Die Dachterrasse der Wien Süd erfüllt viele Funktionen.

Foto: Wien Süd / Anetzhuber

Das Klima ändert sich, darauf muss auch der Wohnbau reagieren. Im Stadtteil Biotope City in Wien-Favoriten wurde erstmals im großen Stil ausprobiert, "wie dichtes, urbanes Wohnen ausschauen muss, damit es klimafit wird", wie Walter Koch, stellvertretender Obmann des gemeinnützigen Bauträgers Wien Süd, erklärt. Gemeinsam mit sechs anderen Bauträgern hat er hier auf den ehemaligen Coca-Cola-Gründen am Wienerberg ein Konzept zur "Renaturierung der Stadt" umgesetzt.

Das Konzept geht auf die Stadtplanerin Helga Fassbinder zurück. Dass es zur Umsetzung am Wienerberg kam, war dem 2016 verstorbenen Architekten Harry Glück zu verdanken. Er trieb das Projekt maßgeblich voran. Die Umsetzung wurde dann von der Boku Wien wissenschaftlich begleitet.

Swimming Pool, Urban Gardening

Das Wohnprojekt der Wien Süd mit 99 geförderten Miet- und 62 freifinanzierten Eigentumswohnungen wurde zu Jahresbeginn fertiggestellt. Insbesondere von der Dachterrasse dieser Wohnanlage schwärmt Florian Reinwald von der Boku, der den Bau der Biotope City von Beginn an begleitet hat: "Da finden sich viele verschiedene Funktionen auf dem Dach: ein Swimmingpool, Urban Gardening, Photovoltaik genauso wie Aufenthaltsflächen." Das Dach könne also vielseitig genutzt werden, auch dank der semitransparenten Photovoltaikmodule, die einen Teil des Sonnenlichts durchlassen und so beispielsweise auch Hochbeete direkt darunter ermöglichen.

Doch nicht nur das Dach ist begrünt, sondern auch die Fassade. "Bei der Biotope City hat man das Experiment gewagt, dass jede Wohneinheit einen Pflanztrog bekam" – nicht nur bei der Wien Süd, sondern auch bei fast allen anderen Gebäuden des neuen Stadtteils. Für die Bewässerung wurde vorgesorgt, teilweise wurden die Tröge von den Bauträgern auch vorbepflanzt.

Grüne Fassaden

Dem Bau des Stadtteils lag ein Masterplan mit genauem Qualitätenkatalog zugrunde. Die diversen Maßnahmen, die schließlich eine "Biotope City" aus dem Areal machen – die Fassaden- und Dachbegrünungen, das Regenwassermanagement, die bauplatzübergreifende Freiraumgestaltung, um nur wenige zu nennen –, wurden also von Beginn an mitgeplant. "Dadurch wurde es wesentlich günstiger", sagt Reinwald. Überhaupt sei die bauplatzübergreifende Herangehensweise ein Asset der Biotope City.

Die Tiefgaragen befinden sich im Wesentlichen genau unter den Gebäuden, weshalb die Bäume viel Platz zum Verwurzeln haben. Das Schwammstadtprinzip wird angewandt, und der ehemalige Feuerlöschteich von Coca Cola wurde zum Retentionsteich umgebaut, "wobei der Überlauf hier wiederum den Wienerbergteich speist", erläutert Reinwald. (Martin Putschögl, 29.10.2021)