Die Weltwirtschaft erholt sich etwas langsamer, als die IWF-Ökonomen noch im Juli prognostiziert hatten.

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Die Weltwirtschaft verliert insgesamt leicht an Kraft. Aber die wirtschaftliche Erholung der Eurozone geht schneller voran, als der Internationale Währungsfonds (IWF) noch im Juli prognostiziert hatte. Während der Ausblick für das globale Wachstum um 0,1 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent nach unten revidiert wurde, erwarten die IWF-Ökonomen für die Eurozone heuer ein Wachstum von fünf Prozent, wie aus der jüngsten IWF-Prognose hervorgeht. Im Juli waren sie von 4,6 Prozent ausgegangen. Im nächsten Jahr soll die europäische Wirtschaft dann um 4,3 Prozent wachsen, die Weltwirtschaft um 4,9 Prozent.

Auch für Österreich wurde die Prognose nach oben revidiert – auf 3,9 Prozent für 2021 und 4,5 Prozent für 2022. Im Juli war der IWF von 3,5 bzw. vier Prozent ausgegangen.

Große Unterschiede

Die IWF-Chefökonomin Gita Gopinath betonte einmal mehr, wie sehr die wirtschaftliche Erholung von Land zu Land stark variiere. Reichere Länder konnten Betriebe wie Haushalte mit Hilfen durch die Pandemie bringen und erreichen Impfquoten von mehr als 60 Prozent. In ärmeren Ländern steht die Impfkampagne großteils am Anfang, die Pandemie wütet weiter.

Deshalb wurde der Ausblick für entwickelte Volkswirtschaften teils nach oben revidiert, der für ärmere Länder nach unten.

Man müsse alle Länder mit Impfstoff versorgen, sagte Gopinath. Das größte Risiko für die Weltwirtschaft sei, dass sich neue Virusvarianten ausbreiten, bevor weltweit genügend Menschen geimpft sind.

Neben der Pandemie birgt laut IWF auch die zuletzt gestiegene Inflation globale Risiken. Allerdings wird Stand jetzt kein Ausufern der Inflation erwartet. Richtung Jahresende erreichen Inflationsraten demnach den Plafond, danach geht es wieder zurück Richtung Vorkrisenniveau, auf dem sich die Teuerung Mitte 2022 einpendeln dürfte.

Inflation in Österreich

In der Eurozone beträgt die Inflation heuer laut Prognose 2,2 Prozent, 2022 geht sie auf 1,7 Prozent zurück. In Österreich steigen die Verbraucherpreise mit 2,5 Prozent heuer und 2,4 Prozent im kommenden Jahr stärker als im EU-Schnitt. An der Inflationsprognose haftet aber Unsicherheit. Anhaltende Lieferengpässe erhöhen die Preise. Viel hängt etwa davon ab, wie sich die Nachfrage in einzelnen Sektoren entwickelt und ob die weltweiten Produzenten Schritt halten können.

Zum Problem wird die Teuerung in ärmeren Ländern, warnte Gopinath. Dort stiegen die Lebensmittelpreise seit Ausbruch der Pandemie um bis zu 40 Prozent. Hunger droht.

Wieder fester im Sattel als zuletzt sitzt Kristalina Georgiewa. Der IWF-Chefin, die früher EU-Kommissarin und dann Geschäftsführerin der Weltbank war, wird vorgeworfen, bei einem Ranking der Weltbank für China interveniert zu haben. Die Bulgarin wies die Vorwürfe stets zurück. Vom Aufsichtsgremium des IWF bekam sie nun "vollstes Vertrauen" ausgesprochen. Die US-Finanzministerin Janet Yellen, die den größten Geldgeber des IWF vertritt, erklärte, die USA sähen ohne weitere direkte Beweise zu Georgiewas Rolle "keine Basis für einen Wechsel" an der IWF-Spitze.

Kristalina Georgiewa ist seit 2019 Chefin des Internationalen Währungsfonds.
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Die Vorwürfe an die ehemalige Weltbank-Geschäftsführerin wiegen schwer. Schließlich gehört politische Neutralität zum Geschäftsmodell der Institution. Daten und Indikatoren der Weltbank dienen weltweit als Grundlage für viele politische Entscheidungen – etwa wenn es um Hilfsgelder geht.

Konkret geht es um das "Doing-Business-Ranking", in dem China laut einer von der Weltbank beauftragten Untersuchung einer Anwaltskanzlei ohne Intervention von Rang 78 auf den 85. Platz abgerutscht wäre. Das war kurz vor einer Kapitalerhöhung für die Weltbank. Der Bericht legt nahe, dass man China diesbezüglich nicht vergraulen wollte. Das Ranking soll übrigens abgeschafft werden. (luis, 13.10.2021)