Grusel-Kameraden wie dieser machen den Überlebenden in "Back 4 Blood" das Leben schwer.

Foto: Turtle Rock Studios

Zombies haben die Welt überrannt, und nur eine kleine Gruppe aus schwer bewaffneten Überlebenden steht zwischen der Horde der Untoten und dem endgültigen Ende der Menschheit. Das kommt Ihnen bekannt vor? Willkommen bei Back 4 Blood, dem neuen Spiel der Turtle Rock Studios, welche mit den Zombie-Ballerspielen der Left 4 Dead-Reihe seit 2008 Fand des Survival Horrors unterhalten. Das Setting ist bekannt, und entsprechend gibt es nicht allzu viele Überraschungen. Leider.

Back 4 Blood

Back 4 Blood ist für Playstation 4, Playstation 5, Xbox Series X/S, Xbox One und Windows 10 erhältlich. Außerdem ist das Spiel im Xbox Gamepass kostenlos enthalten. Der STANDARD hat das Spiel auf PC im Koop-Modus mit den Kumpels sowie auf der Playstation 5 ohne echte Freunde – also mit Bots und Fremden – getestet. Die in diesem Testbericht eingefügten Screenshots wurden mit der Playstation 5 erstellt, auf dem PC ist die Grafik aber vergleichbar.

Zombie-Overkill

Wie eingangs erwähnt, ist die Handlung von Back 4 Blood in einer Zombieapokalypse angesetzt. Im Großteil des Spiels kämpfen die Spieler kooperativ – also online mit Freunden oder fremden Personen in aller Welt – gegen die Horden aus Untoten. Zwischendurch findet man Kisten mit neuen Waffen, nützliche Gegenstände oder Erste-Hilfe-Kästen, mit denen die eigenen Wunden oder jene der Freunde versorgt werden.

Das Problem, das Back 4 Blood dabei hat: Im Gegensatz zum geistigen Vorgänger Left 4 Dead vor rund 13 Jahren wird das neue Spiel in eine Welt hinein geboren, in der das Abschlachten von Untoten mit Freunden keinen Neuigkeitswert bietet. So gibt es allein im Xbox Gamepass mit World War Z und Zombie Army 4 mindestens zwei Spiele, die genau die gleiche Zielgruppe bedienen – und das in vielen Fällen besser.

Nazi-Zombies sind böser als normale Zombies

So basiert das Konkurrenzprodukt World War Z auf dem gleichnamigen Roman von Max Brooks aus dem Jahr 2006, beziehungsweise auf dem Film mit Brad Pitt im Jahr 2013. Auch hier rennt man mit Freunden in einer dystopischen nahen Zukunft durch verwüstete Städte, ballert auf allerlei Grauslichkeiten und sammelt Gegenstände ein. Als Setting dienen dabei bekannte Orte wie die Innenstädte von New York oder Jerusalem.

PlayStation Europe

Zombie Army 4 verfolgt ebenso dieses Spielkonzept, ist aber in einem Paralleluniversum zu den frühen 1940er-Jahren angesetzt. Die Handlung: Adolf Hitler bemerkt, dass er den Krieg verliert und greift zu einem drastischen Mittel. Er setzt schwarze Magie ein, um seine gefallenen Soldaten als Zombies wieder zum Leben zu erwecken, welche wiederum Europa überrennen. So beweget man sich etwa auf Booten durch das malerische Venedig, um dort gegen Nazi-Zombies – die naturgemäß böser sind als normale Zombies – zu kämpfen.

Langweiliger Einheitsbrei

Warum ich diese beiden Spiele nenne, obwohl es doch eigentlich um Back 4 Blood gehen sollte? Weil sie Beide mehr Stimmung und Spaß machen als der Newcomer. Positiv anzumerken ist zwar, dass Back 4 Blood mit einer filmreifen Introsequenz startet, in welcher die Charaktere aufeinander treffen und die ersten Zombies abschlachten – doch ab dann wird es vergleichsweise öd.

Das beginnt schon bei den Zombies selbst. Klar, nichts ist böser als Nazi-Zombies, das haben wir ja schon geklärt – aber auch bei World War Z sind die Untoten deutlich liebevoller gestaltet. So tragen sie in New York etwa weiße Hemden und Krawatten, weil sie von der Apokalypse wohl überrascht wurden, während sie in ihrem Cubicle saßen. In Back 4 Blood sehen hingegen die meisten Untoten so aus, als seien sie George A. Romeros Dawn of the Dead entsprungen... zugegeben, das ist ein Horrorfilm-Klassiker. Aber seit dessen Veröffentlichung im Jahr 1978 hat sich nun mal viel getan.

Dieser übergroße Oger ist einer der wenigen erinnerungswürdigen Zombies aus den ersten Missionen des Spiels.
Foto: Screenshot/Turtle Rock Studios

Erschreckt habe ich mich während des Spielens selten bis gar nicht. Das ist schon okay, weil es hier nicht um storygetriebene Schockeffekte geht wie etwa beim in diesem Jahr erschienen Horror/Fantasy-Shooter Resident Evil: Village, sondern um Ballerspaß mit Freunden. Doch leider sind die Levels insgesamt deutlich eintöniger gestaltet als bei der Konkurrenz.

So hatte ich während des Spielens immer wieder den Eindruck, mich – zumindest in den ersten Missionen der Kampagne – bloß von A nach B zu bewegen. Und dabei ballere ich natürlich und sammle Gegenstände ein. Im Gegensatz zu den eingangs erwähnten Konkurrenzspielen muss ich hier aber keine Fallen für die Untoten auslegen, was den Gestaltungsspielraum – und somit den Spielspaß – deutlich trübt.

Gewiss, es gibt hier ein System aus virtuellen Spielkarten, mit denen die eigenen Charaktere aufgemotzt werden können. Das sollte eigentlich etwas Abwechslung in das Spiel bringen. Aber erstens ist das System nicht auf Anhieb durchschaubar – zweitens bieten auch die anderen beiden Spiele Möglichkeiten, die eigenen Charaktere hoch zu leveln, sie mit Spezialfähigkeiten und besseren Waffen auszustatten.

Wer soll sich da auf Anhieb auskennen?
Foto: Screenshot/Turtle Rock Studios

Positiv anzumerken ist, dass das Spiel standardmäßig Crossplay – also das gemeinsame Spielen mit Freunden, die nicht auf dem gleichen Endgerät zocken – ermöglicht. Das war in der Vergangenheit unter anderem für Besitzer einer Playstation-Konsole ärgerlich, deren Freunde allesamt PC-Zocker sind. Wer will, der kann diese Funktion aber auch abdrehen und wird somit nur mit jenen Spielern zusammengewürfelt, die in der gleichen Gerätekategorie unterwegs sind.

Gegen- statt miteinander

Und ebenso sei erwähnt, dass es bei Back 4 Blood die Möglichkeit gibt, in Teams gegeneinander zu spielen – eine Funktion, die bei den beiden Konkurrenzspielen fehlt. Somit spielt eine Gruppe die Menschen, eine andere Gruppe spielt die Zombies. Die Menschen müssen so lange wie möglich überleben, die Untoten müssen dies verhindern. Nach dem Ableben der Homo Sapiens wird die Seite gewechselt, und anschließend werden die Zeiten verglichen.

Die Klassen der besonders ekligen Zombies heißen Tallboy, Stinger und Reeker.
Foto: Screenshot/Turtle Rock Studios

Dieses Konzept ähnelt jenem aus Left 4 Dead – und war mitunter ein Grund für den damaligen Erfolg. Und es dürfte vor allem kompetitive Spieler ansprechen. Ob man sich damit gegen andere Player-vs-Player-Spiele – wie nicht zuletzt das bald erscheinende Battlefield 2042 – durchsetzen kann, muss sich noch weisen.

Fazit: Es gibt (bessere) Alternativen

Es ist nicht so, als wäre Back 4 Blood reine Zeitverschwendung, denn mit Freunden gemeinsam verbrachte Zeit ist immer eine schöne Zeit – aber es ist ein Spiel, das schlichtweg zur falschen Zeit kommt. Das Setting ist durch diverse Filme, Romane, Serien und eben auch Computerspiele einfach zu ausgelutscht, als dass man mit Standardinhalten hier noch einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken könnte. Das Gleiche gilt für die Charaktere, die mit ihren pseudocoolen Sprüchen ("Du hast mich angeschossen" – "Sorry, dann lauf mir halt nicht vor's Gewehr") niemanden mehr begeistern dürften. Und auch das Gameplay funktioniert bei der Konkurrenz besser.

Fairerweise muss an dieser Stelle auch gesagt werden, dass mich nach nur wenigen Missionen die Motivation verlassen hat, dem Spiel weiter eine Chance zu geben und dass ich daher auch nicht weiß, ob es zu einem späteren Zeitpunkt abwechslungsreicher wird – aber das allein ist wohl Indikator genug, dass Back 4 Blood wohl viele Spieler nicht langfristig motivieren kann. Und das bedeutet auch, dass es sich nicht rentiert, bei Steam knapp 60 Euro für das Spiel auf den Tisch zu legen. Im Gamepass sieht die Sache freilich anders aus – aber wie gesagt: Auch dort gibt es Alternativen, mit denen man seine kostbare Zeit besser verbringen kann. (Stefan Mey, 16.10.2021)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Das Playstation 5-Exemplar wurde von Warner Bros zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.