Das Thema Korruptionsbekämpfung wird von 43 Prozent als verbesserungswürdig eingestuft – ein hoher Wert für eine entwickelte Demokratie.

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In Österreich sind Banken, Kreditinstitute, Wertpapierhändler sowie Versicherungen und Pensionskassen zur Einrichtung einer internen Revision gesetzlich verpflichtet. Für die meisten privaten Unternehmen basiert dies auf Freiwilligkeit.

Der "1. Österreichische Revision-Report" zeigt jedoch hohe Bereitschaft auf, dies zu ändern: Insgesamt drei Viertel sind der Ansicht, dass eine interne Revision – je nach Größe – vorgeschrieben werden soll. 35 Prozent meinen, das müsse für große Firmen ab 500 Mitarbeitern gelten, 25 Prozent sagen, ab 100 Mitarbeitern. Immerhin ein Zehntel findet, dass es bereits ab 50 Mitarbeitern eine Abteilung für interne Revision geben sollte.

Lina Xu-Fenz, Vorstandsmitglied des Instituts für Interne Revision und Head of Internal Audit bei der Helvetia, sieht einen "Auftrag".
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Das Institut für Interne Revision, das sich seit 60 Jahren für die Interessen, die Förderung und die Entwicklung dieser Berufsgruppe in Österreich einsetzt, hat erstmals eine umfassende Befragung durchgeführt: Wie steht es um die interne Revision in Österreichs Unternehmen und Institutionen? Und: Wo gibt es Probleme und Handlungsbedarf? 326 Entscheidungsträger und Revisionsexperten aus ganz Österreich wurden befragt. Thomas Schwalb, Geschäftsführer des Instituts für Interne Revision: "Obwohl Transparenz, Korruptionsbekämpfung und die Einhaltung von Corporate-Governance-Regeln zu den Top-Themen gehören, wird die interne Revision meist erst dann gehört, wenn etwas schiefgegangen ist."

Cybersicherheit als Sorgenkind

Im EU-Vergleich schätzen die Befragten heimische Unternehmen hinsichtlich Qualitätsbewusstsein, Steuermoral und Gesetzestreue als korrekter ein als andere Länder. Ein schlechtes Zeugnis stellen sie jedoch der herrschenden Fehlerkultur aus: 61 Prozent sind der Ansicht, dass das "Eingestehen von etwaigen Fehlern" bei uns "etwas schlechter" oder "viel schlechter" funktioniert.

Den größten Handlungsbedarf in Unternehmen und Institutionen sehen fast zwei Drittel (65 Prozent) bei der IT-Sicherheit, 58 Prozent beim Gender-Pay-Gap, und beachtliche 57 Prozent geben "politische Einflussnahme" an. Das Thema Korruptionsbekämpfung wird von 43 Prozent als verbesserungswürdig eingestuft – ein hoher Wert für eine entwickelte Demokratie.

Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der befragten Manager ist der Meinung, dass die Berufsgruppe an Bedeutung gewinnen wird. Besonders hoch sind die Erwartungen diesbezüglich in Gewerbe, Industrie, Bauwesen und Handel.

Grenzen der Unabhängigkeit

So wird der internen Revision sowohl bei Kostenoptimierung als auch bei Krisenprävention große Bedeutung zugesprochen. 83 Prozent aller Befragten meinen, dass eine erfolgreiche interne Revision Unternehmen hilft, im laufenden Betrieb Geld zu sparen – ein Faktor, der in wirtschaftlich turbulenten Zeiten besonders wichtig ist. Zudem sind sich 13 Prozent sicher, dass verstärkte Aktivitäten und verbesserte Möglichkeiten der internen Revision reale Krisenfälle verhindert hätten, zwei Drittel halten das zumindest für möglich.

Aufgabe der internen Revision ist die unabhängige und objektive Prüfung von Prozessen und Geschäftsabläufen. In der Praxis stößt diese Unabhängigkeit allerdings offenbar an Grenzen – zum Beispiel bei der Auswahl der Prüfungsobjekte oder beim Zugriff auf Daten und Fachabteilungen. Sollte die interne Revision daher mit mehr Rechten ausgestattet werden? Während 75 Prozent aller Befragungsteilnehmer zustimmen, sind in der Gruppe der befragten Eigentümer nur 45 Prozent dafür. (kbau, 11.10.2021)