Das Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen.

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Wien – Nach einem Tiefstand im Vorjahr steigt die Zahl der Menschen, die in Europa einen Asylantrag stellen, wieder. Im zweiten Quartal 2021 waren es um 115 Prozent mehr als vor einem Jahr, aber noch immer deutlich weniger als vor der Coronavirus-Pandemie.

Laut EU-Statistikamt Eurostat wurden die meisten Erstantragsteller in Deutschland, Frankreich und Spanien registriert. Auf diese drei Mitgliedsstaaten entfielen 61 Prozent. Österreich gehört neben Belgien und Deutschland zu jenen Ländern, wo die meisten unbegleiteten Minderjährigen, die Asyl beantragten, verzeichnet wurden. 615 Anträge wurden hierzulande im zweiten Quartal gestellt.

Das entspricht in etwa der Zahl, die nach ORF-Angaben derzeit in Erstaufnahmezentren des Bundes betreut werden. Allein in Traiskirchen seien es rund 400 geflüchtete Minderjährige. Zusätzlich würden minderjährige Schutzsuchende in Reichenau, Ossiach, Finkenstein und Steinhaus am Semmering untergebracht. Das berichtete das Ö1-"Morgenjournal" am Montag unter Berufung auf die Bundesbetreuungsagentur (BBU) für Asylwerberinnen und Asylwerber.

Zu wenig gerechte Quartiere und zu wenig Geld

Österreichische Hilfsorganisationen kritisieren jedoch, dass mit den Minderjährigen in den Bundesquartieren kinderrechtswidrig umgangen werde. Erst wenn die Jugendlichen in die Obsorge der Kinder- und Jugendhilfe in einem Bundesland kommen, sei eine halbwegs kindgerechte Betreuung garantiert, meint etwa SOS Kinderdorf zu Ö1.

Denn die Kinder- und Jugendhilfe sei die einzige Organisation, die adäquate Quartiere betreiben könne. Davon seien allerdings etliche in den vergangenen Jahren geschlossen worden – daher gebe es nun einen dringenden Bedarf nach mehr kindergerechter Unterbringung Im Gegensatz zur Kinder- und Jugendhilfe, die über ein Budget von 200 bis 250 Euro pro Jugendlicher pro Tag, verfügt, bekommen andere Hilfsorganisationen lediglich einen Tagsatz von 95 Euro zur Verfügung gestellt. Das reiche nicht aus um eine angemessene Pflege und Betreuung zu finanzieren. Daher betreuen etwa Volkshilfe, Diakonie oder SOS Kinderdorf kaum mehr Minderjährige beziehungsweise werden keine neuen Quartiere eröffnet. Der Tagessatz müsse endlich angeglichen werden, fordert etwa die Volkshilfe.

Schutz für Jugendliche

Die türkis-grüne Koalition wollte nach eigenen Angaben den Schutz von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen verbessern. Ein entsprechender Antrag wurde am 5. Oktober im Familienausschuss eingebracht – einen Tag vor der Regierungskrise, die Österreich nun seit Mittwoch in Bann hält. Nach dem Rücktritt von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) soll die Regierungsarbeit nun mit Alexander Schallenberg an der Spitze fortgesetzt werden. (fmo, 11.10.2021)