Gängige Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und Co haben mit der Darstellung von Nacktheit so ihre liebe Not: Das verständliche Ansinnen der Digitalplattformen, Pornografie von ihren Seiten weitgehend fernzuhalten, führt allzu oft auch dazu, dass künstlerische Darstellungen wie Gemälde und Skulpturen zensiert beziehungsweise gelöscht werden. Da es aber in der Kunstgeschichte vor Nacktheit nur so wimmelt, müssen Museen immer öfter umständliche Genehmigungsverfahren über sich ergehen lassen oder Selbstzensur üben, um ihre Werbesujets für Ausstellungen et cetera platzieren zu können.
Der Wien-Tourismus hat deswegen nun einen ungewöhnliche Weg eingeschlagen und einen Kanal auf der Erotik- und Pornoplattform Onlyfans eröffnet. Unter dem Titel "Vienna strips on Onlyfans" werden in Kooperation mit Wiener Museen laufend Kunstwerke präsentiert, die sich kein Blatt vor die nackten Tatsachen nehmen. An der PR-Aktion nehmen aktuell das Naturhistorische, das Kunsthistorische und das Leopold-Museum teil sowie die Albertina.
Was Nutzer des Onlyfans-Auftritts zu sehen bekommen, reicht von der Venus von Willendorf (NHM) über Fotografien der Aktionskünstlerin Valie Export aus der Albertina bis hin zu Aktgemälden von Egon Schiele (Leopold-Museum) und Peter Paul Rubens (KHM). Abonnenten des Onlyfans-Accounts bekommen zudem eine Eintrittskarte für teilnehmende Museen oder eine Vienna City Card geschenkt, heißt es.
"In den sozialen Medien bestimmen Algorithmen, wie viel Nacktheit gezeigt werden darf, und zensieren dabei nicht selten weltberühmte Kunstwerke. Wir stellen daher die Frage, wie viel Nacktheit wir aushalten und wer bestimmen kann, was wir als anstößig empfinden. In der Kulturmetropole Wien lässt sich die Frage beantworten: Aktkunst ist gesellschaftspolitisch und künstlerisch Teil der Kulturgeschichte", sagt Wien-Tourismus-Direktor Norbert Kettner über die Aktion. (red, 19.10.2021)