"Ihr seid einfach nur ekelhafte Schweine in Uniform! Es geht um die ganze verdammte Stadt!" Laut tönt die Stimme einer Frau am Freitagvormittag über die Köpenicker Straße im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Zu sehen ist die Frau nicht, aber der Applaus der vielen Vermummten in der Nähe des Areals ist ihr sicher. Ausharren bis zum bitteren Ende – das ist das Motto jener rund 30 Menschen, die auf dem Grundstück auf dem ehemaligen Mauerstreifen in Bauwagen wohnen. "Köpi" wird die Wagenburg genannt, doch am Freitag rückte die Polizei an, um das 2.600 Quadratmeter große Areal zu räumen. Zuvor hatte die Gerichtsvollzieherin festgestellt, dass sie nicht aufs Gelände kommt, und die Polizei um Amtshilfe gebeten.

"Köpi" ist eines der letzten Projekte der linken Szene in Berlin. Im Juni hatte der Eigentümer des Grundstücks mit Hinweis auf seine Baugenehmigung auf Räumung geklagt. Die "Köpi"-Bewohner wehrten sich bis zuletzt juristisch, unterlagen aber am Mittwoch, zwei Tage vor der Räumung, am Berliner Kammergericht.

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Mit Motorsägen und Trennscheiben verschaffte sich die Polizei Zutritt zu dem besetzten Gelände.
Foto: Reuters/Tantussi

Eingemauerte Besetzer

2.000 Polizisten aus sieben Bundesländern waren im Einsatz, sie hatten das Gelände zuvor weiträumig abgesperrt. Einen Eingang fand sie an der Köpenicker Straße zunächst nicht. Die Bewohnerinnen und Bewohner hatten sich schlicht eingemauert und im Inneren verschanzt. Von außen war zu sehen, dass mehrere Personen in Bäumen auf dem Gelände saßen. Sie riefen: "Das ist unser Zuhause, sucht euch einen eigenen Baum!"

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Der Zaun wurde mit einem Bagger niedergerissen.
Foto: Reuters/Tantussi

Fälschungsvorwurf

Zunächst versuchten die Polizisten die Barrikaden mit bloßen Händen und Werkzeug zu beseitigen, später dann riss ein Räumpanzer ein Loch in den Zaun. Um kurz vor elf Uhr konnten die ersten Polizeikräfte das Areal betreten, eine halbe Stunde später wurden die ersten Bewohnerinnen und Bewohner abgeführt. "Verpisst euch, ganz Berlin hasst die Polizei", schlug es den Polizisten von "Köpi"-Unterstützern entgegen.

Der Anwalt der Bewohnerinnen und Bewohner, Moritz Heusinger, hatte sich vor einigen Tagen noch optimistisch gezeigt, die Räumung verhindern zu können. Seiner Ansicht nach hat der Eigentümer des Geländes eine Unterschrift auf einer Prozessvollmacht gefälscht.

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"Tag X" für das "Köpi"-Projekt.
Foto: Reuters/Tantussi

Gewalt bei Brandschutzprüfung

Die Räumung dauerte auch noch am Freitagnachmittag an, Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik war persönlich anwesend. Am Nachmittag konnte dann die Gerichtsvollzieherin das Gelände betreten.

Auf weniger Gegenwehr als erwartet war die Polizei im Oktober 2020 gestoßen, als sie das besetzte Haus "Liebig 34" in der Liebigstraße (Friedrichshain) räumte. Hingegen hatte es bei einer Brandschutzprüfung im teilbesetzten Haus "Rigaer 94" in der Rigaer Straße, ebenfalls in Friedrichshain, diesen Juni massive Angriffe auf die Polizei gegeben. (Birgit Baumann aus Berlin, 15.10.2021)