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Der serbische Präsidenten Aleksandar Vučić und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.
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Der heiße Herbst auf dem Balkan begann im September in Montenegro, als die politische Einmischung der serbisch-orthodoxen Kirche, die unter der Kontrolle des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić steht, zur Eskalationen beitrug. Serbien verfolgt ein Projekt namens "Serbische Welt", eine Neubezeichnung für das alte Projekt "Großserbien". Das Schicksal der kleineren Nachbarstaaten soll demnach in Belgrad entschieden werden. In Bosnien-Herzegowina sorgt der rechtsradikale Politiker Milorad Dodik in diesem Sinne seit vielen Jahren für permanente Unsicherheit, indem er alle paar Tage ankündigt, den Staat zu zerstören.

Aber auch im Kosovo wird gerade kräftig gezündelt. Als die Polizei diese Woche Razzien gegen Kriminelle durchführte, war nur einer der Verhafteten ein Serbe. Trotzdem gingen Kosovo-Serben auf die Polizei los, und auch in Belgrad wurde so getan, als würden Serben im Kosovo verfolgt. Vučić faselte von Gewalt, die die kosovarischen Behörden ausüben würden.

Die EU reagiert angesichts dieser koordinierten Destabilisierungsversuche aber nicht mit klaren Zurückweisungen, sondern verschlimmert die Situation noch. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell stellte sich nicht hinter den kosovarischen Rechtsstaat, sondern kritisierte die kosovarische Polizei wegen angeblich "unkoordinierter Maßnahmen". Anscheinend lässt er sich aus Belgrad seine Tweets diktieren und glaubt, er sei dafür zuständig, Kriminelle zu schützen. (Adelheid Wölfl, 15.10.2021)