Die Baubranche ist einer der großen Hebel im Kampf gegen den Klimawandel. Etwa 40 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen sind auf den Gebäudesektor zurückzuführen. Ein steirisches Start-up setzt diesem Umstand seinen "Strohboid" entgegen. Das patentierte Bausystem besteht aus einer Holzgitterkonstruktion mit Strohballen, Lehm und einem Membrandach aus Holz. Die doppelte Krümmung der Konstruktion soll die Stabilität erhöhen.

Die beiden bisher erhältlichen Strohboid-Modelle werden beispielsweise in der Gastronomie aufgestellt. Bald soll ein Chalet folgen.
Foto: Strohboid

Die Vorteile des Strohboiden: "Inklusive Lieferung liegt die CO2-Bilanz bei null", sagt Max Schade, einer der Gründer des steirischen Start-ups Strohboid. Einerseits wird die Herstellungsenergie im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffen um bis zu 90 Prozent reduziert. Andererseits binden die nachwachsenden Rohstoffe CO2, anstatt es freizusetzen.

Bisher kommen die Gebäude – es gibt einen 70 Quadratmeter großen Pavillon und seit dem Vorjahr auch eine 20 Quadratmeter große Lounge – bei Events und in der Gastronomie zum Einsatz. Die kleineren Einheiten werden beispielsweise auch als Poolhäuser genutzt.

Revolution der Baubranche

Generell sind die Gebäude ganzjährig nutzbar und können gemietet oder gekauft werden. 20 der größeren Pavillons wurden bisher insgesamt verkauft, außerdem 35 der kleineren Lounges. Zu den Preisen werden keine Details verraten.

Die Bauteile der Hütten, die dank Krümmung an die mathematische Form des namensgebenden Paraboloids erinnern, werden in Österreich und der Schweiz vorgefertigt und dann von einem Montageteam vor Ort zusammengebaut. Für die Lounge mit 20 Quadratmeter Fläche ist dafür ein halber Tag nötig. Für den 70 Quadratmeter großen Pavillon sind es, je nach Ausstattung, etwa zwei Tage.

Mit der Konstruktion seien auch Sonderbauten wie Bahnhofshallen, Sporthallen, aber auch Kirchen möglich. Erklärtes Ziel: die Baubranche zu revolutionieren.

Schritt Richtung Wohnen

Innovationsbedarf gäbe es bekanntlich ebenso im Wohnbereich. Der Plan ist daher, den Schritt in diese Richtung zu wagen. Es wäre ein naheliegender: "Die Menschheit hat von Anfang an mit Holz, Stroh und Lehm gebaut", sagt Schade. "Aber irgendwann wurden dann Styroporfassaden und Stahlbeton erfunden." Damit sei der Hausbau zwar beschleunigt worden – aber eben auch extrem energieaufwendig geworden. Das muss sich in Zeiten von Klimawandel und CO2-Besteuerung ändern.

Darum soll ins Produktportfolio auch ein Chalet aufgenommen werden, das sich mit einer Grundfläche von 50 Quadratmetern, einer zwölf Quadratmer großen Galerie und einer 20 Quadratmeter großen Terrasse nicht nur als Ferienhaus oder Eigenheim, sondern auch als Dachaufstockung eignen soll. Noch wird nach Investoren für einen Prototyp gesucht. Anfragen von Interessierten, die sich die Wohnform vorstellen könnten, gebe es aber bereits mehrmals pro Woche. (Franziska Zoidl, 27.10.2021)