Peking – Auf dem Weg zu einem weiteren Meilenstein der chinesischen Raumfahrthistorie haben drei Taikonauten die bisher längste bemannte Mission an Bord der Raumstation "Tiangong" ("Himmlischer Palast") begonnen. Nach Angaben der chinesischen Raumfahrtbehörde dockte das Raumschiff "Shenzhou 13" am Samstag erfolgreich an der Station an. Das Team soll dort sechs Monate verbringen.

Die Raumfähre mit den Taikonauten war am Samstag kurz nach Mitternacht (Ortszeit, Freitag 18.00 Uhr MESZ) vom Raumfahrtbahnhof Jiuquan im Nordwesten der Wüste Gobi aus ins All gestartet. Die Crew sei "in guter Verfassung", teilte die Behörde nach dem Start mit.

Die drei chinesischen Raumfahrer Ye Guangfu, Zhai Zhigang und Wang Yaping nach der Ankunft auf der Raumstation.
Foto: Tian Dingyu /imago images/Xinhua

Ein Halbes Jahr im All

Zu den drei Raumfahrern gehört die Militärpilotin Wang Yaping. Die 41-Jährige ist die erste Frau auf der chinesischen Raumstation. Geleitet wird die Mission vom 55-jährigen Zhai Zhihang, der im Jahr 2008 als erster Chinese einen Weltraumspaziergang absolviert hatte. Zum Team gehört ferner der 41-jährige Militärpilot Ye Guangfu. Das Team soll das halbe Jahr im Kernmodul der noch im Bau befindlichen "Tiangong" verbringen.

Die Raumfahrtbehörde veröffentlichte Fotos der drei Taikonauten bei ihrer Verabschiedungszeremonie. Dabei winkten sie zahlreichen Zuschauern, die ermutigende Botschaften in die Höhe hielten. Im September war die Vorgängerbesatzung zur Erde zurückgekehrt, die drei Monate auf der Raumstation verbracht hatte.

Die Volksrepublik hat in den vergangenen Jahren Milliardensummen in seine Raumfahrtprogramme gesteckt, um zu den Raumfahrtnationen USA und Russland aufzuschließen. Das Kernmodul der Raumstation war erst Ende April in seine Erdumlaufbahn gebracht worden. Vollständig in Betrieb gehen soll die "Tiangong" nach den chinesischen Plänen im kommenden Jahr.

Elf Missionen bis 2022

Insgesamt plant die chinesische Raumfahrtbehörde elf Missionen zu der Station bis Ende 2022. Dabei sollen unter anderem zwei Besatzungen sowie zwei neue Labor-Einheiten zur Erweiterung der Station in den Orbit gebracht werden.

Chinas Raumfahrtambitionen wurden zum Teil durch ein US-Verbot für chinesische Raumfahrer auf der Internationalen Raumstation ISS befeuert. Die ISS wird in Kollaboration von den USA, Russland, Kanada, europäischen Staaten und Japan betrieben. Sie soll noch bis 2024 betrieben werden. Die US-Raumfahrtbehörde NASA hatte jedoch mitgeteilt, dass die ISS auch über 2028 hinaus noch funktionsfähig sei.

Das Shenzhou 13 während des Dockingmanövers.
Foto: Tian Dingyu /imago images/Xinhua

Die jüngste Mission solle "Chinas technologische Grenze" verschieben, sagte der unabhängige Raumfahrtexperte der Website "Go Taikonauts", Chen Lan. Darüber hinaus sollten die Systeme der chinesischen Raumstation für eine längerfristige Bewohnbarkeit getestet werden. "Ich denke nicht, dass es sehr schwierig ist. Chinas Technologien sind sehr ausgereift", erläuterte Chen. Andererseits sei im Weltraum "alles schwierig".

Neue Hyperschallrakete

Unterdessen macht China auf einem weiterem im Zusammenhang mit dem Weltall stehenden Forschungsfeld auf sich aufmerksam: Wie die "Financial Times" unter Berufung auf informierte Kreise berichtete, testete China bereits im August eine neue Hyperschallrakete. Demnach schickte China das atomwaffenfähige Geschoß mit einer Rakete des Typs "Langer Marsch" ins All, wo es die Erde auf einer niedrigen Umlaufbahn umkreiste, bevor es Kurs auf sein Ziel nahm.

Drei verschiedenen Quellen zufolge habe das Geschoß sein Ziel allerdings um mehr als 30 Kilometer verfehlt, berichtete die Zeitung. Dem Bericht zufolge zeigten sich US-Geheimdienste von den neuen militärischen Fähigkeiten China allerdings überrascht.

Neben China arbeiten auch die USA, Russland, Nordkorea und mindestens vier weitere Länder an der Hyperschalltechnologie. Wie ballistische Raketen können diese Atomwaffen tragen und mehr als fünffache Schallgeschwindigkeit erreichen, sind aber deutlich schwerer abzuschießen. (APA, 17.10.2021)