Abgehoben ist die Luftfahrtbranche nach dem Corona-bedingten Stillstand noch nicht. Aber es geht wieder aufwärts.

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Die Luftfahrt gehört zu den von der Corona-Pandemie am stärksten betroffenen Branchen. Das hat sich im Vorjahr rasch abgezeichnet. Auch die Erholung dauert länger, als die Branche erhofft hat, räumt Julian Jäger, Mitglied des Vorstands der Flughafen Wien AG, vor Journalisten in Wien ein. Immer noch sind – die Flughafenfeuerwehr und Beschäftigte, die sich um die Elektrik kümmern, ausgenommen – die rund 5000 Beschäftigten inklusive Management in Corona-Kurzarbeit, die mit Jahresende auslaufen soll.

In welchem Ausmaß das folgende, weniger großzügige Kurzarbeitsmodell in Anspruch genommen werden müsse, sei noch nicht abzusehen. Dank der insgesamt rund 150 Millionen Euro an staatlicher Kurzarbeitsförderung habe man bislang auf Stellenabbau verzichten können, ergänzt Vorstand Günther Ofner und hofft, "dass wir – wenn die Kurzarbeit früher oder später endet – wieder eine solche Auslastung haben, dass wir keine Kündigungen in größerem Ausmaß brauchen". Das Schlimmste habe man hinter sich "aber es war schon sehr schlimm", so Ofner, der den Corona-bedingten Umsatzverlust an Österreichs mit Abstand größtem Flughafen mit rund einer Milliarde Euro beziffert.

Erholung

Dennoch bleibt das Vorstandsduo zweckoptimistisch. Zuletzt habe sich eine gewisse Erholung gezeigt, sagt Jäger, der einräumt, dass man in manchen Prognosen zu optimistisch gewesen sei. Heuer rechnet man mit zehn Millionen Passagieren in Wien. Der September sei mit 1,6 Millionen Fluggästen stärker als der Juli und dreimal so stark wie der gleiche Monat vor einem Jahr gewesen. Für die Flughafenchefs ein Beleg, dass man "aus dem Gröbsten heraus" sei. Allen Unwägbarkeiten zum Trotz sei das Ziel, die Verlustzone wieder zu verlassen, "in Sicht". Dazu hat sich das Flughafenmanagement nach eigenen Angaben ein rigides Kostensenkungsprogramm auferlegt und unter anderem alles mögliche wieder "ingesourct", was vorher an Drittfirmen ausgelagert worden sei.

Von den ursprünglich für heuer geplanten 230 Millionen Euro an Investitionen wurden 170 Millionen gekappt. Gestrichen wurde etwa vorerst die Süderweiterung des Flughafens sowie eine Erweiterung des Terminals 3, und auch die Sanierung des Piers Ost liegt für absehbare Zeit auf Eis.

Dritte Piste auf Eis

In der Schublade, wenn auch nicht vom Tisch, ist auch die umstrittene dritte Piste. Man habe eine höchstgerichtliche, nicht anfechtbare Bewilligung und beobachte nun die Entwicklung, so Ofner und Jäger. Die Pandemie habe das Projekt lediglich zeitlich nach hinten verschoben. Eine Entscheidungsfindung über einen möglichen Baustart hält das Flughafenmanagement 2024/ 2025 für realistisch. Die türkis-grüne Bundesregierung wähnt man in der Sache auf seiner Seite. Die grüne Klimaschutzministerin Leonore Gewessler dürfte allerdings ihre Meinung, dass das Projekt gegessen sei, nicht geändert haben. (Regina Bruckner, 20.10.2021)