"Aus Paketen Schlüssel machen: Das war unsere erste Idee", sagt Julian Wulf, Co-Founder von Comydo. Und das ohne zusätzlichen Druckaufwand. Die nötigen Codes sind bereits vorhanden – sie werden für das Tracking der Sendung genutzt. Einfach vor den Scanner halten, schon geht die Eingangstür auf. "Aber wir haben dann schnell gemerkt, dass man noch sehr viel mehr machen kann."

Bei Comydo hat alles mit der Idee angefangen, aus Paketen Schlüssel zu machen. Mittlerweile wird das System vielfältiger eingesetzt, beispielsweise bei Hausverwaltungen, die Handwerker reinlassen.
Foto: Comydo

Comydo ist eines der Proptech-Start-ups, das auf der Expo Real seine Dienstleistungen vorstellen wird. Unter dem Begriff Proptech sind jene Unternehmen zusammengefasst, die nach einzelnen Innovationen oder der digitalen Transformation innerhalb der Immobilienbranche suchen. Und wie andere auch kam die Branche während der andauernden Pandemie darauf, dass sie dem Digitalisierungstrend hinterherhinkt? Die Aussteller am Real Estate Innovation Forum (REIN) bzw. der sogenannten "Tech Alley" auf der Expo Real wollen das ändern.

Bei Comydo dachte man sich: Was bei Postboten funktioniert, dürfte auch bei anderen Dienstleistern oder Sharing-Anbietern klappen. "Unser System ist auch ein tolles Werkzeug für Hausverwalter, die Techniker reinlassen wollen, aber keine Zeit haben, um nur kurz die Tür zu öffnen", sagt Wulf.

Hausverwalter können eine QR-Code erstellen, ihn per E-Mail ("Wir nennen sie Key-Mail") an den Techniker schicken, der sich damit Zutritt zum Haus verschafft. "Der kann entweder auf eine einmalige Nutzung oder für gewisse Zeit eingestellt werden."

Weg mit Lohnzetteln

Gleiches will das junge Unternehmen für die sogenannte Shared Economy bereitstellen. Will sich ein Kunde einen Tennisplatz mieten, soll er so künftig einen QR-Code aufs Handy bekommen, mit dem er Zugang erhält. Auch für Co-Working-Spaces wäre das eine effiziente Lösung.

Große Umbauarbeiten sind nicht notwendig. Der Sensor wird an den Summer angeschlossen, der im Prinzip in jedem Mehrparteienhaus vorhanden ist. "Und das Internet bringen wir selber mit."

Mit Paketen Privaträume zu öffnen geht übrigens nicht: "Das ist uns zu heikel. Wir bleiben lieber bei Eingangsbereichen", sagt Wulf. Wer aber Comydo für eine Ferienwohnung nutzen wolle, könne dies gern tun.

Um Privatsphäre ist auch das Start-up Fincredible mit seinem Miet-Check bemüht. "Wir haben die Bonitätsprüfung, die mittlerweile bei vielen Mietgeschäften üblich ist, so einfach und sicher wie möglich gemacht", sagt Stephan Gasser, Geschäftsführer von Fincredible.

Der Mietcheck soll Lohnzettel obsolet machen.
Foto: Fincredible

Mit dem System sollen Lohnzettel und Kontoauszüge der Vergangenheit angehören. Vermieter oder Eigentümer geben ihre Parameter an, beispielsweise wie hoch der Lohn des potenziellen Mieters sein muss. Sobald der Mieter zustimmt und sich, wie beim Onlinebankig, in das System einloggt, checkt es automatisch, ob diese Parameter erfüllt sind oder nicht. "Im Prinzip bekommen Vermieter und Makler lediglich per Bankkonto validierte Ja- und Nein-Antworten."

Die Kosten dafür tragen Vemieter und Eigentümer – zumindest in Österreich. In Deutschland hätte das Feedback gezeigt, dass in einigen Städten die Mieter dafür aufkommen mussten.

Die Apti, die Austrian PropTech Initiative, hat den Mietcheck heuer zum "Best PropTech" gewählt. Und an Stillstand will man bei Fincredible nicht denken. "Auch für eine Finanzierungsprüfung beim Immobilienkauf können wir inzwischen eine Lösung anbieten", sagt Gasser. Die Prüfung geeigneter Kandidaten für den geförderten Wohnbau sei auch denkbar.

Parken, Planen, Partner

Auch für außerhalb der Wohnungen gibt es innovative Lösungen. So zum Beispiel beim Thema Parken. Green Mobility Solutions, ein Start up aus Deutschland, hat mit seinem Book-and-park-System eine Möglichkeit entwickelt, private Parkplätze per Smartphone zu verwalten und zu vermieten. Die diversen Sperren – Schranken, Ketten oder versenkbare Poller – lassen sich per Smartphone aus dem Weg aktivieren, um ungebetene Gäste draußen zu halten.

Der smarte Parkbügel lässt sich vom Smartphone aus steuern.
Foto: Green Mobility Solutions

Das Wiener Start-up Propster will eine Plattform schaffen, auf der Käufer, Mieter und Investoren ihre Immobilie vollständig online erwerben und konfigurieren können. Das Unternehmen stellt nicht nur das dafür vorgesehene System zur Verfügung, es bietet auch bei allen Schritten Beratung und Hilfe an.

Proptech-Neuling ImmoCheck out schlägt in eine ähnliche Kerbe. Wobei sich das Unternehmen mit Sitz in Wattens, Tirol, eher um das digitale Vermarkten über die dafür vorgesehene Datenbank kümmert, ähnlich einer Suchmaschine.

Office App sorgt sich um das Wohlergehen der Arbeitgeber und -nehmer, die inzwischen wieder in ihre Großraumbüros zurückgekehrt sind. Das System zeigt die Belegung der Konferenzräume an, kann zur Meldung von Mängeln und Reparaturarbeiten genutzt werden und arbeitet mit vielen Partnern zusammen: Zen Car zum Beispiel, mit dem es auch möglich ist, die Firmenautos zu verwalten, zu vergeben und nach ihrem Status zu überprüfen.

Für Investoren dürfte Dagobertinvest interessant sein. Die Wiener Firma ist eine der führenden Immobilien-Crowdinvesting-Plattformen in Österreich und spezialisiert auf Wohnbauprojekte. Seit 2016 haben Investoren auf der Plattform über 190 Projekte mitfinanziert, das entspricht einem Kapital von über 80_Millionen Euro.

Und kein Proptech-Text kommt ohne BIM-Schnittstelle aus. Das Start-up Visoplan will die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Projekten, die das Building Information Modeling nutzen, verbessern. Beispielsweise soll es dadurch möglich sein, mithilfe einer Modellhistorie Änderungen per Klick zurückzuverfolgen und die verschiedenen Versionen eines Projekts miteinander zu vergleichen. Ein Issue-Management-Tool soll dabei unterstützen, Fehler und Mängel frühzeitig zu erkennen und auszumerzen. (Thorben Pollerhof, 12.10.2021)