Die Müllverbrennungsanlage in der Wiener Spittelau, im Design von Friedensreich Hundertwasser. Die gewonnene Energie wird in das Fernwärmenetz der Stadt eingespeist.

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Wien – Es ist eine Mammutaufgabe, zu der sich die Wiener Stadtregierung aus SPÖ und Neos verpflichtet hat: In nicht einmal 20 Jahren, so der Plan, soll die Millionenmetropole klimaneutral sein – bereits 2040 statt des ursprünglich anvisierten Zieldatums 2050. In einer am Donnerstag vorgestellten Studie wurde untersucht, wie das unter welchen Voraussetzungen gelingen könnte.

Fazit: Es ist machbar, obwohl die Stadt weiter wächst. Allerdings wird man viel Geld in die Hand nehmen, Anreize setzen und gleichzeitig versuchen müssen, an allen Ecken und Enden Energie einzusparen.

In einem vom Wirtschaftsberatungsunternehmen Compass Lexecon gezeichneten Szenario summieren sich die notwendigen Ausgaben zur Erreichung der Klimaneutralität auf mehr als 21 Milliarden Euro bis dorthin.

Wärmebereich ist größter Brocken

Der größte Brocken entfällt mit rund zehn Milliarden Euro auf den Wärmebereich. Darin inkludiert ist der Ausstieg aus der Nutzung von Erdgas für Heizzwecke. Das ist insofern nicht ganz trivial, als in fast 420.000 Wiener Wohnungen noch immer eine Gastherme hängt.

Weil man Erdgas im Wohnbestand nicht mit grünem Gas ersetzen kann oder mag, weil man dieses lieber zur Substitution von Erdgas im Fernwärmebereich einsetzen möchte, bleibt nur ein großräumiger Switch. Wo immer es geht, sollen die Wohnungen auch nachträglich an Fernwärme angeschlossen werden, wo dies aus welchen Gründen immer nicht möglich ist, sollen Wärmepumpen auf dem Dach für warmes Wasser in den Leitungen und damit auch für warme Heizkörper im Winter sorgen. Die erforderlichen Investitionen in den Wechsel der Heizungssysteme bis 2040 werden auf rund sechs Milliarden Euro geschätzt, wobei man auch zusätzliche Förderaktionen durch die Bundesregierung als notwendig erachtet.

Fernwärmeanteil soll auf 56 Prozent steigen

Fernwärme soll übrigens im Jahr 2040 rund 56 Prozent der in Wien benötigten Nutzenergie für Raumwärme und Warmwasser liefern. Derzeit liegt der Anteil bei rund 45 Prozent. Geothermie und Großwärmepumpen seien die wesentlichen Technologien zur Produktion vollständig dekarbonisierter Fernwärme, steht in der Studie. Und rund 2,5 Milliarden Euro an Erweiterungsinvestitionen in das Fernwärmenetz seien bis dorthin notwendig.

Jeweils 1,3 Milliarden Euro an notwendigen Investitionen sehen die Studienautoren für die Bereiche Ladeinfrastruktur (für Elektroautos) und Stromproduktion vor, insbesondere Photovoltaik-Ausbau.

Pilotprojekte

In Pilotprojekten will man in den kommenden Monaten und Jahren mit Wiener Wohnen und Wohnbaugenossenschaften herausfinden, wie die theoretischen Möglichkeiten im Einzelfall bestmöglich umgesetzt werden können.. "Von der Stange gibt es nichts," sagte Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ), in dessen Ressort auch die Wiener Stadtwerke fallen. (Günther Strobl, 15.10.2021)