Die Zukunft von Franco Foda ist weiter offen.

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Und nun drohen zwei Geisterspiele. Dem gewöhnlichen österreichischen Fußballfan müsste schon ordentlich fad im Schädel sein, sollte er am 12. November ins Klagenfurter Stadion kommen. Detto drei Tage später. Israel und die Republik Moldau sind die Gegner und zudem zwei Nationen, die die Massen kaum anziehen. Ob Franco Foda Teamchef ist, wird sich in den nächsten Tagen weisen. Am Sonntag wählt der Fußballbund ÖFB in Velden seinen neuen Präsidenten. Der burgenländische Landesverbandschef Gerhard Milletich ist der einzige Kandidat und wird die Wahl gewinnen. Vielleicht mit ein paar Gegenstimmen, denn aus dem Westen wird quergeschossen. Aber das sind eher Machtspielchen. Milletich muss jedenfalls rasch eine Personalentscheidung treffen.

Was für einen Verbleib Fodas spricht? Wenig im Sinne von viel Geld. Er hat einen Vertrag bis zum WM-Playoff im März, müsste samt Betreuerstab ausbezahlt werden. Bei der EM hatte er immerhin das Achtelfinale erreicht, aber das verkommt immer mehr zur Eintagsfliege. Addiert man das 1:0 im Gruppenspiel gegen die Ukraine dazu, war es eine Eineinhalbtagsfliege.

Was gegen Foda spricht? Praktisch alles. Die WM-Quali fällt unter die Rubrik erbärmlich. Das 0:1 gegen den WM-Starter Dänemark war ja noch halb so wild, die Chancenlosigkeit erstaunte dennoch. Die dänische Zeitung B.T. schrieb. "Die Österreicher wirkten nicht sonderlich interessiert, das Spiel zu gewinnen."

Gesamtbild

Besorgniserregend ist das Gesamtbild in der Gruppe F: zwei Siege gegen Färöer, ein Erfolg gegen Moldau, zehn Punkte, Torverhältnis 11:14. Platz zwei ist nach acht Runden ein Ding der Unmöglichkeit, Rang vier höchstwahrscheinlich. Von Schottland und eventuell auch Israel derart abgehängt zu werden ist aberwitzig. Die Mannschaft hat keine Struktur, keinen Plan, sie kickt unattraktiv, hat keinen Wiedererkennungswert. Die einzige Konstante sind schwache Leistungen. Aus Fairnessgründen sei erwähnt, dass zuletzt einige Stammspieler fehlten. "Wenn du immer wieder viele Ausfälle zu verkraften hast, fehlen natürlich Automatismen", sagte Foda noch in Kopenhagen. "Zudem befinden wir uns in einer Phase, in der alles nicht so leicht von der Hand geht."

Foda ist ein Meister des Stehsatzes. Vor jeder Partie sagt er immer dasselbe, zum Beispiel: "Wir wollen immer gewinnen." "Wir müssen mutig auftreten." "Wir haben Qualität." "Es liegt an uns." Nach den Schlachten hat er die Gabe, Fragen nicht zu beantworten oder ihnen auszuweichen. Er stellt nur fest, geht kaum in die Tiefe. In Kopenhagen klang das so: "Wir hatten zu einfache Ballverluste, speziell in Kontersituationen." Wie er seine Zukunft sieht? "Da bin ich der falsche Ansprechpartner."

Zahlen

Die Bilanz des 55-jährigen Deutschen schaut besser aus, als sie ist. 44 Spiele, 25 Siege, fünf Remis, 14 Niederlagen. In Pflichtpartien wurde nie eine höher platzierte Nation geschlagen. Unter Marcel Koller war man sogar die Nummer zehn der Weltrangliste, diese Position hat aktuell Dänemark inne. Österreich ist 29., Tendenz fallend.

Natürlich sind die Spieler mitverantwortlich, bekanntlich schießen Trainer keine Tore. Es war schon erstaunlich, wie etwa David Alaba und Marcel Sabitzer im Parken-Stadion sinnlos übers Feld irrten. Sie dienen bekanntlich Real Madrid und Bayern München. Foda scheint die Mannschaft nicht zu erreichen, bestätigt wird das natürlich nicht. Aber der Satz "Es liegt nicht am Teamchef" wird nie verwendet. Seine Personalentscheidungen sind mitunter kaum nachvollziehbar. Yusuf Demir (18) war gegen die Färöer (2:0) zwei Minuten im Einsatz, aber auch das ist ein Stehsatz. Warum beruft Foda ihn überhaupt ein und nimmt ihm die Chance, sich bei Barcelona besser einzuleben?

Nachfolgespiel

Foda ist offiziell davon überzeugt, im Amt zu bleiben. "Ich bereite ganz normal den nächsten Lehrgang vor. Ich werde bis zum letzten Tag hier alles geben, um das Team wieder in die Spur zu bringen. Wir wollen auf jeden Fall sechs Punkte holen, um dann mit einem positiven Gefühl hoffentlich in die Playoff-Spiele zu gehen." Via Nations League ist man ja dabei, allerdings ungesetzt. Es bedarf zweier Siege, um Katar zu erreichen. "Die Qualität haben wir."

Das Nachfolgespiel hat längst begonnen. Peter Stöger wird gehandelt, er müsste Ferencvaros Budapest verlassen. Teamchef zu werden war immer sein Traum. Andreas Herzog ist ein Dauerthema. Herr Milletich hat einiges zu tun. (Christian Hackl, 13.10.2021)