Wasserstoff gilt als Alternative zu den Verbrennungsmotoren. Doch noch hapert es an daran, dass dieser auch grün hergestellt werden kann. Unternehmen, die an dieser Alternative forschen, sind für Anleger aber bereits jetzt interessant.

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Auf der Suche nach alternativen Antriebssystemen für Autos, aber auch für die Industrie kommt man an Wasserstoff nicht vorbei. Der Vorteil bei Wasserstoff ist, dass sich bei dessen Verbrennung, abgesehen von Wasser in Form von Wasserdampf, nur eine kleine Menge Stickoxid durch die Reaktion mit Luftstickstoff bildet. Somit wäre Wasserstoff ein gutes Element, wenn es darum geht, die CO2-Belastung zu senken.

Das Problem liegt in der Herstellung von Wasserstoff. Dabei wird – vereinfacht ausgedrückt – Spannung aufs Wasser gelegt, wodurch sich Wasserstoff und Sauerstoff trennen. Wie nachhaltig der gewonnene Wasserstoff ist, hängt also davon ab, ob bei der Herstellung regenerative oder fossile und damit wieder CO2 erzeugende Energie eingesetzt wird. Aktuell ist es so, dass 98 Prozent des weltweit hergestellten Wasserstoffs noch mit fossiler Energie erzeugt werden. Der Anteil von Wasserstoff am globalen Energiemix beträgt aktuell kaum mehr als fünf Prozent.

Wachstumsstory

"Investoren erkennen aber das Potenzial, das im Wasserstoff liegt", sagt Philipp Königsmarck, Leiter Wholesale für Österreich und Deutschland bei LGIM. Der britische Asset-Manager hat im Frühjahr den europaweit ersten Wasserstoff-ETF aufgelegt. Mehr als 400 Millionen Euro wurden seit Februar in das Produkt investiert. Es gehe den Anlegern darum, den Transformationsprozess zu begleiten – entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Aktuell investiert LGIM in fünf Kategorien: in Brennstoffzellen-Hersteller, Wasserstoff-Produzenten, Lieferanten von Schlüsselkomponenten, Schwertransporte und Inhaber industrieller Technologien. Den grünen Wasserstoff sieht Königsmarck vor allem auch als wichtige Säule in der Industrie. Dort könne er bei der Dekarbonisierung von Sektoren helfen, in denen Elektrifizierung nicht die Antwort sein könne – wie das etwa bei den Autos der Fall ist. Als Beispiel nennt der Experte die chemische und stahlverarbeitende Industrie.

Weiter Weg

Im Bereich Wasserstoff fließe derzeit auch viel Geld in den Bereich Forschung und Entwicklung. Ohne Subventionen würde die Technologie wohl nicht schnell voranschreiten können. Beim Thema Clean Energy und bei Batterien sei das vor einigen Jahren ebenso gewesen, erklärt Königsmarck. Heute sei Clean Energy aber bereits günstiger als Kohleenergie.

Der globale Markt für grünen Wasserstoff wird laut LGIM voraussichtlich bis 2027 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von knapp 15 Prozent erreichen. Im Jahr 2050 soll der Anteil von Wasserstoff am globalen Energiemix schon bei 25 Prozent liegen. Dafür müssten laut LGIM aber bis zu elf Billionen Dollar an Investitionen in die gesamte Versorgungsinfrastruktur fließen, damit dieser Wert im Energiemix auch hergestellt werden kann. Der Weg ist also noch weit – das Potenzial aber zweifelsohne vorhanden.

Entlang der Wertschöpfungskette

Für das Portfolio des ETF sucht LGIM Unternehmen, die zur Wasserstoff-Wertschöpfungskette gehören und jetzt schon ESG-Kriterien erfüllen. Also Unternehmen, die Themen aus dem Bereich Umwelt und Soziales jetzt schon berücksichtigen. Um diese Unternehmen zu finden, setzen die Investoren auf ein aktives Research und auch auf viele Gespräche mit den Unternehmenschefs. Denn laut Königsmarck gehe es auch darum, als Investor Unternehmen bei ihrer Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit zu begleiten. Wenn das gelingt, können Anleger am Wandel partizipieren. Zeige ein Unternehmen aber keinen Willen zur Transformation, zieht sich LGIM als Investor zurück.

China will beim Wasserstoff – wie auch bei den E-Autos – das Tempo vorgeben. Bis 2030 will das Reich der Mitte eine Million Brennstoffzellenfahrzeuge auf der Straße sehen (Bettina Pfluger, 14.10.2021)