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Kyrie Irving ist quasi der Herbert Kickl der Staaten. Allerdings spielt er weitaus besser Basketball.

Foto: getty/tilton

Kyrie Irving war allein. Das Gesicht des berühmtesten Impfskeptikers der NBA verschwand unter der Basecap immer wieder im Schatten, als er sich aus der Verbannung meldete. Die Botschaft des Basketball-Superstars der Brooklyn Nets wurde im Instagram-Livestream schnell deutlich: Nein, impfen lassen wird sich Irving in absehbarer Zeit wohl nicht.

Und nein, ein Rücktritt ist auch keine Option. "Ich werde weiterhin in Form bleiben", sagte Irving, er werde "bereit sein, mit meinen Teamkollegen zu rocken und einfach Teil dieser ganzen Sache zu sein."

Die Nets hatten mitgeteilt, dass der Aufbauspieler vorerst von den Teamaktivitäten ausgeschlossen werde, weil er weiter nicht zu einer Impfung gegen das Coronavirus bereit ist. Dem 29-Jährigen, der am 20. Oktober zum Liga-Auftakt in bei Meister Milwaukee Bucks fehlt, werden dadurch wohl Millioneneinnahmen entgehen. "Es geht nicht um eine politische Sache, nicht um die NBA, nicht um irgendeine Organisation", sagte Irving: "Es geht um mein Leben und um das, was ich beschließe."

Kein volles Mitglied

In New York dürfen nur Geimpfte Sporthallen betreten, weshalb Irving für die Nets keine Heimspiele hätte bestreiten können. Ihn nur auswärts einzusetzen kam für den Klub aber nicht infrage. Brooklyns General Manager Sean Marks betonte zwar Irvings Recht auf seine Entscheidung, sagte aber auch: "Derzeit schränkt diese Entscheidung jedoch seine Fähigkeit ein, ein volles Mitglied des Teams zu sein. Das ist für uns unmöglich."

Es ist die nächste Eskalationsstufe in einem bereits wochenlang schwelenden Konflikt. Ende September hatte Irving erklärt, seinen Impfstatus "privat halten" zu wollen, er trat damit eine große Diskussion los. Basketball-Legende Kareem Abdul-Jabbar forderte gar, dass ungeimpfte Profis aus dem Team "entfernt" werden sollten.

Michael Jordan drückte sich da etwas diplomatischer aus und pries das Gesundheitsprotokoll der Liga, das Gehaltseinbußen für Profis vorsieht, die Spiele verpassen, weil sie nicht geimpft sind. "Ich bin mit der Liga völlig einer Meinung", sagte Jordan bei NBC. "Ich denke, jeder hat über Impfungen gesprochen. Ich glaube fest an die Wissenschaft, und ich werde mich daran halten."

Gott schützt

95 Prozent der Spieler sind derzeit geimpft, eine Pflicht besteht lediglich für Betreuer und Mitarbeiter. Abtrünnige wie Irving sind die Folge. Jener muss nun die Konsequenzen tragen, er versuchte aber, sich zu erklären. Als klassischer Impfgegner sieht er sich nicht. Irving selbst ist laut eigener Aussage "in vielen Dingen noch unsicher". Es gehe ihm nicht darum, grundsätzlich gegen Impfungen zu sein. Vielmehr müsse er fühlen, was gut für ihn sei. "Das ist mein Leben", sagte Irving, "und ich kann damit machen, was ich will. Es ist mein Körper."

Mit den Nets trainieren und spielen darf er aber erst wieder, wenn er mindestens eine Impfdosis erhalten hat oder die Stadt New York die Regeln ändert.

Irving könnte laut ESPN-Informationen 17 Millionen US-Dollar verlieren, ein Einlenken ist jedoch kaum zu erwarten. Erst am vergangenen Wochenende twitterte Irving vielsagend: "Ich werde von Gott und meinen Leuten beschützt. Wir stehen zusammen." (sid, red, 14.10.2021)