Mit einem Video rund um einen potenziellen Atombombenabwurf auf Wien sorgte das Außenministerium zu Jahresanfang für Empörung.

Foto: Österreichisches Außenministerium

Meme-Lords und sarkastische Twitter-Kommentatoren haben derzeit Hochsaison. So wurden gegen Ende der vergangenen Arbeitswoche diverse Bildmontagen rund um die Hausdurchsuchungen und die daraus resultierende Regierungskrise veröffentlicht (der STANDARD hat die schrägsten Memes unter diesem Link gesammelt). Der temporäre Rücktritt des Kanzlers am Samstagabend macht viele dieser Memes nun obsolet – stattdessen schießt sich das Netz auf die Entscheidung des Sebastian Kurz und auf die Rolle des voraussichtlich neuen temporären Bundeskanzlers, Alexander Schallenberg, ein.

So prognostizieren einige Beobachter eine baldige Rückkehr des Sebastian Kurz an die Regierungsspitze. In Deutschland wiederum amüsiert man sich über so manche Lorbeeren, die der österreichische Kanzler dort gesammelt hatte. Und in Bezug auf Alexander Schallenberg wird ein kontroverses Video ausgegraben, das sein Ministerium Anfang 2021 veröffentlicht hatte.

Kehrt Kurz zurück?

So war es nicht wenigen Twitteranten ein Anliegen, einzelne Aussagen aus der Bekanntgabe von Samstagabend zu kommentieren – exemplarisch sei hier der Tweet von Marco Pogo, dem Vorsitzenden der Bierpartei, gezeigt.

Andere wiederum gehen davon aus, dass der Abschied des Sebastian Kurz aus der Regierung nicht von Dauer sein wird. So etwa der deutsche Satiriker Jan Böhmermann, der mit einem GIF dessen Rückkehr "in drei Monaten" ankündigt. Böhmermann zeigte sich in der Vergangenheit recht gut informiert zu Geschehnissen, die in der österreichischen Innenpolitik hinter den Kulissen ablaufen. So deutete er die Ibiza-Affäre bereits Monate zuvor bei der Verleihung eines Fernsehpreises an.

Andere Twitter-Userinnen und -User üben sich in der für das Netzwerk gewohnten Süffisanz und verweisen auf das allgemeine Schwächeln konservativer Politiker in aller Welt.

Und dann gibt es in Deutschland noch jene Stimmen, die Schadenfreude darüber äußern, dass der dort teils so hochgelobte Austro-Kanzler nun doch das Amt geräumt hat.

Atombomben-Video sorgte für Aufregung

Während am Samstagabend noch der Hashtag #Kurzistweg das soziale Netzwerk dominierte, wandte man am Sonntagvormittag die Aufmerksamkeit dem angehenden Bundeskanzler Alexander Schallenberg zu. Im Fokus standen hier dessen Afghanistan-Politik und das Naheverhältnis zu seinem Vorgänger Sebastian Kurz. Und es wurde auf ein Video verwiesen, welches das Außenministerium Anfang 2021 ins Netz gestellt hatte.

Das am 25. Jänner auf Youtube hochgeladene Video trägt den Titel "Folgen eines Atombombenabwurfs auf Wien" und veranschaulicht, was passieren würde, wenn Wien Ziel eines Atomwaffenangriffs werden würde. Im Video werden Drohnenaufnahmen der Hauptstadt und rot gefärbte Bilder der Zerstörung mit dramatischer Musik unterlegt, was eine entsprechend verstörende Wirkung hat.

Österreichisches Außenministerium

Die dramatischen Bilder sorgten auf mehreren Seiten für Kritik. Unter anderem bezeichnete Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) das Video damals als indiskutabel. "Es lässt jegliche Sensibilität vermissen", schrieb er auf Twitter. "Jetzt ist nicht die Zeit, mit Atombomben Angst zu schüren, sondern sich um Impfdosen zu kümmern."

Angesichts der Kritik meldete sich das Außenministerium auf Twitter zu Wort und erklärte, dass die Gefahr von Nuklearwaffen kein abstraktes Problem von Großmächten sei. "Wir wollen zeigen, dass die Bilder, die wir aus Hiroshima und Nagasaki kennen, leider nicht der Vergangenheit angehören", schrieb das Außenministerium.

Das Originalvideo ist nach wie vor online – es dauerte aber auch nicht lange, bis das Netz mit entsprechenden Parodien reagierte. So veröffentlichte die Gruppe "Team Turbo" wenige Tage nach dem Außenministerium selbst ein Video, das die Auswirkungen eines fiktiven Godzilla-Angriffs auf die Hauptstadt zeigt. (red, 10.10.2021)

Team Turbo