Dieses Gespann, links ÖFB-Präsident Leo Windtner, rechts Teamchef Franco Foda, geht nach dem Spiel in Kopenhagen auseinander.

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WM-Quali im Ticker: Dänemark – Österreich, Di., 20.45 Uhr

Sentimentalität, sagt der 71-jährige Leo Windtner, sei nicht angesagt. Okay, Wehmut empfinde er schon. "Es stecken ein paar Tränen im Knopfloch." Am Dienstag bestreitet er sein letztes Spiel als Präsident des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB). Es ist das insgesamt 125., eine recht runde Zahl. Wobei bestreiten relativ ist, er sitzt im Kopenhagener Parken-Stadion auf der Ehrentribüne, sein Einfluss auf den Ausgang der Partie gegen Dänemark ist enden wollend. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit einer Niederlage zu verabschieden, ist hoch. "Ich will nicht vorgreifen, aber Dänemark ist möglicherweise ein übermächtiger Gegner. Aber keine Chance ist auch eine."

Eine Ära, die im Februar 2009 begonnen hat, endet am 17. Oktober 2021. An diesem Tag übernimmt Gerhard Milletich. Der Oberösterreicher Windtner wünscht dem Burgenländer "viel Glück".

Teamchef Franco Foda bestreitet in Kopenhagen sein 44. Länderspiel. Ob es das letzte ist, wird sich weisen, das ist dann nicht mehr Windtners Baustelle. Foda fordert von seiner Mannschaft einen "mutigen und entschlossenen" Auftritt. Was die Aufstellung betrifft, hüllte sich der 55-jährige Deutsche traditionell in Schweigen. Im Vergleich zum 2:0 auf den Färöern könnte es die eine und auch andere Änderung geben. Es ist davon auszugehen, dass etwa Karim Onisiwo nicht der Startelf angehört. Der Mainz-Legionar hatte sich am Samstag mit einer schwachen Darbietung nicht auf-, sondern abgedrängt. Im Gegensatz zu Mittelstürmer Ercan Kara. Dänemark kann mit einem Erfolg den Gruppensieg und die Teilnahme an der WM 2022 in Katar fixieren.

Sehr harmonisch

Das Stadion ist mit 35.000 Zuschauern ausverkauft, aus österreichischer Sicht ist eine ausgelassene Party zu befürchten. Zur wiederholten Erinnerung: Die Gastgeber haben 21 Zähler, das Torverhältnis lautet 26:0, darin ist das 4:0 von Wien selbstverständlich inkludiert. Foda hat den Weltranglistenzehnten studiert. "Sie spielen sehr klar und einfach strukturiert. Sie haben starke Individualisten, das ist alles sehr harmonisch." Aber, wichtig: "In einem Spiel ist alles möglich."

Windtner kann im Gegensatz zu Foda bereits Bilanz ziehen. Er war ein ehrenamtlicher Multifunktionär, stand der oberösterreichischen Sportunion vor (ab 1989), wurde 1996 Boss des Landesfußballverbands, ehe er Gesamtösterreich übernahm. Sein erstes Match, das 0:2 in Graz gegen Schweden, war schrecklich, führte zur Entlassung von Teamchef Karel Brückner. Diesem folgten Didi Constantini, Marcel Koller und Foda. Der Verschleiß war gar nicht so groß.

Windtners "emotionaler Höhepunkt" war das 4:1 in Schweden, das den Gruppensieg und die Reise zur EM 2016 nach Frankreich bedingte. "Koller stand kurz vor der Heiligsprechung." Und der Präsident schwamm auf der Euphoriewelle mit, was im Nachhinein "ein Fehler war. Die Vorbereitung war schlecht, ich hätte eingreifen müssen." Ein absolutes Highlight sei "das Sommermärchen der Frauen" bei der EM-Endrunde 2017 gewesen. Die Österreicherinnen wurden Dritte. Apropos Frauen: "Es ist an der Zeit, dass wir eine Landesverbandspräsidentin bekommen."

Windtner steht der ÖVP nahe. "Mir ist es gelungen, Parteipolitik rauszuhalten. Natürlich braucht man die Politik, aber es gab keine Einmischungen." Milletich wird der SPÖ zugeordnet. Einige Vorhaben wurden nicht umgesetzt. Das Kompetenzzentrum in der Seestadt Aspern ist in fortgeschrittener Planung, es kostet rund 56 Millionen Euro. Die Summe soll gedrittelt werden (Bund, Stadt Wien, ÖFB). Dann hätte der Verband eine Heimat, ein kleines Stadion für die Nachwuchsteams, eine Fußballhalle, drei Trainingsplätze, Büroräume und sogar ein Hotel. Ein Nationalstadion sei zwar wichtig, "aber vorerst zweitrangig". Ad Entwicklung des Fußballs: "Es droht eine Inflation. Mehr heißt nicht Mehrwert."

Foda hätte gerne mehr Punkte. Und mehr Dienstreisen. Windtner zieht sich vom Fußball zurück, will "als Fan zur WM nach Katar". Foda will das als Teamchef. Windtner bleibt Obmann der Sankt Florianer Sängerknaben. Für Foda keine Perspektive, er kann nicht singen. (Christian Hackl, 11.10.2021)

WM-Qualifikation, Gruppe F, 8. Runde, Dienstag

Dänemark – Österreich
Parken-Stadion, 20.45 Uhr (live ORF 1), SR Kruzliak (SVK)

Dänemark: Schmeichel (Leicester/75 Länderspiele) – Nörgaard (Brentford/13 Länderspiele/1 Tor), Kjaer (Milan/116/5), Christensen (Chelsea/51/2) – Wass (Valencia/38/1), Höjbjerg (Tottenham/51/4), Delaney (FC Sevilla/63/7), Maehle (Atalanta/20/6) – Skov Olsen (Bologna/12/5), Poulsen (Leipzig/63/11), Damsgaard (Sampdoria/12/4)

Ersatz: Rönnow (Union Berlin/8), Hansen (Aarhus GF/0) – Vestergaard (Leicester/29/1), Stryger Larsen (Udinese/45/2), J. Andersen (Crystal Palace/11/0), Kristensen (Salzburg/1/0), Jensen (Brentford/14/1), Cornelius (Trabzonspor/34/7), Bruun Larsen (Hoffenheim/2/0), Wind (FC Kopenhagen/12/4), Dolberg (Nizza/31/10), Daramy (Ajax/3/0)

Es fehlen: Braithwaite (Knieverletzung), Eriksen (Herzprobleme), L. Andersen (Kreuzbandriss)

Fraglich: Skov Olsen (angeschlagen)

Österreich: Bachmann (Watford/10) – Trimmel (Union Berlin/17/0), Ilsanker (Frankfurt/58/0), Hinteregger (Frankfurt/63/4), Alaba (Real Madrid/89/14) – Laimer (Leipzig/17/2), Grillitsch (Hoffenheim/30/1) – Schaub (Köln/26/6), Sabitzer (Bayern/55/9), Kainz (Köln/19/0) – Kara (Rapid/5/0)

Ersatz: Lindner (Basel/28), A. Schlager (LASK/6) – Mwene (Eindhoven/1), Posch (Hoffenheim/13/1), Danso (Lens/6/0), Wöber (Salzburg/6/0), D. Ljubicic (Köln/1/0), Schöpf (Bielefeld/30/5), Demir (Barcelona/4/0), Grüll (Rapid/0), Gregoritsch (Augsburg/32/5), Onisiwo (Mainz/13/1)

Es fehlen: Dragovic (Corona-Infektion), Lienhart (Zahn-OP), Ulmer (grippaler Infekt), Lainer (Knöchelbruch), Baumgartlinger (Knie-OP), X. Schlager (Kreuzbandriss), Baumgartner, Lazaro, Arnautovic (alle Muskelverletzung), Kalajdzic (Schulterverletzung), Grbic (Knöchelverletzung)

Fraglich: Hinteregger (Schulterprobleme), Laimer (angeschlagen)

Parallelspiele (beide 20.45 Uhr MESZ): Färöer – Schottland (Torshavn), Israel – Moldau (Beer Sheva)