Seit Freitag wird in den größten italienischen Häfen gegen die 3G-Pflicht am Arbeitsplatz demonstriert.

Foto: imago images/Paolo Giovannini

Triest – Die italienische Polizei hat am Montag die Räumung einer Demonstration gestartet, die den Zugang zum Hafen von Triest blockiert. Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer ein, um die circa 300 Demonstranten zu vertreiben, die bei der Ankunft der Polizeiwagen niederknieten. Die Demonstranten skandierten Slogans gegen die 3G-Pflicht für alle Arbeitnehmer in Italien. Fünf Personen wurden festgenommen.

"Freiheit, Freiheit", riefen die Demonstranten. Sie forderten die Polizisten auf, ihre Helme abzunehmen. "Heute ist ein trauriger Tag", betonte Stefano Puzzer, der am Sonntag zurückgetretene Anführer der protestierenden Hafenmitarbeiter in Triest. Geschätzt wird, dass 40 Prozent der rund 1.000 Hafenmitarbeiter nicht geimpft sind. Beim Hafenbetrieb in Triest kam es zu Verzögerungen, da sich mehrere Mitarbeiter dem Protest anschlossen.

Die Demonstranten, die vom Hafen vertrieben wurden, defilierten bis zum Stadtzentrum und versammelten sich auf dem Hauptplatz Piazza dell'Unitá. Circa 2.000 Personen beteiligten sich an der Protestkundgebung.

Die norditalienischen Häfen sind zum Magnet für Demonstranten gegen die seit Freitag geltende 3G-Pflicht in Italien geworden. Protestaktionen gab es in den vergangenen Tagen vor den Häfen in Genua, Ancona und Ravenna.

Gewerkschaften stellten sich gegen Protest

Die Zahl der demonstrierenden Hafenarbeiter war bereits am Sonntag schrittweise zurückgegangen, nachdem ihr Anführer Stefano Puzzer zurückgetreten ist. Dieser erklärte, er werde zwar seinen Protest gegen die 3G-Pflicht privat fortsetzen, jedoch nicht mehr die Verantwortung für alle Hafenmitarbeiter übernehmen.

Die großen Gewerkschaftsorganisationen riefen zum Ende des Protests in Triest auf. "Die Lage sollte nicht noch mehr verschärft werden. Wir respektieren alle Ideen, fordern aber, dass die Mehrheit nicht von einer Minderheit als Geisel genommen wird", sagten die Gewerkschaften. Sie hoben die "starke Bindung zwischen Hafen, Arbeitern und Stadt" hervor, die "nicht durch Leute gefährdet werden kann und darf, die nichts mit dem Hafen zu tun haben". Ihr Appell richte sich an die "vielen Hafenarbeiter, die sich entschieden haben, zu arbeiten und mit Verantwortung und Zugehörigkeitsgefühl die unverzichtbare betriebliche Kontinuität zu gewährleisten, indem sie mit Würde gegenüber der Stadt und der Hafenbehörde auftreten".

Vor einem Eingang des Hafen Genuas demonstrierten Montagfrüh einige Hundert Hafenmitarbeiter und Impfgegner gegen die 3G-Pflicht. Der Zugang zum Hafen wurde zwar nicht blockiert, doch einige Lkws standen vor dem Zugang Schlange.

DER STANDARD

Italien prescht seit Freitag mit 3G-Regel vor

Seit Freitag darf in Italien nur zur Arbeit erscheinen, wer eine Corona-Impfung, -Genesung oder einen negativen Corona-Test nachweisen kann. Wer ohne den sogenannten grünen Pass zur Arbeit kommt, riskiert bis zu 1.500 Euro Bußgeld. Wer der Arbeit fernbleibt, weil er das Dokument nicht vorweisen kann, muss mit unbezahlter Freistellung rechnen. Italien ist das erste europäische Land, das die 3G-Regel für Arbeitnehmer einführt.

Wer sich nicht impfen lassen will, muss auf eigene Kosten einen Corona-Test machen und diesen je nach Testart alle 48 bis 72 Stunden wiederholen. Die Tests kosten in Italien 15 Euro. In den vergangenen Wochen hatte es zum Teil gewalttätige Proteste gegen die neue Regelung gegeben.

Präsident Mattarella kritisiert anti-wissenschaftliche Haltung

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums haben inzwischen mehr als 85 Prozent der Italiener über zwölf Jahren mindestens eine Corona-Impfung erhalten. Schätzungen zufolge sind bis zu drei Millionen Arbeiter noch ungeimpft. Am Sonntag bildeten sich in mehreren Städten lange Schlangen vor den Teststationen.

Staatspräsident Sergio Mattarella verurteilte am Montag "gewalttätige Proteste" gegen die Anti-Covid-Restriktionen der italienischen Regierung. Er rief die Italiener auf, gegen eine "anti-wissenschaftliche Haltung" zu kämpfen. "Wir verdanken der Wissenschaft viel. Die Impfstoffe sind ein Verdienst der Wissenschaft, das sollten wir aus Respekt vor den Toten nicht vergessen", sagte Mattarella vor Studenten und Lehrern bei der Eröffnung des akademischen Jahres an der Universität Pisa. In der toskanischen Stadt kam es während Mattarellas Ansprache zu einem Protest gegen die 3G-Pflicht. (APA, 18.10.2021)