Die EU-Kommission hat die Erarbeitung einer Regelung initiiert, dank der USB-C zum gemeinsamen Ladestandard in der EU werden soll.

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In der EU wird wieder einmal über einheitliche Lade- und Datenkabel für Smartphones und andere Mobilgeräte diskutiert. Über eine freiwillige Regelung griffen vor einigen Jahren viele Hersteller letztlich zu Micro-USB.

Die Technik hat sich mittlerweile natürlich weiterentwickelt. Fast alle Smartphonehersteller nutzen selbst bei günstigen Geräten nunmehr das USB-C-Format. Dieser verhindert "falsches" Einstecken, ist robuster und außerdem für aktuelle USB-Übertragungsstandards gerüstet.

Kalifornisches Dorf leistet Widerstand

Ein Hersteller weigert sich aber seit Anbeginn, im Konzert mitzuspielen: Apple. Zuerst setzte man in Cupertino auf einen recht breiten, 30-poligen Stecker, den man später mit dem ebenfalls proprietären und wesentlich schlankeren "Lightning"-Format ablöste. In manchen Tablets und Laptops hat man mittlerweile auf USB-C umgesattelt, nicht aber beim populärsten Produkt, dem iPhone. Das ist auch ein Mitgrund, warum die Kommission nun eine gesetzliche Maßnahme vorgeschlagen hat.

Vor und hinter den Kulissen lobbyiert Apple fleißig gegen eine Vereinheitlichung. Das Argument gegen eine solche, das auch von anderen Kritikern einer solchen Maßnahme vorgebracht wird, lautet "Innovation". Eine Standardisierung würde technische Weiterentwicklungen hemmen.

Dem tritt das EU-Parlament nun entgegen und hat ein Interview mit Anna Cavazzini veröffentlicht. Sie leitet den Ausschuss für Konsumentenschutz und gehört der Grünen/EFA-Fraktion an. Sie betont etwa, dass ein einheitlicher Standard gut für die Konsumenten sei, weil sie dadurch ihre Geräte stets mit Ladekabeln anderer Handys laden können.

Weniger E-Schrott, niedrigere Preise

Zudem werden Smartphones immer häufiger ohne Extrazubehör wie Ladegerät und Kabel ausgeliefert, was immerhin Elektronikschrott reduziere. Wenn Konsumenten diese separat anschaffen, müsse man die Kosten dafür aber niedrig halten. Auch hier hilft eine Vereinheitlichung, da Hersteller sich nicht mehr mit proprietären Lösungen vom Markt entkoppeln können.

Die Arbeit am Gesetzestext hat noch nicht begonnen, und es gibt viele Fragen zu diskutieren. Die vielleicht wichtigste ist, welche Geräte unter die Regelung fallen sollen. Der Vorschlag der Kommission ist zwar recht umfangreich, inkludiert aber beispielsweise keine E-Reader. Manche Abgeordnete seien dafür, sämtliche mobilen elektronischen Geräte abzudecken, andere wollen auch gleich eine Vereinheitlichung für drahtloses Aufladen in den Entwurf integrieren.

Tür für bessere Standards steht offen

Dass eine Vereinheitlichung die Innovation hemmen würde, weist die Parlamentarierin zurück. Sie verweist auf die Vorlage der EU-Kommission. Bereits in dieser ist formuliert, dass die Regeln angepasst werden können, wenn ein Standard entwickelt wird, der USB-C aussticht.

Nach aktuellem Stand könnte eine Regelung frühestens 2024 in Kraft treten. Cavazzini hofft, dass EU-Parlament und EU-Ministerrat bis Ende 2022 eine Einigung erzielt haben. (gpi, 19.10.2021)