Als der Neokanzler Alexander Schallenberg am Montag in der Hofburg angelobt wurde, stand ein Mann in der Ecke, beobachtete die Szenerie – und wirkte dabei ein bisschen unscheinbar. Ganz so, wie es sich für jemanden gehört, der noch bis vor kurzem für Sebastian Kurz im Hintergrund die Fäden gezogen hatte.

Der 38-jährige Bernhard Bonelli ist zwar kein Beschuldigter in der Inseratenaffäre um Kurz und Teile von dessen Umfeld. Dass der Kabinettschef des Altkanzlers von Schallenberg aber einfach übernommen wurde, verleiht dem Verdacht, Kurz würde als ÖVP-Obmann und neuer Klubchef von außen einfach weiterregieren, zusätzlichen Auftrieb.

Kurz-Intimus Bernhard Bonelli arbeitet nun für Alexander Schallenberg.
Foto: Robert Newald

Gänzlich aus der Luft gegriffen erscheint diese Theorie auch nicht. Schon als die türkis-blaue Regierung 2019 durch die Ibiza-Affäre implodierte, verweilte Bonelli für die Zeit der Übergangsregierung als Kabinettschef bei Schallenberg, damals noch Außenminister. "Nicht wenige sahen ihn in dieser Zeit auch als eine Art türkisen Wächter über die Vorgänge in der unpolitischen Übergangsregierung", resümierte Krone-Journalist Klaus Knittelfelder in seinem Buch Inside Türkis – Die neuen Netzwerke der Macht.

Strategisches Hirn

Bonelli, gegen den wegen falscher Aussage im Ibiza-U-Ausschuss ermittelt wird, ist eine der zentralen Figuren im türkisen Maschinenraum. Kurz kennt er seit einer Ewigkeit. Gemeinsam mit Stefan Steiner, einem Beschuldigten in der Inseratencausa, bildete Bonelli in den vergangenen Jahren das ideologische und strategische Hirn des ehemaligen Kanzlers.

Für die Türkisen ist Bonelli nicht nur ein Mitarchitekt der aktuellen Koalition, sondern blieb Chefverhandler mit den Grünen in besonders heiklen Projekten – wie auch schon in der Koalition mit der FPÖ, schreibt Knittelfelder. Bonelli sei meist auch die erste Person des Tages, mit der sich Kurz austauscht. In Kurz’ Welt hat das Wort des strengen Katholiken Gewicht.

Aber anders als oft behauptet ist Bonelli nicht der letzte verbliebene Kurz-Intimus im Kanzleramt. An seiner Seite weiß er Markus Gstöttner (35), der Vize-Kabinettschef bleibt. Die Vita der beiden vereint, dass sie für weltweit operierende Beratungsfirmen tätig waren: Bonelli für die Boston Consulting Group, Gstöttner für McKinsey. Schon 2013 stießen die beiden im Kurz-Umfeld aufeinander. Erst 2017 trat Gstöttner im Wahlkampf als vorerst Letzter in den inneren Zirkel um Kurz ein. Dass das gelungen ist, lag nicht zuletzt auch an einem gewissen Bernhard Bonelli. (Jan Michael Marchart, 13.10.2021)