In Linz wird der Erfolg von Klaus Luger (SPÖ) gefeiert.

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Zufriedene Gesichter gab es nach den Bürgermeister-Stichwahlen in Oberösterreich Sonntagabend sowohl bei ÖVP als auch SPÖ und Grünen. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) freute sich, dass die Volkspartei ihre "Position als Bürgermeister-Partei noch einmal ausbauen" konnte. SPÖ-Vorsitzende Landesrätin Birgit Gerstorfer sah einen "roten Erfolgslauf", und die Grünen jubelten über ihren ersten Bürgermeister im Land.

Die Bezirkshauptstädte Schärding, Eferding, Freistadt und Vöcklabruck wurden "umgedreht" – wanderten also von ÖVP zu SPÖ, dafür verloren die Roten die Städte Traun an die ÖVP und Ansfelden an die FPÖ. In der Landeshauptstadt Linz setzte sich Amtsinhaber Klaus Luger (SPÖ) klar durch.

Linz bleibt klar rot

Luger erhielt 73,1 Prozent der Stimmen, sein ÖVP-Kontrahent Vizebürgermeister Bernhard Baier 26,9 Prozent. 2015 war das gleiche Duell mit 61 zu 39 Prozent für Luger ausgegangen. Im ersten Wahlgang hatten sich in Linz zehn Kandidaten der Wahl gestellt.

Lob erhielt dieser prompt von Bundesseite: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch gratulierten in einer Aussendung zum "sensationellen" Ergebnis in Linz. Man habe 14 Bürgermeistersessel neu dazugewonnen, darunter Eferding, Freistadt, Schärding und Vöcklabruck, freute sich auch Landesrätin Gerstorfer. "Gute Politik fängt in den Gemeinden an – das haben heute auch die Wähler und Wählerinnen bestätigt", so die SPÖ-Chefin in einer Aussendung.

In der Bezirkshauptstadt Schärding musste sich der amtierende Stadtchef Franz Angerer (ÖVP) dem Sozialdemokraten Günter Streicher (53,1 Prozent) geschlagen geben. Ähnlich erging es Severin Mair (ÖVP) in Eferding. Er unterlag Christian Josef Penn (SPÖ) mit 39,6 zu 60,4 Prozent. In Vöcklabruck hatte ÖVP-Bürgermeisterin Elisabeth Kölblinger (32,2 Prozent) eine empfindliche Niederlage einzustecken. Im Stadtoberhaupts-Sessel sitzt künftig Peter Schobesberger von der SPÖ (67,8 Prozent). Kölblinges Vorgänger Herbert Brunsteiner hatte 2015 auf Anhieb fast 70 Prozent gemacht. Und in Freistadt unterlag Bürgermeisterin Elisabeth Teufer (ÖVP) mit 40,6 Prozent Christian Gratzl (59,4 Prozent) von der SPÖ. Teufer hatte erstmals kandidiert, sie war 2016 dem verstorbenen Stadtchef Christian Jachs nachgefolgt.

Vereinzelte ÖVP-Siege

Die ÖVP gewann bei den Stichwahlen am Sonntag zwei weitere Bürgermeistersessel dazu: In Perg behauptete sich ÖVP-Amtsinhaber Anton Froschauer (53,4 Prozent) gegen FPÖ-Herausforderer Andreas Köstinger. Auch in Ried im Innkreis setzte sich Bernhard Zwielehner (ÖVP, 66,4 Prozent) gegen Thomas Dim (FPÖ) durch. Langzeit-Bürgermeister Albert Ortig (ÖVP) war nicht mehr angetreten. Die ÖVP stellt nun in 331 der 438 oberösterreichischen Gemeinden den Ortschef, rechnete LH Thomas Stelzer vor. Er strich vor allem die Erfolge in den einst von roten Bürgermeistern geführten Orten Traun, Mattighofen, Gosau oder St. Georgen an der Gusen hervor.

In Traun und Ansfelden – keine Bezirkshauptstädte, aber bedeutende Städte im Zentralraum – mussten SPÖ-Bürgermeister ihren Hut nehmen: In Traun setzte sich Karl-Heinz Koll von der ÖVP mit 53,9 Prozent gegen den regierenden Stadtchef Rudolf Scharinger (SPÖ, 46,1 Prozent) durch. Im – den Gemeinderat betreffend bereits seit 2015 freiheitlichen – Ansfelden muss Manfred Baumberger (SPÖ, 40,15 Prozent) dem FPÖ-Bewerber Christian Partoll (59,85 Prozent) weichen.

In Kirchdorf rettete die amtierende SPÖ-Bürgermeistern Vera Pramberger in der Stichwahl gegen Alexander Hauser (ÖVP) nur äußerst knapp – mit 50,08 Prozent bzw. drei Stimmen Vorsprung – ihren Sessel. In Enns bleibt hingegen SPÖ-Bürgermeister Christian Deleja-Hotko (58,1 Prozent) im Amt.

Bad Ischl behält rote Bürgermeisterin

In Bad Ischl hat sich die amtierende Stadtchefin Ines Schiller (SPÖ) bei der Bürgermeister-Stichwahl knapp – mit 60 Stimmen Vorsprung bei 11.588 Wahlberechtigten – gegen ihren Herausforderer Hannes Mathes behauptet. Der ehemalige Salzburger SPÖ-Landesgeschäftsführer, der mit einer von der ÖVP unterstützten Namensliste für den Gemeinderat kandidiert hatte und auf Anhieb stimmenstärkste Partei geworden war, wollte auch Bürgermeister werden. Amtsinhaberin Schiller kandidierte zum ersten Mal und bekam 50,4 Prozent der Stimmen. Sie hat Anfang des Vorjahres ihren Lebensgefährten Hannes Heide abgelöst, der ins EU-Parlament gewechselt ist.

Erster grüner Bürgermeister in OÖ

Die oberösterreichischen Grünen haben in Attersee zum ersten Mal einen Bürgermeistersessel erklommen: Rudolf Hemetsberger setzte sich mit 59,9 Prozent klar gegen seinen ÖVP-Kontrahenten Philip Weissenbrunner durch. Bisher gab es in Oberösterreich keine grünen Ortschefs, nur vereinzelt welche von Grün-affinen Bürgerlisten. Der zweite Grüne, der in der Bürgermeisterstichwahl am Start war, hatte weniger Erfolg: In Arbing verlor Roland Vuketich (42,8 Prozent) gegen die ÖVP-Kandidatin Hermine Leitner (57,2 Prozent).

Eine Ära endet in Steyregg: In dem Ort nahe am Linzer Industriegebiet, wo seit langem die Steyregger Bürgerinitiative für Umwelt (SBU) den Bürgermeister stellte, war diesmal die SPÖ erfolgreich. Gerhard Hintringer (SPÖ) blieb mit 51,3 Prozent knapp vor David Lackner, der bisherige Ortschef Johann Würzburger (beide SBU) war nicht mehr angetreten.

Im FPÖ-regierten Gaspoltshofen musste der scheidende freiheitliche Landesrat Wolfgang Klinger diesmal zwar ins Stechen, er behielt aber im zweiten Durchgang mit 55,2 Prozent seinen Bürgermeistersessel.

Der zweite Gang zu den Wahlurnen

Vor zwei Wochen hatten die 438 oberösterreichischen Gemeinden neben Gemeinderäten auch Bürgermeister gewählt. In 76 Orten schaffte kein Bewerber auf Anhieb 50 Prozent, daher waren 417.484 Wahlberechtigte – mehr als ein Drittel der insgesamt Wahlberechtigten – ein zweites Mal an die Wahlurnen gerufen, der Großteil davon heute. In vier Gemeinden, Hinterstoder, Pinsdorf, St. Oswald bei Freistadt und Reichenau im Mühlkreis, hat jeweils ein Kandidat vorzeitig das Handtuch geworfen. Hier muss zu einem späteren Zeitpunkt mit "Ja" oder "Nein" über den verbleibenden Bewerber abgestimmt werden. Reichenau wählt am 24. Oktober, die anderen drei Gemeinden am 17. Oktober. (APA, red, 10.10.2021)