Die Dritt-Impfungen haben schon begonnen. In Österreich wurden bereits 229.007 Booster-Stiche verabreicht.

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Der Impfschutz wird schwächer, die Infektionszahlen steigen wieder. Für viele steht bereits der dritte Stich an. Wer konkret braucht die Boosterung? Kann man sich die auch freiwillig schon früher holen? Macht eine Kreuzimpfung jetzt Sinn? Der Standard beantwortet die brennendsten Fragen.

Frage: Wer soll jetzt die dritte Impfung bekommen?

Antwort: Das ist in den Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG) klar geregelt. Jetzt sind die Risikogruppen dran, sie sollen frühestens sechs, spätestens neun Monate nach der vollständigen Erstimmunisierung eine Auffrischung bekommen. Dazu gehören alle, die in Alten-, Pflege- und Seniorenheimen wohnen, Menschen ab 65 und Personen mit Vorerkrankungen und Risiko für einen schweren Verlauf, unabhängig vom Alter. Risikofaktoren sind etwa Adipositas ab einem BMI von 30, Herzerkrankungen mit Dauermedikation, Diabetes mellitus, chronische Erkrankungen oder die Einnahme von immunsupprimierenden Medikamenten.

Frage: Ich bin noch nicht dran. Kann ich mich trotzdem anmelden?

Antwort: Es gibt einige weitere Gruppen, die sich bereits nach sechs Monaten ein drittes Mal impfen lassen können. Dazu gehören alle, die im Pflege- oder Gesundheitsbereich arbeiten, das schließt auch pflegende Angehörige ein. Außerdem können sich alle Pädagoginnen und Pädagogen, egal ob in Kinderbetreuung, Schule oder an den Universitäten, den Booster bereits holen. Nach neun Monaten sollte man das unbedingt machen.

Frage: Wie komme ich zur Impfung?

Antwort: Wer sich bereits für die Erstimpfungen auf der jeweiligen Plattform im eigenen Bundesland registriert hat, bekommt automatisch und rechtzeitig die Einladung zur Auffrischung. Wer sich ohne Anmeldung hat impfen lassen, muss sich für die Einladung jetzt registrieren. Will man sich, auch wenn man nicht zur Risikogruppe gehört, den dritten Stich schon nach sechs Monaten holen, empfiehlt es sich, bei einem niedergelassenen Arzt zu fragen. Der Hintergrund: Die Ärzte in Impfzentren halten sich im Normalfall an die Empfehlungen des NIG. Ärzte können zwar auch früher impfen, doch sie haften auch im Falle eines Problems. Sie entscheiden daher jeweils individuell, wie ein Sprecher der Stadt Wien erklärt. Hier gibt es eine Liste aller Ärzte, die in Wien impfen.

Frage: Ich habe im ersten Durchgang einen Vektorimpfstoff bekommen. Was heißt das für den Booster?

Antwort: Auch das hat das NIG geregelt. All jene, die für die Grundimmunisierung zweimal Astra Zeneca erhielten, werden bereits nach sechs Monaten zur dritten Impfung eingeladen bzw. können sich selbst anmelden. Eine Studie der Universität Lyon hat gezeigt, dass diese Kombination eine deutlich höhere Antikörperproduktion anregt und somit besonders gut auch gegen die Delta-Variante schützt. Alle, die eine Dosis Johnson & Johnson erhalten haben, können sich ab 28 Tagen nach der Impfung eine Auffrischung mit einem mRNA-Impfstoff holen.

Frage: Wirkt der Impfstoff auch gegen Delta und mögliche weitere Mutationen nachhaltig?

Antwort: Gegen Delta auf jeden Fall. Die Effektivität der Wirkung geht zwar etwas zurück, erstens, weil die Antikörper natürlicherweise abnehmen, und zweitens, weil die Delta-Variante eben deutlich infektiöser ist. Bei potenziellen weiteren Mutationen, die sich durchsetzen könnten, kann man die ausreichende Wirkung des Impfstoffs erst dann feststellen, wenn die Variante tatsächlich da ist. Der Vorteil des mRNA-Impfstoffs: Er lässt sich sehr schnell anpassen. Aber das ist derzeit nicht nötig, meint der Molekularbiologe Martin Moder im Standard -Gespräch: "Solange es keine ganz massive Mutation gibt, die den jetzigen Impfstoff aushebelt, ist das nicht nötig. Wir sehen auch bereits, dass der dritte Stich einen wirklich traumhaften Schutz bietet."

Frage: Ich warte lieber auf den Totimpfstoff. Wann wird der kommen?

Antwort: Lange war es ruhig um das Vakzin des französisch-österreichischen Pharmaunternehmens Valneva, vor wenigen Tagen wurden nun vielversprechende Ergebnisse der Phase-3-Studie veröffentlicht. Die Hersteller rechnen damit, dass der Impfstoff im ersten Quartal 2022 zur Verfügung stehen wird. Aber, betont Thomas Lingelbach, österreichischer Geschäftsführer des Unternehmens: "Alle zugelassenen Impfstoffe sind sicher und wirksam. Der Schutz durch diese Impfstoffe überwiegt bei weitem alle Risiken." Ein weiterer Totimpfstoff des US-Unternehmens Novavax wird voraussichtlich noch dieses Jahr von der EMA für die EU zugelassen.

Frage: Ich habe viele Antikörper. Soll ich mich trotzdem impfen lassen?

Antwort: Die Anzahl der neutralisierenden Antikörper ist immer nur eine Momentaufnahme, sie sinken nicht linear ab. Das Thema ist sehr komplex und für jeden Impfstoff unterschiedlich, wie Herwig Kollaritsch, Mikrobiologe und Mitglied des NIG, betont. Er sieht den Antikörpertest als Nachweis für ausreichende Immunität daher kritisch.

Frage: Man hört immer wieder, in Krankenhäusern liegen in erster Linie Geimpfte. Stimmt das wirklich?

Antwort: Nein. Die Anzahl der Impfdurchbrüche und der Hospitalisierungen steigt zwar. Mit Stand 19. 10. waren laut der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) in Österreichs Krankenhäusern von 714 Menschen auf Normalstationen 300 doppelt geimpft, das sind 42 Prozent. Von 220 Intensivpatienten waren 42 doppelt geimpft, das sind 19,1 Prozent. Man muss aber bedenken, dass es insgesamt bereits deutlich mehr Geimpfte als Ungeimpfte gibt. Setzt man die Zahlen in Relation, sind Ungeimpfte noch deutlich häufiger von schweren Verläufen, die zu Krankenhausaufenthalten führen, betroffen. (Pia Kruckenhauser, 22.10.2021)