Der neue Außenminister, Michael Linhart.

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Eigentlich ein seltsames österreichisches Ministerium – Achtung Ironie! –, in dem nacheinander einschlägige Profis zu Ministern werden: Dem ins Bundeskanzleramt weiterziehenden Alexander Schallenberg folgt als Außenminister der bisherige österreichische Botschafter in Paris, Michael Linhart, nach. Gemeinsam schritten die beiden Berufsdiplomaten am Montag zum Angelobungstermin bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Wobei der 63-jährige Michael Linhart die "klassischere" diplomatische Karriere hat als Schallenberg: Paris war bereits Linharts dritter Posten als Missionschef. Davor lagen die Botschafterposten in Damaskus (2000–2003) und Athen (2007–2013), während Schallenberg seine Laufbahn ja vorwiegend im Haus am Minoritenplatz absolvierte.

Von Linhart wird gesagt, dass er den Ministerposten schon gerne früher bekommen hätte. Zwar wurden am Wochenende auch noch die Namen anderer Topdiplomaten als Kandidaten genannt, aber über Linharts Berufung wundern dürfte sich niemand. Politisch gilt er als traditionell tiefschwarz, aber die Beziehungen zum späteren türkisen Nukleus der Partei waren auch stets sehr gut. Als der junge Sebastian Kurz im Dezember 2013 Außenminister wurde, stieg Linhart vom Stellvertretenden zum Generalsekretär des Außenministeriums auf.

Die Angelobung von Linhart und Schallenberg im Video.
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Die Seite im Kneissl-Buch

Das war er auch noch, als die Diplomatie-Aussteigerin Karin Kneissl als FPÖ-Ministerin bestellt wurde: aber nicht mehr lange. Plötzlich kannten alle eine Buchseite in einem der Kneissl-Bücher: Da wurde Linhart – damals nicht Botschafter, sondern Erstzugeteilter in Damaskus – von ihr quasi der unterlassenen Hilfeleistung bezichtigt. Nach ein paar Monaten unter Kneissl wanderte Linhart nach Paris ab.

Mit Linhart, der mit einer Mittelschullehrerin verheiratet ist und drei Kinder hat, zieht ein Vorarlberger ins Ministeramt ein. Sein Bruder Markus war von 1998 bis 2020 Bürgermeister von Bregenz. Geboren ist Michael Linhart jedoch in Ankara: Auch sein Vater, wie jener Schallenbergs, war bereits Diplomat. Linhart ist sehr sportlich, ein begeisterter Fußballer und Eishockeyspieler.

Linhart ging in Feldkirch zur Schule, studierte Jus in Salzburg und Wien und trat 1986 ins Außenministerium ein. Erste Auslandserfahrung sammelte er in Äthiopien, Syrien und Kroatien, es folgten Jahre im Kabinett von Außenminister Wolfang Schüssel, dem er, als dieser Kanzler wurde, auch als außenpolitischer Berater diente. Danach kamen die Botschafterposten, unterbrochen von der Geschäftsführung der damals neu gegründeten Austrian Development Agency (Ada) des Außenministeriums. (Gudrun Harrer, 11.10.2021)