Keine andere Branche ist mehr auf die Arbeitskraft von Frauen angewiesen als der Handel.
Foto: APA/HANS PUNZ

Österreichs Handel fehlen 20.000 Mitarbeiter. Wer trotz hoher Arbeitslosigkeit seit Jahren zu wenige Angestellte findet, sollte Nabelschau betreiben. Es sind nicht nur Widrigkeiten durch Corona, die viele von Jobs im Verkauf Abstand halten lassen. Die Gehälter sind niedrig, die Aussicht auf Vollzeitstellen ist gering. Dünne Personaldecken und teils willkürliche Dienstpläne ringen Flexibilität ab, die auf Kosten des Familienlebens geht. Dabei ist keine andere Branche mehr auf die Arbeitskraft von Frauen angewiesen als der Handel.

Die laufenden Lohnverhandlungen werden die zahlreichen Probleme der Branche nicht lösen. Das ist Aufgabe der einzelnen Unternehmen, die sich hohe Fluktuation im Wettlauf um gute Fachkräfte nicht mehr leisten können. Der Kollektivvertrag hat aber die Kraft, das Image des Handels zu verbessern.

Klar, wer nichts hat, kann auch nichts verteilen. Einem Gutteil der Betriebe, allen voran dem Textilhandel, steckt die Pandemie in den Knochen. Doch dürfen die Sozialpartner deswegen Supermärkte, die gut verdient haben, die das Gros der Beschäftigten stellen und maßgeblich die Arbeitsbedingungen im Handel bestimmen, außen vor lassen? Einigen sie sich auf eine höhere Abgeltung von Mehr- und Nachtarbeit, trifft das vor allem Händler, die mit genug Geschäft gesegnet sind. Und es zwingt Unternehmer dazu, Arbeit auf ausreichend Köpfe zu verteilen. Das ist auch in Zeiten von Krisen zumutbar. (Verena Kainrath, 22.10.2021)