Die Hilflosigkeit, mit der die Politik Flächenfraß in Österreich zulässt, ist bedrückend. Konferenzen werden abgehalten, obwohl keiner ernsthaft etwas gegen das Zubetonieren unternehmen will. Versichert wird, dass man versuchen werde, die ökologisch ungesunde Flächenwidmung zu bremsen, aber leider habe man die Kompetenzen dafür nicht.

Die Wahrheit ist: Die Raumordnung ist die schärfste Ausprägung des Föderalismus, und niemand hat die Courage, Bürgermeister einzuschränken. Genau das ist aber das Gebot der Stunde. Es geht dabei nicht nur um Großbauten wie Einkaufstempel, die es zu verhindern gilt. Es sind Zersiedelung und viele kleine Bauten wie das Asphaltieren eines Hauptplatzes, mit denen tagtäglich an die zwölf Hektar Grünfläche versiegelt und der Natur entzogen werden.

Bürgermeister, die Investoren in ihre Bergdörfer locken und Chalets aus dem Boden stampfen, handeln nicht immer aus überkommener Modernisierungswut. Sie brauchen die Kommunalabgaben, sonst ist die Gemeindekasse leer. Geboten ist also auch eine Systemumstellung der Finanzierung. Aber nicht nur, denn über die berüchtigten Bedarfszuweisungen haben die Länder längst Zugriff. Das nötige Geld für Vorhaben kommt ja meist von ihnen. Aber mit ihren Ortskaisern wollen es sich die Landesfürsten nicht verscherzen – sie könnten sich ja sonst bei Eröffnungsfeiern nicht als volksnah inszenieren. (Luise Ungerboeck, 20.10.2021)