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Der Preisanstieg an den Weltmärkten könnte sich noch verschärfen, wenn ein großer Produzent wie Kolumbien nicht liefert.

Foto: Reuters/Luisa Gonzalez

London – Die steigenden Kaffeepreise haben Brancheninsidern zufolge verheerende Folgen für Exporteure, Händler und Röstereien. Weil Kolumbien als weltweit zweitgrößter Arabicabohnen-Produzent in diesem Jahr etwa eine Million Packungen Kaffeebohnen – etwa zehn Prozent der Ernte – nicht ausliefert, drohen ihnen Verluste, sagen Insider.

"Wenn ein Kaffeebauer nicht liefert, stockt die ganze Lieferkette und verliert Geld", sagt Roberto Vélez, Chef des kolumbianischen Verbands der Kaffeebauer (FNC). "Alle größeren Handelshäuser und auch wir als Verband als ein wichtiger Exporteur leiden darunter."

Dürre, Frost und Schnee

Wegen extremer Wetterereignisse wie Dürre, Frost und Schnee sowie Corona-Lockdowns und politischer Unruhen sind die Preise für Kaffee in den vergangenen Monaten um mehr als die Hälfte auf gut zwei Dollar pro Pfund gestiegen. Kolumbianische Bauern pokern auf noch höhere Preise und liefern Kaffee deshalb nicht wie vereinbart aus. "Händler werden in Zahlungsverzug geraten, es ist ein ziemliches Chaos", sagte ein Händler bei einem global führenden Agrarrohstoff-Broker. Wenn die Dürre in Brasilien anhalte, seien bald drei Dollar pro Pfund möglich.

Lieferausfälle bei einem so großen Produzenten wie Kolumbien können den Preisanstieg an den Weltmärkten noch verschärfen. Diese wären wahrscheinlich zwar nur vorübergehend, da der Kaffee ja real existiert und die Preise wieder zurückgehen könnten, sobald er verkauft wird. Die Händler und Exporteure glaubten den Bauern aber nicht, dass sie ihren Kaffee noch dieses Jahr auf den Markt bringen würden, sagten Insider.

Zahlungsausfälle akzeptiert

Viele entscheiden sich deshalb für Verluste und verbuchten Zahlungsausfälle, anstatt zu warten und womöglich noch größere Verluste zu riskieren, sagte ein Chefhändler eines globalen Rohstoff-Brokers. Mehrere Broker müssten Verluste von je acht bis zehn Millionen Dollar erleiden. Auf die FNC könnten sogar noch mehr zukommen.

In Kolumbien ist es in den vergangenen Jahren zur Gewohnheit geworden, Kaffee vor der Ernte zu einem fest vereinbarten Preis zu verkaufen. Bis vor kurzem hatte sich das Geschäft für die Bauern gelohnt, da die Weltmarktpreise gesunken sind und die sie bei der Lieferung bessere statt schlechtere Preise für ihren Kaffee erhielten. Nun hat sich aber der Wind gedreht. "Bevor die Preise Mitte Mai in die Höhe geschossen sind, wurden bestimmt eine Million Packungen Kaffee im Voraus verkauft", erläuterte ein hochrangiger Händler. Ein anderer fügte hinzu, dass der eine oder andere kleinere Broker daran zerbrechen könne. (APA, 11.10.2021)