Eines ist klar: Über ein Ausscheiden der ÖVP aus der Bundesregierung wären Teile der Kulturbranche, die sich vom Kanzler allzu oft arrogant abgekanzelt fühlten, nicht gar so betrübt. Klar ist aber auch: Den "Kulturverliebten" (Sebastian Kurz) des Landes wäre es sehr recht, wenn auch kommende Woche noch eine handlungsfähige Regierung an den Schaltstellen der Corona-Hilfspolitik sitzen würde. Denn die liegt nämlich im Jahr zwei der Pandemie erneut im Argen.

Ja, die Covid-Hilfen haben nach langen Anlaufproblemen ihre Wirkung entfacht. Ja, dadurch ist es gelungen, Österreichs weltweit als "outstanding" betrachteter Kulturbranche weitgehend das Überleben zu sichern. Und ja, Theater, Kinos, Museen und Co sind froh darüber, seit einem halben Jahr endlich wieder Publikum empfangen zu können. Die Qualität der Darbietungen hat jedenfalls nicht gelitten. Es ist rührend, mit welchem Elan die Künstlerschaft versucht, ihren Beitrag zur allgemeinen Erholung von den Covid-Strapazen zu leisten.

Viele scheuen nach wie vor die laut Studien extrem sicheren Kultureinrichtungen.
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Aber: Angesichts einer Impfrate von nur 65 Prozent im Land machen nach wie vor viele Besucher ihre Risikoabwägung und scheuen die an sich laut Studien extrem sicheren Kultureinrichtungen. Bis zu 50 Prozent Besucherschwund im Vergleich zu vor Corona sind zu beklagen. Die Aussichten sind trüb.

Der Bundesregierung ist dazu noch nichts eingefallen. Stattdessen hat man den Non-Profit-Fonds, der vor allem den 25.000 Kulturvereinen im Land hilft, auslaufen lassen. Er muss verlängert werden, zumindest bis zum nächsten Frühjahr.

Und parallel dazu wird es Zeit, die Kultur endlich auch bei Umsetzungen wie der Steuerreform oder der Urheberrechtsnovelle mitzudenken. Steuerliche Absetzbarkeit für Kulturspenden; ein Urheberrecht, von dem die Urheber auch etwas haben – in Deutschland ist das längst Normalität. Aber dort treten Politiker nach Vorwürfen auch von sich aus zurück. (Stefan Weiss, 8.10.2021)