Jubeln.

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Zumindest im Fußball ist nichts Außergewöhnliches passiert. Denn Österreichs Nationalmannschaft hat in der WM-Qualifikation jene der Färöer in Torshavn 2:0 geschlagen. Die Leistung war gewiss ausbaufähig, der Zweck, die Pflicht wurden jedoch erfüllt. Das 0:1 vom 12. September 1990 darf somit weiterhin legendär und allein bleiben, es hat nichts an Charme eingebüßt.

Zu den äußeren Bedingungen am 9. Oktober 2021: windig, nicht stürmisch, etwas Nieselregen, keine horizontalen Sintfluten. Auch die Temperatur war erträglich, sie richtete sich ungefähr nach dem Jahresschnitt, der beträgt in Torshavn 6,5 Grad plus. Der Atlantik ist etwas wärmer, aber für ein Fußballspiel absolut ungeeignet. Das kleine, schmucke Stadion Torsvollur war gut gefüllt (ca. 3500 Zuschauer), auf den Färöern ist das Unterhaltungsangebot begrenzt. Am Samstagabend gab es praktisch keine Alternativen. Österreich hatte immerhin den Rücktritt von Bundeskanzler Sebastian Kurz anzubieten.

Teamchef Franco Foda ist noch im Amt, im Vorfeld sprach er von einem "Turnaround und Pflichtsieg", er traute das seiner ersatzgeschwächten Mannschaft absolut zu. Von wegen hoher Qualität. Der Kunstrasen dürfe keine Rolle spielen. Die Aufstellung war insofern nicht sensationell, als Yusuf Demir wenig überraschend auf der Bank saß. Wie zuletzt beim FC Barcelona. Wer das Debüt des Rapidlers Marco Grüll erwartet hatte, musste weiter warten. Stefan Ilsanker bildete mit Martin Hinteregger die Innenverteidigung, Kapitän David Alaba agierte links in der Viererkette mit einem Hang zur Offensive. Florian Grillitsch und Konrad Laimer bildeten das zentrale Mittelfeld, Marcel Sabitzer war der Zehner. Karim Onisiwo (rechts)und Florian Kainz (links) kamen von den Seiten, die Sturmspitze mimte der Rapidler Ercan Kara.

Chancen der Gastgeber

So die Theorie, der Plan. Es war davon auszugehen, dass die robusten Färinger, die Nummer 114 der Weltrangliste, eher auf die Defensive bedacht sein werden, auf Ballbesitz pfeifen, pfeifen müssen. Dazu passte ihr traditionelles 4-5-1-System. Die in schwarz-weiß gekleideten Österreicher begannen verhalten, zerfahren, es gelang nicht, Druck aufzubauen. 8. Minute, die erste Chance, allerdings für Färöer. Rene Joensen bringt Keeper Daniel Bachmann in große Bedrängnis. 21. Minute: Bachmann pariert den Schuss von Joan Edmudsson famos. Man fühlte sich in einen falschen Film versetzt. Möglicher Titel: Landskrona im September 1990, die Wiedergeburt. 24. Minute: Die nächste Großchance, Joensen schießt ganz knapp drüber.

26. Minute: Die erste vernünftige Offensivaktion der Österreicher erfüllt den Sinn. Laimer schickt Kara und rennt mit, es kommt zum Doppelpass, der Leipzig-Legionär macht das 1:0. Womit der Film aus Sicht der Färöer einen Riss hatte. Die Gastgeber blieben ebenbürtig, sie waren fast besser, wobei der passable Kara die Vorentscheidung am Fuß hatte (45.). Die Halbzeitführung schmeichelte, aber danach fragt in fünf Jahren niemand mehr.

Abgesagt

Unmittelbar nach Wiederanpfiff wurde die mögliche Blamage endgültig abgesagt. 48 Minute: Sabitzer zieht ab, der Ball wird abgefälscht – 2:0. Um die Färöer war es geschehen, im österreichischen Spiel stellte sich eine gewisse Leichtigkeit ein, die höhere Qualität kam zum Vorschein. Dejan Ljubicic debütierte ab der 76. Minute. Demir kam kurz vor Schluss (88.)

Der ÖFB-Tross zieht nun weiter, am Sonntag wird nach Kopenhagen geflogen, um dort am Dienstag gegen Dänemark anzutreten. Das klingt fürchterlich. Die Dänen siegten in der Republik Moldau 4:0, halten nach sieben Spieltagen beim Maximum von 21 Zählern, das Torverhältnis lautet 26:0. Schottland schlug Israel 3:2. Österreich hat in der Tabelle der Gruppe F zu Israel aufgeschlossen, bleibt aber Vierter. (Christian Hackl, 9.10.2021)

Fußball-WM-Qualifikation – Gruppe F, 7. Runde:

Färöer – Österreich 0:2 (0:1). Torshavn, Torsvöllur, 3.021, SR Peljto (BIH)

Tore: 0:1 (26.) Laimer

0:2 (48.) Sabitzer

Färöer: Gestsson – Rolantsson, Faerö (68. K. Olsen), Nattestad, Davidsen (68. Agnarsson) – Joensen (68. Bjartalid), Hansson, G. Vatnhamar, Hendriksson, Jonsson – Edmundsson (86. Frederiksen)

Österreich: Bachmann – Trimmel, Ilsanker, Hinteregger (65. Posch), Alaba – Laimer (77. D. Ljubicic), Grillitsch, Sabitzer – Onisiwo (77. Schaub), Kara (88. Gregoritsch), Kainz (88. Demir)

Gelbe Karten: Faerö, Joensen, Davidsen bzw. Kainz