Viele bunte Handabdrücke. Der Protest am Minoritenplatz soll nicht nur bunt, sondern auch laut werden.

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Wien – Die Pädagoginnen und Pädagogen städtischer Wiener Kindergärten meinen es ernst mit ihrem Protest, um bessere Bedingungen in den Bildungseinrichtungen herzustellen. Damit sie an der Demonstration am Donnerstag am Wiener Minoritenplatz teilnehmen können, wandten sich viele per E-Mail an die Eltern – mit der Bitte, die Kinder an jenem Tag zu Hause zu lassen. "Die Protestaktion kann nur mit Ihrer Unterstützung stattfinden, indem das Kind an diesem Tag den Kindergarten nicht besucht. Wir danken Ihnen im Voraus für Ihre Unterstützung", heißt es da etwa in einem Schreiben. Man trete nicht nur für Verbesserungen für die Berufsgruppe ein, sondern auch für jene für Kinder und Eltern.

Kundgebung der Privaten

Ein Protest der Elementarpädagogen war doch gerade erst? Am Dienstag versammelte sich bereits das Personal privater Einrichtungen, die Mitarbeiter der städtischen Wiener Kindergärten ziehen nun nach. Die Forderungen sind sehr ähnlich. Am Donnerstag machen sich die Pädagoginnen für bessere Arbeitsbedingungen mit mehr Personal und kleineren Gruppen, den Start einer Ausbildungsoffensive und eine Erhöhung des Budgets für Kindergärten auf ein Prozent des BIP stark. Außerdem pochen sie auf mehr Sicherheit, Anerkennung und Wertschätzung. Letztere ist vielen in der Corona-Krise, in der die Pädagoginnen besonders gefordert waren, abgegangen.

Gestützt wird der Protest von der Gewerkschaft Younion, das Motto lautet "Jetzt gibt's Wirbel". Es soll richtig laut werden am Treffpunkt vor dem Bildungsministerium. "Hilf uns, 120 Dezibel zu erreichen!", rufen die Veranstalter auf. Jeder Teilnehmer ist aufgefordert, etwas mitzunehmen, das Lärm macht.

Gleiche Standards für alle

Weil die Kindergärten nach wie vor Ländersache sind, sind dem Bildungsministerium bis dato in vielen Bereichen die Hände gebunden, was die Einleitung von Reformen betrifft. Zuständig ist es für die einheitliche Ausbildung der Pädagogen. Im elementarpädagogischen Beirat, durch den die österreichweite Zusammenarbeit forciert werden soll, nimmt das Ministerium nur eine koordinierende Rolle ein.

Dennoch haben die Organisatoren als Ort der Demonstration den Platz vor dem Ministerium gewählt. Schließlich lautet auch eine der Forderungen der Pädagoginnen, ein einheitliches Bundesrahmengesetz herzustellen, um unterschiedliche Standards in den einzelnen Bundesländern künftig zu vermeiden.

Die städtischen Wiener Kindergärten bleiben am Donnerstag übrigens nicht generell geschlossen, eine Betreuung sei gewährleistet, wurde im Vorfeld versichert.

Erste Verbesserungen

Als ersten Erfolg verbucht die Gewerkschaft, dass sie nun auch Teil des elementarpädagogischen Beirats ist. Bisher waren darin die Länder, Städte- und Gemeindebund, das Familienministerium und Wissenschafter vertreten. Vergangene Woche wurde bekanntgegeben, dass auch Arbeiterkammer, Gewerkschaft, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung Teil des Beirats werden sollen. Auch die Stadt Wien reagierte bereits auf die Forderungen des Personals: Anfang der Woche gab sie eine Erhöhung der Assistenzstunden bekannt. Ab dem Kindergartenjahr 2022/23 sollen in den Gruppen die Assistenzstunden von 20 auf 40 Stunden angehoben werden. (Rosa Winkler-Hermaden, 13.10.2021)