Den Robodog von Boston Dynamics setzt man bei Drees & Sommer seit kurzem dafür ein, Baustellen zu kontrollieren. Auf der Expo Real wurde er einem breiteren Publikum präsentiert und lief seine Runden durch die Hallen der Messe München.

Foto: Messe München

Im Jahr 2021 ist die Immobilienwirtschaft auf den Hund gekommen. Und zwar nicht im übertragenen, sondern im wörtlichen Sinn: Auf der Immobilienmesse Expo Real in München, die von Montag bis Mittwoch vergangener Woche lief, zog immer mal wieder ein gelber Hund seine Runden durch die Halle B2 des Münchner Messegeländes. Brav an der Leine, wie es sich gehört. Er folgte seinem Frauchen aufs Kommando; zog sie an der Leine, setzte er sich in Bewegung und trabte neben ihr her.

Der Hund war freilich nicht aus Fleisch und Blut, sondern ein von der US-Firma Boston Dynamics gefertigter sogenannter Robodog. Der Immobiliendienstleister Drees & Sommer setzt ihn neuerdings auf Baustellen für Qualitätskontrollen und zur Baudokumentation ein. Der Hund läuft dann vollautomatisch und also ohne Leine, dafür mit Kameras ausgestattet durch halb fertige Gebäude.

Viel weniger Besucher

Auch auf der Messe hatte er Platz zum Laufen, denn die Messehallen waren naturgemäß bei weitem nicht so voll wie 2019, als die Expo Real zuletzt stattfand (2020 fiel sie pandemiebedingt aus). Damals waren es noch sieben Hallen, heuer nur fünf; aber weil sich die Zahl der Besucherinnen und Besucher gegenüber 2019 mehr als halbierte (von 46.700 auf 19.200) und auch die Zahl der Aussteller signifikant schrumpfte (von 2200 auf 1200), war es eine sehr angenehme Messe ohne viel Gedränge.

"Sehr gute Gespräche", das hörte man von vielen Messeteilnehmern, die Termine seien produktiver gewesen als 2019. War es also vielleicht wirklich "die beste Expo aller Zeiten", wie manche im Vorfeld erwartet hatten? Nun, dafür fehlten wohl die abendlichen Feste, die waren Corona-bedingt ersatzlos gestrichen. Doch nach den eh schon ungesunden Dauerpartys der letzten Jahre tut der Immobilienbranche etwas Erdung sicher recht gut.

Klima als Thema

Apropos Erde: Das Thema Umwelt- und Klimaschutz wird nun dank der Vorhaben der EU-Kommission in diesem Bereich, Stichworte EU-Taxonomie und ESG, tatsächlich zum großen Gamechanger im Immobilienbusiness. In einigen Diskussionsrunden auf der Messe war das Klima ein Thema, denn der Immobiliensektor kann hier bekanntlich eine zentrale Rolle spielen – sowohl beim Klimaschutz als auch bei der Anpassung an den nicht mehr vermeidbaren Klimawandel, darauf wies etwa Matthias Garschagen, Professor für Anthropogeographie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, hin. "Eine umfassende Wende hin zum Klimaschutz wird ohne den Immobiliensektor nicht möglich sein."

Die vorhandenen Green-Building-Zertifikate werden jedenfalls im Investmentbereich immer wichtiger, hinzu kommen relativ neue Zertifikate wie etwa Greenpass, das die Klimaresilienz eines Gebäudes bewertet, oder das WELL-Zertifikat, das auf die Gestaltung von Gebäuden und Innenräumen hinsichtlich des Einflusses auf den Komfort, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer fokussiert. Dass es bei all den zahlreich vorhandenen Zertifikate-Systemen demnächst zu einer gewissen Konzentration kommen könnte, hält man bei Drees & Sommer für nicht ganz unplausibel. "Vor allem aus wirtschaftlicher Sicht wird wohl der Druck steigen, alles aus einer Hand anbieten zu können", sagt Geschäftsführer Georg Stadlhofer. Und irgendwann vielleicht auch alles aus einer Pfote: Der Robodog ist vielseitig einsetzbar. (Martin Putschögl aus München, 15.10.2021)