Schallenberg legte erst vor wenigen Tagen ein Twitter-Profil an. Auf anderen Social-Media-Kanälen ist er gar nicht zu finden.

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Alexander Schallenberg dominiert die Nachrichten – egal ob es um sein neues Amt als Bundeskanzler geht, seine Nähe zu Ex-Kanzler Sebastian Kurz (beide ÖVP) oder darum, dass er ihm überreichte, gar nicht so unwichtige Zettelstapel einfach auf den Boden legt. Um zu erkennen, dass Schallenberg ein ganz anderer Typ als sein Vorgänger ist, braucht man keine große Analyse – dennoch ist spannend, dass der neue Mann an der Spitze mit Social Media bisher kaum zu tun hatte. Ist es im Jahr 2021 noch zeitgemäß, dass man seine "Message" nicht direkt an die Wähler richten kann?

Neu angelegt

Am Montag, dem Tag der Angelobung, eröffnete Schallenberg einen Twitter-Account. Geschätzt sind in Österreich 160.000 Personen auf dieser Plattform aktiv – vor allem aus Medien und Politik. Für Kurz war und ist Twitter ein tägliches Kommunikationsmittel. Mit knapp 380.000 Anhängern ist er reichweitenstärkster Politiker in Österreich auf diesem Kanal. Schallenberg hat derzeit rund 11.000 Follower – eine Zahl, die in den nächsten Tagen sicher steigen wird. Wohl auch deshalb, weil er derzeit sehr aktiv auf der Plattform ist und etwa seine Angelobung mit Bildern darstellt.

Präsenz auf anderen Social-Media-Kanälen lässt Schallenberg vermissen. Gut, auch Kurz hat erst kürzlich Tiktok für sich entdeckt, aber auf Instagram richtete sich der Ex-Kanzler bereits rund 2.500-mal an seine jüngere Gefolgschaft. Rund 376.000 Personen folgen Kurz deshalb auf dieser Plattform. Schallenberg ist auf beiden, zugegeben sehr jugendlichen, Kanälen nicht zu finden.

Nicht auf Facebook

Bei Facebook, dem wohl etabliertesten Social-Media-Kanal in Österreich, glänzt der Neo-Kanzler ebenfalls durch Abwesenheit. Kurz bespielte Facebook für seine über eine Million Abonnenten regelmäßig und führt das auch in seiner neuen Rolle weiter. So stellte er am Donnerstag ein Video online, in dem er knapp fünf Minuten über seine neue Rolle und die neue Regierung spricht. Auch wenn darunter auch hämische Kommentare zu finden sind: Hier erreicht Kurz Menschen, die nicht gezwungenermaßen täglich Tageszeitungen konsumieren.

Generell ist Facebook bei vielen heimischen Politikern ein gern genutztes Mittel, um mit "den Menschen" zu sprechen. Zum Vergleich: Bundespräsident Alexander Van der Bellen abonnieren derzeit knapp 340.000 Userinnen und User. Auch der 77-Jährige nutzt die Plattform regelmäßig, um über aktuelle Geschehnisse zu informieren. Auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, 110.000 Abonnenten, ist mehrmals täglich mit Kommentaren aktiv.

"Ich bin kein Schattenkanzler." Kurz nutzt weiterhin Social Media, um mit seinen potenziellen Wählern zu sprechen.
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Wachstumspotenzial

"Wer nicht mitredet, über den wird geredet", lautet ein gängiges Sprichwort. Schallenberg will künftig mitreden, und sich den Möglichkeiten von Social Media völlig zu entziehen mag dabei nicht die beste Strategie im Jahr 2021 sein. Natürlich muss man glaubwürdig sein. Der 52-Jährige wäre wohl auf Tiktok noch weit weniger passend als der 35-jährige Kurz. Der Schritt, ein Twitter-Profil anzulegen, ist mit Sicherheit sinnvoll für einen heimischen Politiker, um an aktuellen Debatten teilnehmen zu können.

Wie wichtig gutes Social-Media-Management ist merkt man, wenn Texte nicht zum Absender passen. Posting vom 14.10.2021, das mittlerweile wieder gelöscht wurde.
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Ob er sich während seiner Laufbahn als Kanzler – es bleibt abzuwarten, wie lange diese dauern wird – auch noch zu einem Facebook-Profil überreden lässt, bleibt offen. Vielleicht überlässt er diese Kommunikationswege weiterhin dem neuen Klubobmann. (aam, 14.10.2021)