Es wird viel zu viel asphaltiert in Österreich, dieses Problem ist seit langem bekannt.

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11,5 Hektar an Grünland waren es im Jahr 2020 pro Tag, die in Siedlungen, Straßen oder Gewerbegebiete umgewandelt wurden.

Eigentlich hätte das Ziel, österreichweit pro Tag nur noch 2,5 Hektar an Boden zu verbrauchen, schon im Jahr 2010 erreicht werden sollen. Doch das war bekanntlich nicht der Fall; mit 24 Hektar erreichte der Bodenverbrauch im Jahr 2010 sogar einen Höchstwert. Seither geht es retour. 11,5 Hektar waren es im Vorjahr aber immer noch, die täglich von Grünland in Siedlungen, Straßen, Gewerbeflächen etc. umgewandelt wurden.

Nun ist das neue Ziel: 2030. Bis zu diesem Jahr sollen die 2,5 Hektar erreicht werden, das sagte Landwirtschafts- und Regionen-Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit dem Städtebund-Präsidenten und Bürgermeister von Wien, Michael Ludwig (SPÖ), dem Tiroler Wohnbau- und Raumordnungslandesrat Johannes Tratter (ÖVP) und dem Präsidenten des Gemeindebunds, Alfred Riedl. Grundlage dafür ist das neue Österreichische Raumentwicklungskonzept 2030, das in den vergangenen beiden Jahren von der Raumordnungskonferenz (Örok) erarbeitet und am Dienstag im Zuge der ersten "politischen" Sitzung der Örok seit mehr als einem Jahrzehnt nun auch beschlossen wurde. Die Örok feiert dieser Tage ihren 50-jährigen Bestand.

Bodenstrategie mit "Aktionsplan"

Der Beschluss umfasst in erster Linie eine "Bodenstrategie für Österreich", die nun mit dem Ziel erarbeitet werden soll, den Bodenverbrauch auf die erwähnten 2,5 Hektar und also "um 80 Prozent" zu verringern, sagte Köstinger. Landwirtschaftliche Flächen sollen damit gesichert, "der Bedeutung der Böden für den Klimaschutz und der Klimawandelanpassung Rechnung getragen werden", heißt es in dem Örok-Papier. Binnen eines Jahres soll nun ein Aktionsplan ausgearbeitet werden, der fixe Bundesländerziele beinhalten werde sowie ein Monitoringsystem, damit das Ziel auch erreicht wird.

Städtebund-Präsident Ludwig begrüßte den wieder in Gang gesetzten politischen Dialog zum Thema Raumordnung, betonte in seiner Wortmeldung aber auch, dass "städtische Strukturen bei der Bewältigung der Klimakrise schon jetzt vorbildlich" seien. Und dennoch: Die 3,6 Hektar Boden, die laut Ludwig im Jahr 2019 in Wien täglich neu beansprucht wurden, wären 2030 eben auch viel zu viel.

Bei der Umweltorganisation WWF zeigt man sich in einer ersten Reaktion enttäuscht von den Ankündigungen. Diese würden "einmal mehr keine verbindlichen Maßnahmen" beinhalten, sagt WWF-Bodenschutz-Sprecherin Maria Schachinger. "Strategien gibt es schon genug, das Problem ist die fehlende Umsetzung."

Fokus auf Brachflächen

Immerhin eine etwas konkretere Maßnahme gab es dann aber doch noch. Das Klimaschutzministerium will einen "Brachflächendialog" zwischen Bund, Ländern und Gemeinden initiieren, um bereits bebaute, aber nicht mehr genutzte Objekte und Liegenschaften wieder einer Nutzung zuzuführen und so Neuwidmungen zu sparen. "Unmengen an Flächen" seien da vorhanden, bestätigte Riedl; laut Umweltbundesamt sind das rund 40.000 Hektar. Um hier ein "Recycling" anzustoßen, hat Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) jährlich zwei Millionen Euro ab 2022 zugesichert. (Martin Putschögl, 21.10.2021)