So soll der neue Praterstern einmal aussehen: 53 neue Bäume werden gepflanzt – und sollen dank Wasserspeicherung auch überleben. Um die Bäume entstehen Sitzgelegenheiten.

Arge Praterstern, KENH Architekten und DnD Landschaftsplanung

Das Bemühen, negative Worte zu vermeiden, war Ulli Sima nicht abzusprechen. Schließlich sprach die rote Planungsstadträtin am Mittwoch beim Spatenstich zu den Umbauarbeiten am Wiener Praterstern von einem "nicht so schönen Platz", der eben jetzt schöner werde. Es hätten sich auch andere, nicht so euphemistische Worte zum aktuellen Status quo des Verkehrsknotenpunkts gefunden.

Das Flair des Bahnhofs und Öffi-Knotens wird der Praterstern wohl nicht ablegen können. Immerhin wird der Bahnhof von täglich bis zu 150.000 Personen frequentiert. 600 Züge rauschen hier pro Tag durch – von den Fahrzeugen, die den "Stern" auf einem sehr eigenwilligen, mehrspurigen Quasi-Kreisverkehr passieren, ganz zu schweigen. Aber die Neugestaltung soll den Vorplatz nun bis zum Sommer 2022 offener und freundlicher machen.

So wird die Anzahl der Bäume auf dem Areal fast verdoppelt: 53 neue Bäume kommen dazu, der Bestand wächst damit auf 117 an. Unter der Oberfläche wird das Areal so ausgestaltet, dass künftig im Boden genug Wasser gespeichert werden kann, dass die Bäume auch überleben können, versichert Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ).

Arge Praterstern, KENH Architekten und DnD Landschaftsplanung

Die Bäume selbst erhalten Betoneinfassungen, wo rundherum Sitzmöglichkeiten errichtet werden. Insgesamt entstehen 186 neue Sitzgelegenheiten. Zuletzt wurden diese eher reduziert: Das ging auch einher mit dem im April 2018 verhängten Alkoholverbot auf dem Praterstern, dem ersten und bislang einzigen auf einem öffentlichen Platz in Wien. Unter anderem sollte so die Alkoholszene verdrängt werden.

Der Praterstern erhält auch eine neue, hellere Pflasterung.
Foto: Heribert Corn

Temporärer Marktplatz möglich

Kernstück des umgestalteten Pratersterns wird aber die neue, offene Fläche vor dem Tegetthoff-Denkmal. Hier wird Platz gewonnen, weil die begrünten Pflanzenkäfige bald wegkommen. Die Stangenpergola um das Denkmal, die erst 2008 errichtet wurde, ist bereits im Vorjahr entfernt worden. Hier wird auf knapp 500 Quadratmetern ein Wasserspiel mit Strahlern, Sprinklern und Verneblern realisiert, das Abkühlung an heißen Tagen bieten sowie den Platz abkühlen soll.

Arge Praterstern, KENH Architekten und DnD Landschaftsplanung

Die Planung übernahm die Arge Praterstern (Kenh Architekten, DnD Landschaftsplanung). Architekt Emanuel Tschaikner verweist darauf, dass das Wasserspiel auch abgedreht werden kann: Der Platz soll so ausgestaltet werden, dass hier temporär auch kleine Kulturevents und Konzerte, ein Bauern- oder auch Christkindlmarkt stattfinden könnte. "Es gibt die Zusage, dass diese leichter bewilligbar sind", sagte Tschaikner.

Zu mehr Aufenthaltsqualität und Sicherheit soll auch eine neue Lichtinstallation am Platz beitragen. Die neu errichtete Polizeiinspektion in einem Zubau des bestehenden Bahnhofsgebäudes wurde bereits im März dieses Jahres eröffnet.

Die neue Polizeiinspektion.
Foto: APA

Die alte Polizeiinspektion auf dem Platz wird schon seit längerem umgebaut. Hier zieht das Biolokal "Habs Gut" ein. Ursprünglich sollte es vor einem Jahr eröffnet werden, das hat sich aber verzögert. Aktuell wird eine Fertigstellung des Innenbereichs für April 2022 angepeilt. Sollte ein sicherer Zugang zum Gebäude inmitten der Umbauarbeiten für den Praterstern möglich sein, will man dann auch eröffnen, sagte Projektmanager Martin Rohrbach von IES Immobilien. Der Außenbereich mit Schanigarten und Kinderspielplatz werde im Sommer fertig sein.

Als Abgrenzung zum Autoverkehr rund um den Praterstern wird es zudem auf 400 Metern Länge einen etwa 2,5 Meter breiten begrünten Ring geben.

7,2 Millionen Euro Kosten

Die Kosten werden mit rund 7,2 Millionen Euro angegeben. Die ÖBB beteiligen sich mit einer Million Euro. Den Rest übernehmen Stadt und Bezirk – wobei darauf gehofft wird, dass EU-Fördergelder in Höhe von 2,9 Millionen Euro fließen.

Kein Thema beim Spatenstich war die ebenfalls geplante Umgestaltung der Praterstraße. Wie berichtet hatten Sima und Bezirkschef Alexander Nikolai (SPÖ) bereits vorgestellte Pläne von Ex-Stadträtin Birgit Hebein (Grüne) eliminiert: Diese sahen die Wegnahme einer Autofahrspur stadtauswärts vor – zugunsten von mehr Platz für Radfahrer. Auch mehr Bäume und weniger Parkplätze waren geplant. Aktuell laufen Gespräche, heißt es aus dem Ressort Sima. Das Vorhaben soll 2022 präsentiert werden. (David Krutzler, 13.10.2021)