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Am Freitag ging am Handelsgericht Wien der Zivilprozess Peter Sidlo gegen Casinos Austria AG (Casag) weiter – in dem der Kurzzeit-Finanzvorstand seine Abberufung bekämpft. Die Bestellung des Wiener Ex-FPÖ-Bezirksrats per Mai 2019 löste die Ermittlungen zur "Causa Postenschacher" aus. Nach dem Bekanntwerden der Chats u. a. von Heinz-Christan Strache steht der Verdacht im Raum, hinter Sidlos Bestellung stecke ein politischer Deal zwischen Novomatic (war Casag-Aktionärin) und FPÖ.

Ausgesagt hat nun Casag-Chefin Bettina Glatz-Kremsner, die damals Vorstandsvorsitzende des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns wurde. Wer aller Sidlos Bewerbung unterstützt hat (wie Strache, Notenbank-Vizepräsidentin Barbara Kolm oder Arno Schiefer, um nur ein paar zu nennen), habe sie erst später erfahren, so die einstige Stellvertreterin von ÖVP-Parteiobmann Sebastian Kurz. (Das war Glatz-Kremsner von Juli 2017 bis April 2019.)

Auch von etwaigen politischen Absprachen habe sie damals nichts gewusst; zu von der Richterin vorgehaltenen Nachrichten Straches an Sidlo wie "Das Wort hält aber, dass du Vorstand wirst" könne sie nichts sagen.

"Katastrophale" Stimmung

Nach den Hausdurchsuchungen bei Strache, Casag-Managern, bei Novomatic und Casag im August 2019 und dem späteren Bekanntwerden der Chats ging es im teilstaatlichen Konzern dann offenbar rund. Die Mitarbeiter seien beunruhigt und von den Kunden ständig auf die Vorkommnisse angesprochen worden, schilderte Glatz-Kremsner. In einem Meeting mit allen Kasino-Managern im November hätten die die Stimmung als "katastrophal" beschrieben, sagte sie aus. Daraufhin habe sie dem Aufsichtsrat (damals unter Walter Rothensteiner) Anfang Dezember mitgeteilt, dass sie nun eine Entscheidung von ihm erwarte.

Die traf das Kontrollgremium dann auch und berief Sidlo per sofort ab. Die Begründung: Er habe das Gremium falsch informiert, wer aller rund um seine Bestellung mitgeredet habe. Kurz zusammengefasst habe Sidlo gemeint, er habe das nicht gewusst, die Chats hätten aber eine andere Sprache gesprochen, so der Aufsichtsrat sinngemäß.

Sidlo sieht das alles anders und hat mehr als 2,3 Millionen eingeklagt inklusive Bonus für 2019. Sie selbst und ihr Vorstandskollege hätten auf ihren Bonus 2019 verzichtet, erfuhren die wenigen Zuhörer vor dem Handelsgericht am Freitag von Glatz-Kremsner, das werde auch für 2020 gelten. Allerdings, so erfragte Sidlos Anwalt: Dieser Verzicht war eben freiwillig.

Keine Verhandlung mehr

Auf einen Vergleich konnten sich Kläger und Beklagte bisher nicht verständigen, auch nicht am Freitag, wie sie auf die entsprechende Frage der Richterin kundtaten. "Wann, wenn nicht heute?", hatte sie zu Beginn der Verhandlung nachgefragt. Ein paar Stunden hat sie die Verhandlung geschlossen – das Urteil ergeht schriftlich. * (Renate Graber, 8.10.2021)

*Der Artikel wurde am 9. Oktober um 11 Uhr aktualisiert.