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Dank einer guten Reaktionszeit fuhr Valtteri Bottas schon in der ersten Kurve souverän davon, im Hintergrund drehte sich Fernando Alonso nach einer Berührung mit Pierre Gasly.

Foto: AP Photo/Francisco Seco

Istanbul – Der Weltmeister ist mit einer riskanten Taktik im verregneten Großen Preis der Türkei gescheitert. Lewis Hamilton pokerte lange, wollte gar mit einem Reifensatz das gesamte Rennen bestreiten, um zumindest Rang drei zu retten – letztlich schaute nach einem späten Stopp nur Rang fünf heraus. Die WM-Führung ging an Max Verstappen verloren.

Zumindest verhinderte Hamiltons Edelhelfer Valtteri Bottas im zweiten Mercedes mit seinem zehnten Formel-1-Sieg vor dem niederländischen Red-Bull-Star größeren Schaden. "Es fühlt sich gut an. Es war eines der besten Rennen meiner Karriere", sagte der Finne.

Managementbedarf

Verstappen liegt dank Rang zwei nun wieder sechs Punkte vor Hamilton. Dritter wurde sein mexikanischer Teamkollege Sergio Perez. "Es ist schon die ganze Saison sehr knapp", sagte Verstappen. "Es war nicht einfach. Die Strecke war sehr rutschig, wir waren sehr mit dem Reifenmanagement beschäftigt."

Über Nacht hatte es wieder geregnet vor den Toren Istanbuls, beim Start war der Asphalt noch nass, immer wieder tröpfelte es leicht. "Heute wird es schwierig", hatte Hamilton geahnt, der trotz Qualifying-Bestzeit wegen einer Motorenstrafe nur von Rang elf aus starten durfte. "Es ist feucht, es nieselt, die Strecke ist ganz anders als im letzten Jahr. Keiner von uns weiß, was heute passieren wird."

Duell

Am Start jedenfalls geschah wenig. Bottas, Qualifikationszweiter, aber die Nummer eins bei Grünlicht, bog vor Verstappen in die erste Kurve ein, Hamilton kam bei schlechter Sicht zwar zügig an Sebastian Vettel im Aston Martin vorbei, hing anschließend aber sieben Runden hinter dem AlphaTauri des Japaners Yuki Tsunoda fest. Der Rekordweltmeister arbeitete sich Platz um Platz nach vorne. Dann wartete in Perez ein fahrendes Hindernis.

In Runde 34 lieferten sich die beiden Fahrer ein spektakuläres Rad-an-Rad-Duell über mehrere Kurven, Perez verließ die Strecke und benutzte teilweise die Boxeneinfahrt.

Als erster Topfahrer holte sich Verstappen am Ende von Runde 36 neue Intermediate-Reifen – und kam vor den Streithähnen Perez und Hamilton zurück auf die Strecke. Hamilton und auch Ferrari-Pilot Charles Leclerc blieben lange auf ihrem ersten Reifensatz – in der Hoffnung, die Strecke würde doch noch ausreichend für Trockenreifen zum Abschluss abtrocknen.

Entscheidungen

Zehn Runden vor dem Ende gab Leclerc seinen Plan auf, nachdem er immer langsamer geworden war, holte er sich für den Schlussspurt neue Intermediates. Hamilton lehnte einen Stopp ganz ab: Der 100-fache Grand-Prix-Sieger wollte die mehr als 309 Kilometer auf einem einzigen Reifensatz durchziehen. "Ich rutsche hin und her, aber es geht noch." Letztlich überstimmte ihn das Team. Hatte es so beim Grand Prix von Russland noch zu einem Sieg gereicht, ging diesmal Platz drei verloren. Der Brite war darob ziemlich sauer. "Im Nachhinein hätte ich besser draußen bleiben oder viel früher reinkommen sollen. Letztlich ist es frustrierend. Auf dem dritten Platz war es ein gutes Gefühl. Aber es hätte auch noch schlechter werden können."

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ging gleich in die Fehleranalyse: "Wenn wir deutlich früher reingekommen wären, hätten wir Platz drei erreichen können. Wir wollten das, aber ich verstehe auch Lewis’ Sichtweise im Auto."

Der nächste Grand Prix findet am 24. Oktober in Austin, Texas, statt. "Ich fürchte, es wird ähnlich eng weitergehen. Wir müssen uns etwas einfallen lassen", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko, der Mercedes in Sachen Motor deutlich im Vorteil sieht. "Wir müssen einfach unser Chassis noch mehr optimieren." (sid, lü, 10.10.2021)

Formel-1-Grand-Prix der Türkei, Sonntag

Rennlänge: 58 Runden zu je 5,338 km = 309,396 km

1. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 1:31:04,103 (Schnitt: 203,997 km/h)
2. Max Verstappen (NED) Red Bull +14,584
3. Sergio Perez (MEX) Red Bull +33,471
4. Charles Leclerc (MON) Ferrari +37,814
5. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +41,812
6. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri +44,292
7. Lando Norris (GBR) McLaren +47,213
8. Carlos Sainz (ESP) Ferrari +51,526
9. Lance Stroll (CAN) Aston Martin +1:22,018
10. Esteban Ocon (FRA) Alpine +1 Runde
11. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo +1 Runde
12. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo +1 Runde
13. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren +1 Runde
14. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri +1 Runde
15. George Russell (GBR) Williams +1 Runde
16. Fernando Alonso (ESP) Alpine +1 Runde
17. Nicholas Latifi (CAN) Williams +1 Runde
18. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin +1 Runde
19. Mick Schumacher (GER) Haas +2 Runden
20. Nikita Masepin (RUS) Haas +2 Runden

Schnellste Runde: Valtteri Bottas (FIN) Mercedes in der 58. Runde in 1:30,432 (Schnitt: 212,500 km/h)

WM-Stand (nach 16 von 22 Rennen):

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 262,5
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 256,5
3. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 177
4. Lando Norris (GBR) McLaren 145
5. Sergio Perez (MEX) Red Bull 135
6. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 116,5
7. Charles Leclerc (MON) Ferrari 116
8. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren 95
9. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri 74
10. Fernando Alonso (ESP) Alpine 58
11. Esteban Ocon (FRA) Alpine 46
12. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin 35
13. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 26
14. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri 18
15. George Russell (GBR) Williams 16
16. Nicholas Latifi (CAN) Williams 7
17. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo 6
18. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo 1

Stand Konstrukteurs-WM (nach 16 von 22 Rennen):

1. Mercedes 433,5
2. Red Bull 397,5
3. McLaren 240
4. Ferrari 232,5
5. Alpine 104
6. AlphaTauri 92
7. Aston Martin 61
8. Williams 23
9. Alfa Romeo 7