Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) gab sich angesichts neuer Daten überzeugt, dass die Schulen diesmal wirklich das gesamte Semester offen bleiben können.

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Kommende Woche geht es für Österreichs Schülerinnen und Schüler zum Durchschnaufen in die Herbstferien. In den bisherigen knapp zwei Monaten Unterricht mussten sie so viele Tests absolvieren wie nie zuvor – auf Corona, versteht sich. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag zog Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) seine Zwischenbilanz über Tests, Impfungen und Co im vierten schulischen Pandemiesemester.

4.100 von 4,8 Millionen Spültests positiv

Konkret wurden seit Schulbeginn im Rahmen des Programms "Alles spült" 4,8 Millionen PCR-Tests durchgeführt, in Wien zudem eine Million PCR-Gurgeltests. Darüber hinaus fanden rund zehn Millionen Antigen-Nasenbohrertests in den Klassen statt. In den ersten drei Wochen nach Schulbeginn mussten ja alle Schülerinnen und Schüler – egal ob geimpft oder nicht – dreimal wöchentlich testen, davon mindestens einmal mit PCR. Seit Auslaufen dieser "Sicherheitsphase" müssen nur mehr Ungeimpfte die Tests vorlegen. (Ausnahme ist derzeit Vorarlberg, wo vor zwei Wochen die Testpflicht überhaupt für alle Schüler abgeschafft wurde.)

Mittlerweile habe sich das Abholen und rechtzeitige Auswerten der PCR-Spültests nach erheblichen Startproblemen allerorten gut eingespielt, sagte Bildungsminister Faßmann. Zu den Zahlen von "Alles spült": Von den 4,8 Millionen Tests fielen 4.100 positiv aus. Das entspricht einer Positivrate von 0,085 Prozent. Nach Bundesländern ausgewertet ist der Anteil positiver Tests in Oberösterreich mit 0,134 % am höchsten, während er mit 0,03 % im Burgenland und 0,023 % in Vorarlberg deutlich geringer war. Hier eine Karte zum Überblick:

Prozentueller Anteil positiver PCR-Spültests an Schulen nach Bundesland.
Foto: Bildungsministerium

An den Schulen wird, wie das Bildungsministerium betont, um ein Vielfaches mehr mit dem Höchststandard der PCR-Methode getestet als in sämtlichen anderen Gesellschaftsbereichen. So stünden etwa in Oberösterreich im Betrachtungszeitraum ab Anfang September 400.000 Schul-PCR-Tests bloß 74.000 sonstige PCR-Tests gegenüber.

Aus den zehn Millionen Antigentests ergaben sich übrigens 6000 Verdachtsfälle. Da diese Tests aber eher unverlässlich sind und oftmals falsch-positive Resultate liefern, muss mittels PCR-Methode nachgetestet werden. Wie viele der Verdachtsfälle sich dabei als wirkliche Infektionsfälle entpuppten, wisse das Bildungsministerium allerdings nicht, da die zum Gesundheitsministerium ressortierenden Gesundheitsbehörden für die Nachtestungen zuständig seien, wie dem STANDARD auf Anfrage mitgeteilt wurde. Eine Anfrage an das Gesundheitsministerium blieb vorerst unbeantwortet.

89 Prozent an AHS, 80 Prozent an Volksschule

Neue Daten – Stand Ende September – wurden am Donnerstag aber auch zur Impfquote bei Lehrerinnen und Lehrern vorgestellt. Demnach sind 84 Prozent der Lehrkräfte vollständig geimpft, wobei der Anstieg im Vergleich zu Ende August nur zwei Prozentpunkte beträgt. Bei den Volksschullehrkräften sind mittlerweile knapp 80 Prozent geimpft – damit gab es im September einen Anstieg um rund drei Prozentpunkte. Bei den AHS-Lehrkräften beträgt die Impfquote 89 Prozent, an BMS/BHS 85 und an Mittelschulen 83.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bei der Pressekonferenz am Donnerstag.
ORF

Auch die Lehrer-Durchimpfung variiert regional: Im Burgenland sind 89 Prozent geimpft, in Wien 87, in Oberösterreich nur 80.

Schüler-Impfquote steigt deutlich mit Alter

Nachdem sich nun auch schon Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren seit einigen Monaten impfen lassen können, wurden jetzt – ebenfalls mit Stand Ende September – von der Statistik Austria erstmals Impfquoten in der Schülerschaft erhoben. Es zeigt sich ein klares Muster, wonach die Impfquote mit dem Alter ansteigt: Zwölfjährige waren zu 22 Prozent geimpft, 14-Jährige zu 36 und 18-Jährige zu 60.

Massive Unterschiede gibt es auch nach Schultyp:

AHS-Oberstufe: 61 Prozent

BHS: 54

Berufsschulen: 49

BMS: 38

AHS-Unterstufe: 37

Sonderschulen: 29

Mittelschulen: 20

Experten sollen informieren

Für Faßmann zeigen diese Zahlen, dass die Impfquote viel mit dem Bildungsniveau der Schüler zu tun habe. Auch "Sprachbarrieren" könnten für die geringe Impfquote an den Mittelschulen verantwortlich sein, vermutet er. Man wolle nun in Zusammenarbeit mit dem Jugendrotkreuz in den Klassen für mehr Aufklärung über den Nutzen der Vakzine sorgen. Das Format soll "Breaking the Wave" heißen und in mehreren Sprachen über die Impfung informieren und Mythen entgegentreten. Renommierte medizinische Experten sollen dabei auch per Video Fragen der Kinder und Jugendlichen beantworten. "Wir wollen keinesfalls indoktrinieren, sondern sachlich informieren", sagt Faßmann. (Theo Anders, Laurin Lorenz, 21.10.2021)