Junker Schwarzherz (li., Benedikt Paulun) und Ritter Länglich (Niklas Doddo) in Aktion.

Foto: Rita Newman / Theater der Jugend

Ritter Länglich entspricht mit seinen roten Bäckchen, seiner dümmlichen Frisur und dem Bäuchlein nicht dem Bild eines Helden, auch seinem Namen macht der Untersetzte wenig Ehre. Aber was ihm (Niklas Doddo) an Statur mangelt, macht er mit Gerechtigkeitsempfinden locker wett. Dass er sich, als alle Drachen im Reich getötet sind, nicht wie die anderen Ritter auf die faule Haut legen, sondern die nächste Gegend befreien will, nervt aber seine Kollegen. Sie locken ihn mit einem Abenteuer auf die Insel des bösen Baron Bulligrob (Florian Stohr). Dass der Häschen jagt, kann der vegane Ritter trotz Angst nicht ignorieren.

Der kleine dicke Ritter ist ein angesichts politischer Korrektheit gewagter Titel für ein Kinderstück (von Robert Bolt). Aber genau aus der atypischen Besetzung bezieht es seinen Charme. Im Theater der Jugend ist auch Baron Bulligrob ziemlich anders als erwartet: Der auf die Bühne vorgeschickte, mit einer Keule um sich schlagende Hüne im Panzer? Ist nur Junker Schwarzherz (Benedikt Paulun), Bulligrobs Schläger. Bulligrob selbst ist eine Diva in Seide.

Liebevolle Details

Liebevolle Details zeichnen die Inszenierung (Werner Sobotka) aus, von den exzentrischen Frisuren und Kostümen (Elisabeth Gressel) über die mit versenkbarem Rittertisch und kauendem Drachenmaul alle Stückerln spielende Bühne (Stephan Prattes) bis zu flotten Kämpfen. Ein Brief des bösen Drachen sprüht beim Öffnen Funken!

Länglich ergreift vor Gericht Partei für den Eiermaler, überlistet mithilfe einer Handpuppen-Elster den Magier Moloch. An die Begleitpersonen im Publikum (ab sechs) richten sich Schmähs wie "Magiefix" für eine Zauberfertigmischung und als Seitenhieb auf die Politik der Befehl: "Mach’s den Regeln entsprechend. Wir wollen keinen königlichen Untersuchungsausschuss." Toll! (wurm, 13.10.2021)