Laut einer ATV-Umfrage hat Grünen-Chef Werner Kogler in der Regierungskrise eine bessere Figur gemacht als ÖVP-Chef Sebastian Kurz.

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Zwei Umfragen zeigen einen Absturz der ÖVP in der Wählergunst nach Ausbruch der Inseraten-Affäre. Sowohl bei OGM für die "Kurier"-Sonntagsausgabe als auch bei Unique Research für das "profil" liegt die Volkspartei nur noch hauchdünn vor der SPÖ. Die Grünen leiden dagegen nicht unter der Regierungskrise.

ÖVP bei 25-26 Prozent

Bei OGM werden für die ÖVP 26 Prozent ausgewertet, für die Sozialdemokraten sind es 24. Auch nicht weit dahinter folgt die wieder erstarkte FPÖ mit 21 Prozent. Die Grünen stehen mit den Neos gleichauf bei zwölf Prozent. Für die OGM-Auswertung wurden 1.170 Personen zwischen 12. und 15. Oktober befragt. Die Schwankungsbreite liegt bei plus/minus 2,9 Prozent.

Ziemlich ähnlich sieht die Sache bei Unique Research aus, auch wenn man hier zwei Mal abgefragt hat, einmal die ÖVP mit Alexander Schallenberg und einmal mit Sebastian Kurz. Groß ist der Unterschied nicht. Mit dem Kanzler läge man bei 25 Prozent, mit dem Altkanzler bei 26.

Die Sozialdemokraten wären bei einer Schallenberg-Kandidatur gleichauf, im anderen Fall mit 24 Prozent leicht zurück. Die FPÖ pendelt zwischen 18 und 19. Die Grünen wären stark wie lange nicht mit 14 Prozent – egal, wer die ÖVP anführt. Die Neos stehen zwischen elf und zwölf Prozent.

800 Befragte nahmen an der Unique-Research-Befragung zwischen 12. und 15. Oktober teil. Diese wurde telefonisch und online durchgeführt. Die Schwankungsbreite beträgt 3,5 Prozent.

Kogler wird positiv gesehen

Vizekanzler Werner Kogler (Grüner) wird auch als Gewinner der Regierungskrise erachtet: In einer repräsentativen Umfrage von Peter Hajek für ATV beurteilten 43 Prozent der 800 Befragten seine Performance mit "sehr gut" und "gut", nur 16 Prozent als "sehr schlecht".

Umgekehrt das Urteil über Kurz: Mit 47 Prozent "sehr schlecht" und 19 Prozent "eher schlecht" war sein Negativwert der höchste aller abgefragten Politiker. FPÖ-Chef Herbert Kickl schnitt mit 64 Prozent "eher schlecht" und "sehr schlecht" noch eine Spur besser ab.

Zum neuen Bundeskanzler Schallenberg hatte zwar ein großer Teil (29 Prozent "keine Angabe") noch keine Meinung. Aber immerhin 40 Prozent hielten auch seine Performance für "eher schlecht" und "sehr schlecht".

Fragen zu Ermittlungen und Vierer-Koalition

Die deutliche Mehrheit der Österreicher glaubt auch, dass an den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft gegen Altkanzler Kurz etwas dran ist. In der Erhebung von Unique Research für das "profil" äußern sich 67 Prozent in diese Richtung. Nur 23 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass an den Vorwürfen nichts dran ist. Bei OGM sind 71 Prozent sehr oder eher der Meinung, dass der Rücktritt von Kurz gerechtfertigt ist.

Nichts hätten die Österreicher von dem angedachten Vierer-Bündnis gegen die ÖVP gehalten. Nur elf Prozent gaben bei OGM diese Regierungskonstellation, die von Grünen bis zu den Freiheitlichen gereicht hätte, als ihre Favoritin an. Das ist deutlich weniger, als Neuwahlen präferiert hätten (32 Prozent). Bevorzugt wird aber eine Fortsetzung der Koalition, die 47 Prozent als ihre bevorzugte Variante nannten.

STANDARD-Umfrage

In der vergangenen Woche hatte auch eine Market-Umfrage für den STANDARD einen Absturz der ÖVP ergeben: Die Kanzlerpartei rutscht von 31 Prozent im August auf 27 Prozent ab – gegenüber der Nationalratswahl vor zwei Jahren (37,46 Prozent) würde sie also rund zehn Prozentpunkte oder etwa jeden vierten Wähler verlieren. Allerdings bleibt die ÖVP in der Market-Hochrechnung (ebenso wie in den Rohdaten) stärkste Partei, jedoch nur noch mit zwei Prozentpunkten Abstand zur SPÖ (25 Prozent).

800 repräsentativ für die wahlberechtigte österreichische Bevölkerung ausgewählte Personen wurden dabei online am 11. und 12. Oktober 2021 befragt. (APA, red, 17.10., 2021)