"Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak am Sonntag in der "Runde der Chefredakteurinnen und Chefredakteuren" im ORF.

Foto: Screenshot, tvthek.orf.at

Wien – In den Chatnachrichten, die jetzt zum Rücktritt von Sebastian Kurz (ÖVP) als Bundeskanzler geführt haben, kommt auch "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak des Öfteren vor. So findet sich wie berichtet in der Ermittlungsanordnung der Staatsanwaltschaft ein Chat zwischen Kurz und dem Ex-Öbag-Chef Thomas Schmid, in dem es heißt: Nowak solle rund um den ÖVP-Parteitag 2016 eine Umfrage "groß spielen". "Macht er uns", schreibt dann Schmid an Kurz. Rainer Nowak sagte dazu in der "Runde der Chefredakteurinnen und Chefredakteure" im ORF am Sonntag: "Die getürkten Umfragen, um die es hier geht, sind nicht in der Zeitung gelandet." Das könne man in der Tageszeitung nachlesen, "da gibt es ja den Beweis".

In den Chats spielt Nowak auch in Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Bestellung von Thomas Schmid zum Öbag-Chef im Oktober 2018 eine Rolle, DER STANDARD berichtete. Jim Lefebre, damals Pressesprecher des Finanzministeriums, solle "Rainer" anrufen, Nowak solle "den Ball hier flach halten. Bald sind wir fertig. Dann ist er vorne dabei." Lefebre berichtet: "Rainer sagt: er kann seiner Redaktion nicht verbieten über etwas zu schreiben das in der APA steht. Er hat geschaut, dass es kein Seitenaufmacher wird... was anderes hat er auch angeboten. Das sage ich dir telefonisch." Nowak habe zudem "gesagt, du kannst ihn jederzeit anrufen. Er zeigt sich kooperativ."

"Interventionen bleiben in der Chefredaktion"

Am Sonntag erklärte Nowak im ORF dazu: "Es gibt in der 'Presse' eine klare, harte Trennung zwischen Anzeigenverkauf und Redaktion." Das werde "fast religiös bewacht" durch Redaktionsstatut, Redaktionsausschuss und eine sehr selbstbewusste, kämpferische Redaktion. Interventionen die da beschrieben und angerissen würden, gingen "in der 'Presse' in die Chefredaktion und bleiben dann aber dort".

Was er sich persönlich vorzuwerfen habe, sei, dass er 2016 von einer hochrangigen SPÖ-Quelle erfahren habe, dass es offenbar Unregelmäßigkeiten im Finanzressort gegeben habe. Nowak schrieb damals für die "Presse" einen Text über PR-Umfragen für das Finanzressort. Dem sei er dann aber nicht näher nachgegangen. (red, 10.10.2021)

Update 11.10.2021, 16:05:

Die Stellungnahme vom Styria-Vorsitzenden Markus Mair:

"Wir – gemeint sind alle STYRIA-Medien im In- wie im Ausland – sind ausschließlich unseren Leser:innen verpflichtet, und die Prinzipien, die uns leiten, sind die inhaltliche und wirtschaftliche Unabhängigkeit unserer Zeitungen, die Unabhängigkeit der Redaktion, Relevanz der Geschichten und deren ausgewogene Recherche.

Die Trennung zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung ist daher konsequenterweise Teil unserer DNA. Unsere Compliance-Mechanismen in den Redaktionsstatuten stellen auch sicher, dass das so ist und bleibt. Fehler oder Fehlverhalten werden redaktionsintern aufgearbeitet und gegebenenfalls den Leser:innen transparent kommuniziert." (red, 11.10.2021)