberalkonservativen Péter Márki-Zay, zu verzichten.

Nach der Kehrtwende betonte Karàcsony auf einer Pressekonferenz auf dem Kossuth-Platz in Budapest, er verzichte auf die Stichwahl um die Spitzenkandidatur und werde Márki-Zay voll unterstützen. Die Entscheidung komme von Herzen, da er Márki-Zay für einen ehrlichen, anständigen Menschen hielte. Mit seinem Rückzug von der Kandidatur, "der ein schweres Opfer ist, nicht nur für meine Person, sondern auch für die mich unterstützenden Organisationen, diene ich unseren gemeinsamen Zielen", betonte Karácsony.

Stichwahl der Opposition

Die zweite Vorwahlrunde findet vom 10. bis 16. Oktober statt. Dabei geht es um die Kür des Ministerpräsidenten-Kandidaten der Opposition für die Parlamentswahl 2022 und damit um den Herausforderer des rechtsnationalen Premiers Viktor Orbán.

Laut dem Onlineportal hvg.hu erfolgte der Ausstieg aus dem Rennen nach der Ankündigung der liberalen Partei Momentum, in der zweiten Wahlrunde Márki-Zay zu unterstützen. Mit ihm bestünden laut Momentum die größten Chancen, sowohl die linken als auch die rechten Wähler anzusprechen.

Im Vorfeld hatte Karácsony mit den Spitzen der ihn unterstützenden Parteien lange über einen Rücktritt zugunsten von Márki-Zay verhandelt. Der Bürgermeister der ostungarischen Stadt Hódmezövásárhely und Kandidat der Bürgerbewegung "Ungarn gehört jedem" wird nun in der am Sonntag beginnenden Wahlrunde allein gegen die Sozialdemokratin Klára Dobrev, die Kandidatin der Demokratischen Koalition (DK), antreten.

Medien wollten zugleich von Bedingungen wissen, die Karácsony gestellt habe. Demnach will er sich nach einem Sieg der Opposition bei der Parlamentswahl 2022 das Amt des Ministerpräsidenten für je zwei Jahre mit Márki-Zay teilen.

"Pech"

Das Onlineportal mandiner.hu kam unterdessen in Besitz eines internen Briefs, den Karácsony an seine Partei "Dialog" geschrieben haben soll. Darin erklärt er, die zweite Wahlrunde nicht gewinnen zu können, da es gleichzeitig drei Gegner gebe: die Regierungspartei Fidesz, die DK und die teils berechtigt mit der Opposition unzufriedene "oppositionelle Welt", die nun in Márki-Zay ihren Anführer gefunden habe. Dobrev könne die zweite Oppositionswahlrunde gewinnen, doch Orbán nicht bezwingen. Márki-Zay habe Siegeschancen gegen Orbán, wenn er – Karácsony – sich hinter ihn stelle. Das liege nun im Interesse der Heimat, schrieb Karácsony.

Orbán selbst reagierte auf Karácsonys Rückzug von der Oppositionsspitzenkandidatur mit einem Wort: Er schrieb "Pech" auf Facebook. (APA, 8.10.2021)