Franco Foda ist zuversichtlich im Hinblick auf die nahe Zukunft und überhaupt.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Abschlusstraining.

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WM-Quali im Ticker: Färöer vs. Österreich, Samstag 20.45 Uhr

Irgendwann erreicht man die Färöer dann doch. Der Nebel lichtet sich, wenn ihm danach ist, der Sturm schaltet sein Gebläse ab, um es wieder aufzuladen. Manchmal regnet es hier horizontal. Die österreichische Fußballnationalmannschaft hätte am Donnerstagabend eintreffen sollen, es wurde der frühe Freitagnachmittag. Die Zeit dazwischen hat sie in Wien überbrückt. Medienvertreter waren etwas ärmer dran, sie mussten am Donnerstag im Flieger über den Inseln kreisen, ehe dem waghalsigen Piloten gemeldet wurde, keine Chance, ab nach Norwegen, nach Bergen. Sollte eine Nacht im Flughafenhotel Thon Reize haben, so blieben sie eher verborgen. Das WM-Qualifi kationsspiel am Samstagabend ist jedenfalls gesichert, es beginnt um 20.45 Uhr MESZ.

Im Vorverkauf wurden 4000 Karten abgesetzt, das Stadion Torsvöllur hat 5000 Plätze. Sollte es ausverkauft sein, wären zehn Prozent der Bevölkerung live dabei. Bekanntlich leben hier weit mehr Schafe als Menschen, ungefähr doppelt so viele, nämlich 100.000. Die Zahl ist grob geschätzt, die Tiere sind in Bewegung, es könnten mehr sein, die nächste Schafzählung wird Klarheit schaffen.

Es ist ein Mythos, dass bei Fußballspielen auf den Färöern im Fall eines Elfmeters drei Spieler im Strafraum sein dürfen. Der Tormann, der Schütze und einer, der die Kugel hält. Damit sie auf dem Punkt liegen bleibt und nicht permanent wegrollt. Aber da es sich um einen Mythos handelt, hat Teamchef Franco Foda diese Form von "Ball halten" nicht üben lassen.

Milchmädchen

Der Marktwert des ÖFB-Kaders wird mit 227 Millionen beziffert (trotz der vielen Ausfälle), jener der Färinger mit 3,9 Millionen. Würde man dividieren, käme ungefähr ein Ergebnis von 58:0 raus, aber diese Milchmädchenrechnung ist einfach nur belämmert.

Es ist eine knappe Partie zu erwarten, schließlich haben die Fä röer im September daheim gegen die grandiosen Dänen nur mit 0:1 verloren und Moldau 2:1 geschlagen. Über die jüngsten Leistungen der Österreicher sei der Mantel des Schweigens gebreitet.

Foda ist jedenfalls angezählt. Der 55-jährige Deutsche übte sich traditionell in Stehsätzen, Einblicke in sein Seelenleben gewährt er kaum. Die Aufstellung gab er nicht preis, Daniel Bachmann wird sicher das Tor hüten, der Rapidler Marco Grüll könnte am Flügel debütieren. Sturmspitze? Ercan Kara. Oder Karim Onisiwo. Oder Michael Gregoritsch. "Wir sind gewillt, trotz der Ausfälle das Optimum herauszuholen", sagte Foda. "Die Wahrheit liegt jetzt auf dem Platz. Es geht darum, dass wir gemeinsam den Turnaround schaffen und alles tun, um dieses Spiel zu gewinnen. Nur gemeinsam können wir aus diesem Tal wieder herauskommen, das ist unsere Aufgabe." Der Platz ist übrigens ein Kunstrasenplatz, Gelenke werden also nicht geschont.

Kompliziert

In der Gruppe F hat sich Dänemark abgesetzt, Österreich ist Vierter. Israel und Schottland werden am Samstag einander Punkte wegnehmen, Dänemark wird in Moldau siegen. "Wir hatten in diesem Jahr außer bei der EM immer mit Ausfällen zu kämpfen, das gehört dazu", sagte der Angezählte. "Trotzdem haben wir eine Mannschaft, die in der Lage ist, beide Spiele zu gewinnen. Wir brauchen ein großes Herz und eine große Leidenschaft." Da lehnte er sich weit aus dem Fenster, denn das zweite Spiel ist jenes am Dienstag in Kopenhagen gegen Dänemark. Das klingt eher schrecklich, fast nach Herzstillstand.

Über Färöer sagte er: "Sie sind taktisch sehr gut organisiert. Wir müssen das Tempo hoch halten, versuchen, das Spiel zu verlagern und in die Zwischenräume zu kommen." Er warnte vor Färöer-Spielgestalter Brandur Hendriksson Olsen und dessen Standards. Und, ganz epochal: "Jedes Spiel ist kompliziert."

Wetterbericht

Am Freitagnachmittag blinzelte für einige Momente die Sonne durch die Wolken. Am Abend fand unter Flutlicht das Abschlusstraining statt. Am Sonntagvormittag wird nach Kopenhagen weitergeflogen. Natürlich mit Franco Foda an Bord. Laut Wetterbericht soll ein Verlassen der Insel möglich sein. Irgendwann geht das.

(Christian Hackl, 8.10.2021)