Sandra geht es sehr gut.

Foto: Manfred Rebhandl

Sandra ist 52, es geht ihr sehr gut. Nach einem Englisch- und Italienisch-Lehramtsstudium unterrichtete sie bis zu ihrem 28. Lebensjahr, das Schulsystem freilich sagte ihr nicht zu. Also orientierte sie sich neu und wurde Lebens- und Sozialberaterin. Als solche darf sie nicht am "krankheitswertigen Leid" arbeiten, sondern nur mit gesunden Menschen, geht also keinem Heilberuf nach, sondern ist Dienstleisterin.

Sie selbst erlebte 2007 eine Art Befreiungsschlag, als sie im Zuge eines Therapieseminars einen bildlichen Kreis um sich zog und diesen "Wertschätzungszone" nannte. Mangelnde Wertschätzung wäre ein brennendes Thema, sagt sie, viele Menschen würden darunter leiden, wenn sie sich in einer Beziehung für das Gegenüber nicht als wertvoll empfänden. Das ginge bis zur Missachtung und Verachtung, "oder gar, wie David Schnarch gesagt hat, bis hin zum ehelichen alltäglichen Sadismus". Ihr Rat: "Sich nicht von der Wertschätzung anderer abhängig machen, sondern einen liebevollen Umgang mit sich selbst beginnen, was dann auch bedeutet, dass ich mit meinen Mitmenschen liebevoll umgehe, weil ich mich ja selbst auch schlecht fühle, wenn ich andere zerstöre."

Eltern-Kind-Verhältnis

Sandra entstammt einer Psychologenfamilie, sie beschäftigt sich auch stark mit dem Eltern-Kind-Verhältnis. "Warum zum Beispiel schreien Eltern ihre Kinder an, obwohl sie das nicht wollen? Überforderung, Angst, Hilflosigkeit, keine Alternative haben, nicht weiterwissen." Zum Thema gelang ihr sogar ein veritabler Bestseller, der in zehn Sprachen übersetzt wurde: "Mama, nicht schreien!". (Manfred Rebhandl, 16.10.2021)