In Zukunft gilt es laut der Studie, die Vorteile der Online-Lehre mit jenen der Präsenzlehre zu verbinden.

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Etwa ein Viertel der Studierenden wünscht sich weiterhin Home-Learning an den Hochschulen, fast ebenso viele möchten dies jedoch nicht mehr. Knapp die Hälfte der Befragten bevorzugt hingegen eine Mischung aus Online und Präsenz. Das zeigt die vierte Erhebung des Projekts "Lernen unter Covid-19 Bedingungen" unter der Leitung der Bildungspsychologinnen Elisabeth Pelikan und Christiane Spiel. Im Juni und Juli 2021 wurden dafür mehr als 1.700 Studierende befragt.

Ein Großteil der Teilnehmenden (88 Prozent) gab an, beim Studium mit den verwendeten digitalen Lehr- und Lernformen insgesamt gut zurechtzukommen. Studierende der ersten beiden Semester scheinen jedoch besser mit der Online-Lehre umgehen zu können als Befragte höherer Semester.

Psychologische Grundbedürfnisse

Die Studierenden schätzen ihre eigene Lernorganisation mit durchschnittlich 2,97 von 5 als mittelmäßig gut ein. Mehr als die Hälfte gab an, sich fixe Lernzeiten im Tagesablauf zu reservieren und verschiedene Lern- und Arbeitsstrategien einzusetzen. Je besser die Studierenden ihr Lernen (nach eigenen Angaben) selbst organisieren konnten, desto höher war auch ihre intrinsische Lernmotivation, desto besser kamen sie mit dem digitalen Lernen zurecht und desto weniger Aufschiebeverhalten zeigten sie.

Knapp zwei Drittel gaben außerdem an, sich zum Befragungszeitpunkt gut zu fühlen. Das Wohlbefinden der Teilnehmenden hängt laut der Studie damit zusammen, wie gut sie mit dem digitalen Lernen umgehen konnten, aber auch damit, wie gut sie sich von der Hochschule über die Entwicklungen bezüglich Corona informiert und wie geschützt sie sich durch die Maßnahmen gefühlt hatten.

Wie auch in den ersten drei Erhebungen zeigt die Umfrage, dass die psychologischen Grundbedürfnisse nach Kompetenzerleben, Autonomie und sozialer Eingebundenheit ebenfalls in Zusammenhang mit dem Wohlbefinden stehen. Studierende, die sich kompetent in der Bewältigung der Aufgaben fühlten, ihre Autonomie als befriedigt wahrnahmen und die sozial eingebunden waren, gaben auch an sich besser zu fühlen.

Hybride Lehre

Danach gefragt, ob sie sich weiterhin Online-Lehrveranstaltungen wünschten, gaben 28 Prozent der Studierenden an, dies zu tun; 26 Prozent möchten hingegen keinen Online-Unterricht mehr. 45 Prozent bevorzugen zumindest teilweise die Online-Lehre. Die Umfrage zeigt: Befragte, die nach ihren Angaben gut mit den digitalen Lehr- und Lernformen zurechtkamen und von einem höheren Wohlbefinden berichteten, gaben auch eher an, künftig Online-Unterricht zu wollen.

Von Politik und Hochschulen wünschen sich viele Studierende küftig genauere Informationen über den Ablauf und die Sicherheitsmaßnahmen an den Unis und FHs. Sorgen äußerten einige Befragte bezüglich des Studienfortschritts: einerseits, ob es möglich sei, alle Prüfungen abzulegen, andererseits, weil sie Schwierigkeiten hatten, sich im Home-Learning zu organisieren. Auch hinsichtlich einer neuen Infektionswelle und des damit verbundenen Gesundheitsrisikos zeigten sich die Studierenden häufig besorgt. Mit Blick auf die fernere Zukunft wurde außerdem die Arbeitsmarktsituation mehrfach als Grund zur Sorge genannt.

Obwohl ein großer Anteil der Studierenden gut mit der Online-Lehre umgehen kann und sich weiterhin zumindest teilweise Online-Lehrveranstaltungen wünscht, sollte die Gruppe jener, denen es schlecht ging, laut den Studienautorinnen keinesfalls vergessen werden. In Zukunft gilt es demnach, die Vorteile der Online-Lehre, wie größere Flexibilität und Vereinbarkeit mit Beruf und Betreuungsverpflichtungen, mit jenen der Präsenzlehre, wie persönlicher Kontakt und Strukturierung des Lernalltags, zu verbinden. Damit das gut gelingt, sollte laut den Studienautorinnen in Fortbildungsangeboten für Lehrende verstärkt auf die psychologischen und die didaktischen Besonderheiten der Online-Lehre eingegangen werden. (dang, 19.10.2021)