Banken sollen bis 2025 ihre Investments CO2-neutral aufgestellt haben. Der Weg dorthin ist aber noch weit. Konkrete Ziele fehlen oft noch.

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Banken haben bei der Transformation hin zu einer grüneren und nachhaltigeren Wirtschaft eine große Rolle. Sie müssen – so schreibt es auch die EU vor – künftig einen gewissen Anteil ihrer Finanzierungen in nachhaltige Unternehmen/Projekte investieren. Bis zum Jahr 2050 sollen die Investments der Häuser emissionsfrei sein. Auch als Institution müssen Banken mehr auf das Thema Nachhaltigkeit fokussieren.

Doch wo stehen die Häuser hierbei in Europa? Dieser Frage ist Zeb, eine Strategie- und Managementberatung im Bereich Financial Services, im Rahmen einer Studie nachgegangen. Dafür wurden die Portfolios von Europas Top-50-Banken analysiert. Aus Österreich sind die Ergebnisse der Erste Group und der Raiffeisen Bank International in die Analyse eingeflossen.

Je nach Lage

Die Finanzierungen und Investments der Banken, die die Institute der Europäischen Bankenaufsicht EBA melden, wurden für die Analyse als Grundlage genommen. "Dann wurden die Engagements in Branchen und Länder aufgeteilt", erklärt Dirk Holländer, Studienautor und Senior Partner bei Zeb. Allein bei der Länderzuteilung hat sich bereits ein Gefälle gezeigt, das vor allem am jeweiligen Energiemix liegt.

Finanziert eine Bank beispielsweise Unternehmen oder Projekte in Polen, schneidet sie bei den Emissionswerten alleine schon deswegen schlechter ab, weil der Energiemix in Polen noch relativ kohlelastig ist. In den nordischen Ländern ist der Energiemix bereits nachhaltiger – daher belasten Investments in diesen Regionen die Emissionsbilanz der Bank weniger. "Alleine der Ort der Geschäftstätigkeit sagt also schon einiges über die damit verbundenen Emissionen aus", erklärt Zeb-Senior-Manager Frank Mrusek.

Konkrete Schritte fehlen oft noch

Bei der Analyse wurde auch deutlich, "dass bisher nur wenige Banken ihre Ziele für die Emissionsreduktion konkret festgelegt haben", ergänzt Holländer. Konkret haben sich 47 der analysierten 50 Banken dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet, ihre eigenen Treibhausgasemissionen veröffentlicht und ein paar allgemeine Ziele definiert. Doch lediglich die Hälfte der Banken haben jetzt schon konkrete Ziele und Maßnahmen angegeben, mit denen sie die Nettonull erreichen wollen. Noch weniger Banken haben bereits Zahlen zu den Emissionswerten ihres Kreditportfolios veröffentlicht. Nur zwei Banken haben Einblick gewährt in ihr gesamtes Portfolio – 15 Institute haben bisher teilweise Zahlen veröffentlicht.

In Summe lassen sich die größten Banken in Europa laut der Erhebung in drei Gruppen einteilen. 13 Häuser haben schon vor ein paar Jahren ihre Verpflichtungen veröffentlicht und sind schon auf dem Weg der Umsetzung, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Diese Gruppe ist ihrer Branche voraus. Dazu zählen vor allem die großen, börsennotierten Banken in den westeuropäischen Ländern. 19 Häuser treiben in die grüne Richtung, 18 Banken haben sich auf den Weg gemacht, bleiben aber auf einem sehr allgemeinen Niveau.

Prozess am Anfang

"Der ganze Prozess der Treibhausgasmessung steht noch recht am Anfang", sagt Michaela Schneider, Managing Partnerin bei Zeb. Auf das Modell, das den Zeb-Berechnungen zugrunde gelegt wurde, habe die Branche gut reagiert. Auch Finanzaufseher haben sich an den Berechnungen interessiert gezeigt. Für die Banken wird die Quantifizierung aller Portfolio-Emissionen sowie konkrete Pläne für deren Reduzierung in den kommenden Jahren zu einer großen Herausforderung.

Vor allem Konzerne, deren Anteilseigner dieses Thema auch kritisch beleuchten, sind hier oft Vorreiter. Ein Modell, um die breite Masse der Klein- und Mittelbetriebe auf Emissionsreduktion zu trimmen, sei hier wohl die weit größere Aufgabe, fassen die Zeb-Experten zusammen.

Daraus könnte für Banken aber eine neue Einnahmequelle entstehen. Schaffen es die Geldhäuser, ihre Kreditkunden zu begleiten (etwa mit der Finanzierung ökologischer Maschinen), entstehe ein Profit auf beiden Seiten. Das betreffende Unternehmen wird klimaneutraler, die Emissionsbilanz der Bank grüner. Klar ist aber, dass den "Banken hier von der Politik auch eine Aufgabe zugeschrieben wurde", sagt Holländer. (Bettina Pfluger, 21.10.2021)